Review

Also wenn ich Michele Soavi wäre, würde ich mal beim Anwalt nachforschen, ob hier nicht eine Plagiatsklage rauszuholen ist, denn dieses biedere Filmchen stützt sich vor allem in der zweiten Hälfte doch ein wenig zu sehr auf seinen Erstling "Stage Fright".

Mag die Empfehlung in der letzten "X-Rated" auch noch so beachtlich ausfallen, so ist der Film doch trotz 85 Minuten Laufzeit vor allem zu lang. Überhaupt scheint das Ganze auf TV-Film-Niveau gedreht worden zu sein und orientiert sich an bekannten Bildern und reichlich Klischees.
Da wäre zunächst das mörderische Verbrechen eines Clowns an einer Opernsängerin als Vergangenheitsepisode.
Danach: Klappe zu, Oper dicht, Clown irgendwie weg! Sehr realistisch!
Irgendwann heute müssen nun ein paar zu bestrafende Schüler und Mitglieder der Theatergruppe die Bude auf Vordermann bringen, wobei der Maskierte (nein, nicht Batman) noch immer im Keller und den Katakomben lauert. Mit dabei ist das Töchterchen der Ermordeten (wie praktisch), die auch gleich die Visionen plagen. Der Rest der Schüler stand vermutlich im Produktionskodex: schwarze Freundin, histerisch nach Okkultem forschende Brillenschlange, schwuler Schauspieler, Sportmonster ohne IQ, Fick-Mich-Schönchen und der zeitlose Rebell, der natürlich noch so seine guten Seiten hat.

Eine Dreiviertelstunde muß man schon ausharren, so lange gibt's nur blöde Dialoge, aber dafür atmosphärische Umgebung, denn das Theater kommt wesentlich besser rüber als das von Soavi. Old-Lois-Lane Margot Kidder schmeißt die Lehrerin, während Alt-Mime Christopher Plummer wohl der Geldbeutel beißt, auf das er hier den Besitzer gäbe. Und er weiß natürelehmann, daß der Clown im Keller sitzt.

Losgehen tut es erst, als Margot ein Äxtchen vor die Stirn gezimmert bekommt und auch dann bleibts schön betulich mit reichlich Versteckspielchen und einem falschen Clown. Das hätte virtuos werden können, aber die Musik will nicht passen, die Kamera will zuviel und die Regie weiß nicht, daß weniger mehr ist. Also geht's dann im Vier-Minuten-Takt (wir haben halt nicht so viele Opfer) weiter: Speer durch Brust, Erwürgen, Vom Dach werfen, elektrischer Stuhl, Rübe ab in Großaufnahme. Und zum Schluß sitzen sie dann alle, nein nicht am Bühnenrand wie bei Soavi, sondern stilgemäß in der ersten Reihe, wenn sich der Mörder enttarnt und plötzlich drei Clowns los sind. Ein blutig Finale mit Opernmusik folgt, die selten so ungeschickt eingesetzt worden ist.

Die Story ist jedoch so dünne, daß man es schon vorher wissen kann und offenbart am Ende sogar einen inszenatorischen Mangel, denn die Morde sollen letztendlich von einer anderen Person begangen worden sein, als die, die uns immer gezeigt worden ist. Naja, ist ja direct-to-video. Ich zieh mal nicht zu viele Vergleiche zu Soavi, das darf jeder selbst rausfinden.
Es ist zwar nicht stinköde, aber innovativ ist es auch nicht und interessant geht auch anders. Wenn man mal von den beknackten Dialogzeilen absieht (besonders kreischig, wenn die Bühnentunte den Sportler anzickt und der sich dann beschwert, er sei ja gar nicht blöd), vielleicht sogar erträglich. Zwischendurch Zeitung lesen ist aber erlaubt. (3/10)

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