Als in den U-Bahnen die Poster für STORMY NIGHT aufgehängt wurden, hatte ich mich sofort verliebt. Der Wolf und das Zicklein. In Eintracht spazieren sie nebeneinander am Cliff entlang - ganz zuckersüß. Herzallerliebst. Und wahrhaftig: Regisseur Gisaburo Sugii, der seinen Lebtag schon allerhand Anime aus den Panels gepresst hat, aber sich bisher noch nie so weit unter die Augen des Mainstream getraute wie mit diesem aktuellen Werk, ließ ganz ordentlich Kawaiiness in seine bewegten Bilder pinseln.
Keine Frage - STORMY NIGHT ist verdammt hübsch anzusehen. Dem Regisseur wäre ein wirklich großartiger Film gelungen, hätte er der Dramaturgie noch etwas Pepp gegeben - natürlich scheitert eine eigene Vision bei der Verfilmung einer populären Literaturvorlage häufig an einem Kompromiss. Und auch die arg konstruierte Entwicklung im Finale wurde ihm quasi vorweggenommen. Immerhin gelingt es ihm in seinem Medium trefflich nachvollziehbar zu machen, was wohl auch den Zauber der Bücher ausmacht, der so vorgeblich unabhängig von Alter und Konzepten ihre Leser umgarnt. Die Beziehung der äußerst ungewöhnlichen Freunde Gav und Mei - ein Wolf und ein junger Ziegenbock - ist dezidiert ambivalent auslegbar. Seit sie gemeinsam eine Gewitternacht in einer stockdunklen Scheune verbracht haben, beide vor Angst bibbernd, unsichtbar füreinander aber sich gegenseitig Mut zusprechend, noch nicht ahnend, dass sie an verschiedenen Enden der Nahrungskette ziehen, sind sie unzertrennlich. Sie treffen sich heimlich, weil freilich weder die Zicken noch die Wölfe das mitbekommen dürfen, und als sie schließlich auffliegen und von ihren Klanen gegeneinander gehetzt werden sollen, ziehen sie diesen Bedingungen die gemeinsame Flucht und den wahrscheinlichen Tod vor. Fuck Bushido, es lebe das Gefühl. Offensichtlich sind die beiden dicker als Ernie und Bert aus der Sesamstraße - und bereits diesen Stars des Kinderfernsehens haben Erwachsene schon allerhand nachgetratscht.