Review

Für den ungebildeten Betrachter kaum zu glauben, aber wahr: bei "Ghost World" handelt es sich doch tatsächlich um eine Comic-Verfilmung. Da ich das Comic jedoch selbst nicht kenne, kann ich auch nicht sagen, ob die Kinoadaption im Vergleich dazu kongenial, schlecht oder besser ist. Fakt ist nur, das "Ghost World" ein guter Film geworden ist, der jedoch stellenweise etwas hakt.

Hier würde jetzt ein kurzer Abriss der Story stehen, die mir aber als solches irgendwie entgangen sein muss. Nur ein roter Faden ist bei mir hängen geblieben und der sieht in etwa wie folgt aus:
Enid und Rebecca sind das, was man gemeinhin als freakige Zicken bezeichnen würde: Aussenseiter, finden fast alle Leute bescheuert und sind ziemlich anti. Doch eines Tages tritt der schräge Seymour in Enids Leben und sie freundet sich mit ihm ihn. Doch daran droht die Freundschaft der Mädchen zu zerbrechen...

Regisseur Terry Zwigoff ("Bad Santa", 2003) gelang mit "Ghost World" ein ungemein skurriler Film mit vielen schrägen Gestalten. Glücklicherweise verliert er sich dabei nicht in einem abgedrehten Freak-Panoptikum, sondern versucht, eine Story um eine Mädchenfreundschaft zu erzählen. Das gelingt ihm größtenteils, auch wenn die Story etwas in den Hintergrund rückt zugunsten vieler schriller und origineller Ideen. So ist es ihm wichtiger, die seltsame Beziehung zwischen Seymour und Enid zu zeigen, als auch einmal eine Handlung fortfahren zu lassen. Die Eintönigkeit des Films in Stimmung und Bildern fasziniert anfangs, wird dann zur Gewohnheit und sorgt am Ende (ebenso wie die Substanzlosigkeit) zu kleineren Gähnern.
Die Darstellerriege ist sozusagen die Crème-de-la Crème der weniger bekannten großen Charakterschauspieler. Allen voran der grandiose Steve Buscemi ("Con Air", 1997) als in sich selbst eingeigelter Platten-Sammler und 78er-Fetischist Seymour, Thora Birch ("American Beauty", 1999) als von der (heilen) Welt angekotztes Biest Enid und Brad Renfro ("Der Klient", 1994, "Der Musterschüler", 1998) als deren gepeinigter Freund Josh. Auch Scarlett Johansson ("Lost in Translation", 2003) als angeekelte Rebecca möchte ich hier nicht vergessen, jedoch spielte sie schon einmal besser.

Seltsame Gestalten in einem seltsamen Film: "Ghost World" ist ein seltsames, emotional kühles, eintöniges und trostlos wirkendes Panoptikum schräger Gestalten mit seltenem Anflug garstigen oder skurrilen Humors. Dennoch ein sehenswerter Film, vor allem gerade durch die schrägen Typen und die seltsame Leere.
Bei "Ghost World" ist der Titel scheinbar Programm: kalt, einsam und karg - aber eine unterhaltsame Freakshow.

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