Review

Nach „De zaak alzheimer“ kommt aus Belgien nun der nächste Film, der auch international was reißen möchte, nachdem er in Belgien schon ein Kassenknüller war. Zurecht, wie sich auch hier zeigt.


Tom Vansant (Koen de Bouw) ist ein alleinerziehender Vater, der als Arzt in einem Brüsseler Krankenhaus arbeitet. Seine 14 jährige Tochter Louise ist ihm das wichtigste. Als Louise plötzlich verschwindet, bricht für Tom eine Welt zusammen, seinen Beruf kann er nicht mehr ausführen, da er nur noch seine Tochter suchen will. Auch nach 18 Monaten hat er keine Ahnung, was seiner Tochter passiert ist. In einem kleinen Cafe, wo er weiter Bilder seiner Tochter verteilt, behauptet die 16 jährige Charlotte (Maaike Neuville), seine Tochter gesehen zu haben. Kurioserweise ist Charlotte ebenfalls vor 18 Monaten von zu Hause verschwunden. Nachdem Tom Charlotte mit nach Hause nimmt, ist auch schon am nächsten morgen die Polizei da, weil sie in Tom einen perversen sehen. Derweilen kommen Charlottes Eltern nach Brüssel und nehmen ihre Tochter mit zurück nach Bergmont. Tom folgt Charlotte, da er glaubt, dass sie mehr weiß, als sie zugeben will. In Bergmont ist Tom alles andere als Willkommen. Die Dorfbewohner mögen keine Fremden, besonders der örtliche Förster Roland Dunevolt (Filip Peeters) beobachtet Tom ganz genau. Schon bald entdeckt Tom, dass das Dorf einige Geheimnisse hat und man Tom am liebsten um die Ecke bringen würde...


„De zaak alzheimer“ war der belgische Film, der dieses kleine Land auch mal international bekannt gemacht hat. Vorher war Belgien ja nicht wirklich für seine Spielfilme bekannt, wenn man von bekannten Comicadaptionen mal absieht. So trommelte man fast wieder alle belgischen Stars zusammen (es fehlt eigentlich nur noch Jan Decleir), fertig ist der nächste hervorragende Film aus Belgien.
Wer „De zaak alzheimer“ gesehen hat, erkennt sofort die beiden Hauptdarsteller wieder, jeweils in ähnlichen Rollen. Koen de Bouw ist mal wieder der Gute, wenn man so will, sein Gegenpaart ist Filip Peeters. Beide agieren wieder auf höchstem Niveau, hinzu kommen weitere belgische Stars wie Els Dottermans, daneben gibt Maaike Neuville ein klasse Debüt.

Gewisse parallelen zu „De zaak alzheimer“ kann man nicht verleugnen, zumindest steuert der Film inhaltlich auf eine mögliche ähnliche Thematik hin. Wieder scheinen Kinder das zentrale Thema zu sein.
Glücklicherweise hat der Film viele Facetten und führt den Zuschauer einige Male aufs Glateis bzw. in eine andere Richtung, so dass das Finale doch recht überraschend und nicht wirklich vorhersehbar ist. Dabei agieren die belgischen Darsteller um Klassen besser, als so manche Deutsche Vertreter, die man oft genug im TV bewundern darf. Den Darstellern nimmt man ihre Rolle ab, egal, ob sie schon alte Hasen im Geschäft sind wie de Bouw und Peeters, oder gerade vielleicht erst eine Karriere starten, die Maaike Neuville. So steuert der Film auf ein Finale zu, welches man so nicht erwarten würde. Zugegeben, es wirkt schon ein wenig arg konstruiert, aber so sind diese Art von Filmen nun mal und alles ist bei weitem nicht so übertrieben unrealistisch wie in diversen anderen (amerikanischen) Filmen.

Ein weiterer, vielleicht auch unterschwelliger Punkt, ist das zerrüttelte Verhältnis der Belgier untereinander. Wie z.B. auch Kanada ist Belgien ein zweisprachiges (eigentlich sogar dreisprachig, wenn man die deutsche Minderheit auch noch berücksichtigt) Land. Bekannter Weise wird im Norden des Landes flämisch gesprochen, im Süden französisch und beide Landteile sind sich nicht wirklich grün. Dies merkt man auch in „De indringer“, wobei man dem Film seine flämisch Herkunft anmerkt. Die Flamen sind die Guten, während die Wallonen die typischen Einsiedler sind, die nur unter sich leben wollen und auch kein flämisch können. Der Flame ist natürlich anders und auch in der Lage, französisch zu sprechen. So wird die Charakterisierung der Belgier bestimmt nicht jeden gefallen, besonders die Wallonen werden sich wohl das eine oder andere Mal auf den Schlips getreten fühlen. So ist der Film auch sprachlich geteilt, viele Dialoge sind auf französisch, der Großteil wird aber weiterhin auf flämisch geführt.


Fazit: „De Indringer“ ist ein hervorragender und spannender Film aus Belgien. Bekannte belgische Darsteller geben sich die Klinke in die Hand und der gut 110 minütige Film bleibt durchgehend interessant und spannend. Nach „De zaak alzheimer“ ist „De indringer“ ein weiterer interessanter und erfolgreiche Film aus Belgien. Wer mal einen etwas anderen Thriller sehen möchte, bei dem man die Lösung nicht sofort errät, wird an diesem Beneluxfilm seine Freude haben. Wieder mal eine positive Überraschung aus Belgien. Bitte mehr davon.

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