Direkt nach „First Blood“ beschloss Ted Kotcheff („Billy Two Hats“, „The Shooter“) sich noch einmal auf das Trauma Vietnam einzulassen und heuerte unter John Milius an, der mit „Uncommon Valor“ seinen traditionell rechten und reaktionären Filmgedanken treu blieb. Immerhin noch vor „Missing in Action“ und auch Genreprimus „Rambo: First Blood Part II“ entließ er damit einen ideologisch natürlich höchst fragwürdigen, aber nichtsdestotrotz kurzweiligen Kriegsactioner ins Kino, der, wie so viele Genreverwandte dieser Zeit, eine Rettungsmission heraufbeschwört, in der amerikanische Kriegsgefangene Jahre nach Ende des Vietnamkrieges auf eigene Faust aus Lagern geholt werden müssen, weil die politisch kühl kalkulierende Regierung deren Existenz leugnet und totschweigt, anstatt alles in ihrer Macht stehende für die Heimkehr zu tun.
Hier zieht es nach einem knackigen Auftakt, der natürlich das Zurücklassen einiger Kameraden, die den rettenden Helikopter nicht mehr rechtzeitig erreichten, zeigt, den pensionierten Colonel Cal Rhodes (Gene Hackman, „The French Connection“, „Superman“) nach Beendigung des Konflikts nach Bangkok zurück, wo er verzweifelt versucht seinen Sohn ausfindig zu machen und erst Jahre später durch einen alten Freund beim Militär Luftaufnahmen einer Aufklärungsmaschine zugeschanzt bekommt, die ein immer noch intaktes Gefangenenlager zeigen. Rhodes glaubt auf einem der Fotos seinen Sohn Frank (Todd Allen) zu erkennen und beginnt seine damaligen Kameraden zusammenzutrommeln, um eine Rettungsmission zu starten. Finanziert wird das private Unternehmen von einem reichen Großindustriellen, dessen Sohn ebenfalls über Vietnam abgeschossen wurde. Da die Politiker nichts zuhören wollen, scheint dies die einzige Möglichkeit seinen Sohn wiederzusehen.
In kurzweiligen 96 Minuten inszeniert Ted Kotcheff die allseits bekannten Ingredienzien gekonnt, schweift dank des linear aufgebauten Drehbuchs nicht ab, sondern bleibt hart am Gas ohne freilich den Unterhaltungsgrad eines „Rambo: First Blood Part II“ zu erreichen. Dafür fehlten dann doch die Production Values, was „Uncommon Valor“ nicht abwerten soll. Nur ist es eben kein Highend-Produkt.
Sondern eher ein unreflektiertes Kriegsabenteuer, in dem Rhodes zunächst halbwegs enthusiastisch die erst skeptischen und dann begeisterten, beziehungsweise bei der Ehre gepackten Veteranen überreden muss daran teilzunehmen, was sich als halbwegs schwer erweist, weil ein paar von ihnen immer noch Traumas von damals, die sie später in den Extremsituationen natürlich überwinden, herumschleppen oder sich längst eine familiäre Existenz aufgebaut haben und von solchen lebensgefährlichen Risikos möglichst weiten Abstand nehmen wollen. Auch in dieser Hinsicht erlebt man also keine Innovationen, jedoch immerhin so bekannte Gesichter wie Fred Ward („Remo Williams: The Adventure Begins“, „Tremors“), Reb Brown („Mercenary Fighters“, „Cage“), Randall „Tex'“Cobb („Fletch Lives“, „Blind Fury“) und Pyun-Regulator Tim Thomerson, die ihren Figuren so viele Profil und Exzentrik wie nötig verleihen. Ein ganz junger Patrick Swayze („Red Dawn“, „Road House“) stößt im Ausbildungslager, in dem die alten Säcke wieder kriegstauglich getrimmt werden, übrigens auch zu ihnen. Seine Motivation begründet sich darin, dass sein Vater in Vietnam fiel.
Das Training selbst setzt sich aus den bekannten Motiven zusammen. Rhodes patriotische Reden von vergessenen Kameraden heizen die Stimmung vor Ort zunehmend an, so dass die abgeschlafften Veteranen nicht nur Schießübungen absolvieren, sondern auch körperliche Fitness bolzen und sich an den vietnamesischen Fraß gewöhnen müssen, um auf alles vorbereitet zu sein. Dass originalgetreu nachgebaute Lager dient ihnen dabei nicht nur als Trainings- sondern auch Schlafplatz. So langsam flammt dann auch der alte Geist wieder auf und die Jungs bekommen wieder Spaß an der Sache beziehungsweise akzeptieren auch irgendwann den Jungspund Kevin (Swayze), der so seine Müh’ und Not hat, bis er endlich in die Gruppe integriert wird.
Am Gelingen der höchst einfältigen Schose ist maßgeblich die routinierte Umsetzung und die soliden Akteure, von denen allerdings keiner glänzt, beteiligt. Subplots, wie die das Einschreiten der C.I.A., die ihre Interessen in Gefahr sehen und deswegen das gesamte Waffenarsenal der Männer, nachdem sie in Laos eintreffen, beschlagnahmen lassen, werden dankbar kurz an der Leine gehalten, so dass die Odyssee nach der Generalprobe im Camp auch ohne Zwischenstopp durchstarten kann.
Ordentlich durchgewürzt mit pathetischem Heldengetue und einem eigenen Verständnis für Ehrenhaftigkeit und Kameradschaft, lässt sich die Truppe nicht einmal entmutigen, als man ihnen die gesamte Ausrüstung abnimmt. Mit ihren eigenen finanziellen Mitteln kaufen sie sich nämlich in einer Spelunke eine Kiste schrottreifer Waffen zusammen, um dickköpfig doch mithilfe eines ehemaligen Drogenhändlers und dessen Töchter in den Dschungel zu ziehen, wo man dann nach einem Scharmützel mit der Grenzpatrouille auch das Lager findet und der Übermacht mit einer etwas komplizierten und deswegen ziemlich riskanten Strategie auch entgegentritt.
Die Action kann sich dabei sehen lassen, weswegen „Uncommon Valor“ auch ein gutes Stück aus der Schwemme ähnlich konzipierter Rettungsmission heraussticht, denn geboten wird regelmäßig etwas und dann knallt und bummst es auch ganz ordentlich. Wenn Fahrzeuge und Gebäude bildgewaltig in die Luft fliegen, dürften die Pyrotechniker so richtig ihren Spaß gehabt haben und auch während des Angriffs, wenn von Hubschraubern bis hin zu Flussbooten alles im Einsatz ist, Brücken in die Luft fliegen oder vernichtende Maschinengewehrsalven Gegner niederstrecken, wird der Actionfreund mit genügend kurzweiligen Bildern versorgt. Selbstaufopferung für den Kameraden und auch Verluste harmonieren allerdings wenig mit einem unausgegorenen Happy End, das eigentlich kein richtiges ist und trotzdem so dargestellt wird.
Dennoch stimmt das Tempo und die schlammigen, feuchten Landschaften von Laos, durch die die Truppe sich mit einem geklauten LKW oder zu Fuß schummelt, um an ihr Ziel zu gelangen und sich durch kein Problem länger aufhalten lässt.
Erwartungsgemäß spielen schauspielerische Qualitäten hierbei überhaupt keine Rolle, wobei auch Gene Hackman überraschend blass bleibt, doch die Garantie, dass trotz nur eines mittelprächtigen Spannungsbogens eben ständig etwas los ist oder einschlägige Kulissen (u.a. eine verruchte Kneipe) für die nötige Atmosphäre sorgen, stellt den weniger anspruchsvollen Genrefan zufrieden.
Fazit:
„Uncommon Valor“ stellt sich, wie erwartet, als oberflächlicher Kriegsactioner mit den üblichen Zutaten heraus, der deutlich die Handschrift des stets ideologisch bedenklich rechten John Milius trägt.
Das simple Drehbuch verfilmt Ted Kotcheff mit seiner ganzen Routine und sorgt dank ansprechender Kulissen, genügend Action, die sich aber erst in der zweiten Hälfte häuft, und einer Schar ordentlich agierender Darsteller für die nötige Abwechslung, um „Uncommon Valor“ als guten Genrebeitrag abzustempeln, der sich natürlich nicht mit den etablierten Genregrößen messen kann, aber deutlich über dem Niveau gänzlich einfältiger und auch weniger spektakulärer Verwandte ansiedeln kann. Kein Film mit Klassiker-Status, aber unterhaltsame Routine in allen Belangen, an den man sich ohne Anspruch problemlos berieseln lassen kann.