Es ist ziemlich schwierig, aus dem riesigen Repertoire an Filmen zu Weihnachten jene herauszufiltern, die nicht heiter-besinnlich, sondern eher entgegengesetzt sind: Horrorfilme nämlich. Nach langer Suche bin ich doch noch fündig geworden: am frühen Morgen des 26.12. auf Pro 7 lief der mir unbekannte Slasher „The Clown at Midnight“ in der Glotze. Also aufgeblieben, aufgezeichnet und Spaß gehabt? Denkste – Letzteres leider nein. Die Sendezeit selbigen Films ist eigentlich schon Kritik genug. Denn warum sendet man eine Free-TV-Premiere bitteschön um 2 Uhr morgens? Wohl deshalb, weil der Film schlecht ist. Und genau diese logische Ableitung ist leider eingetreten. Obwohl streckenweise leidlich spannend, ist „The Clown at Midnight“ nichts weiter als ein abermaliges Recycling bekannter Versatzstücke des Neo-Slashers in „Scream“-Manier ohne Überraschungen.
Der Vergleich mit „Scream“ drängt sich mir bei diesem kruden Machwerk aber nicht von ungefähr auf, was aus dem jetzt folgenden kurzen Abriss der Story und der darin verwurzelten Charaktere ersichtlich wird:
Die Story:
Nach ihrem letzten Auftritt wird Opernsängerin Loren Sedgwick von einem eifersüchtigen Schauspieler im (Achtung: einer der originellsten Einfälle des Films) Clownskostüm niedergemetzelt. Das Theater wird geschlossen, doch der Geist des Clowns spukt weiter. 15 Jahre später: Ein paar Teenies (immer wieder gern genommen) sollen das Theater restaurieren. Dafür bekommt man von Lehrerin Mrs. Gibby (tief gesunken: Margot Kidder) gute Noten und man kann etwas Theaterluft schnuppern. Unter ihnen die traumatisierte Kate (Sarah Lassez), die Tochter der Ermordeten. Der Spass wird jedoch ernst, als der Clown wieder seiner mörderischen Nebenbeschäftigung nachgeht und nach der Lehrerin auch die Schüler heimsucht…
„Ach du scheiße“, denkt sich der Slasher-Fan „nicht schon wieder!“. Klischeehafte Figuren, kaum Spannung, wenig Gore – da nur ein Bodycount von 8 und FSK-16-Freigabe. Sarah Lassez in ihrer Figur der traumatisierten Kate wirkt in ihrem Aussehen und ihrer „Charakterzeichnung“ wie die Neve Campbell für Arme, darüber hinaus gibt es natürlich noch die Zicke (die zugegebenermaßen stark an Rose Mc Gowan – auch aus „Scream“ – erinnert), den scheinbar gehirnamputierten Obermacho und natürlich den geheimnisvollen Sonderling (heißt hier George; gespielt von James Duval aus „Donnie Darko“), der als Täter in Frage kommt (er ist es – soviel sei hier gespoilert – natürlich nicht). Die Tätersuche gestaltet sich ohnehin als ziemlich langweilig, da man anhand der in der ersten Viertelstunde vorgestellten Figuren ab der Hälfte des Films das Ende (inklusive Demaskierung) vorhersehen kann. Selbiges Finale spielt dann natürlich auf der Bühne. Übrigens ebenfalls eine Parallele zu „Scream 2“, obwohl ich den Vergleich hier nicht überstrapazieren will.
Zum illustren Ensemble:
Da hätten wir wie erwähnt James Duval und Sarah Lassez („Nowhere“) als Hauptdarsteller, die auch ganz passabel verängstigt in die Kamera gucken können und ab und zu ein paar papierne und dumme „Ach-nee“-Dialoge aufsagen dürfen. Die eigentliche Enttäuschung sind jedoch die recht kurzen Auftritte der abgehalfterten Ex-Filmstars Margot Kidder (die nach „Superman“ nie wieder etwas wirklich Tolles in ihrer bescheidenen Karriere zustande brachte) als Lehrerin in Schlips und Anzug (!) und Christopher Plummer, dem ewigen Nebendarsteller (u.a. wie in "The Insider") als Besitzer des Theaters. Daneben dilletieren noch ein paar unbekannte Gesichter, die als lebende Klischees durchs Theater stapfen und – wie in Teenie-Slashern üblich – erst einmal Saufen und im Zimmer des Mordes ne Nervenkitzel-Nummer schieben müssen, während die Lehrerin verschwunden ist. (Na, wer von den bis hierher Vorgestellten ist wohl der Mörder?) Das scheint aber ebenso wie die nächste Vermisstenmeldung Niemanden von Übriggebliebenen so recht zu interessieren und stattdessen erschreckt man sich erst mal ne Runde – is klar, würde ich auch erst mal machen!
Inszenierung und Drehbuch:
Man sieht also, dass das Drehbuch von Kenneth G. Hall (sagt mir persönlich nichts) nichts taugt. Er bedient sich überraschungsarm altbackenen Slasher-Konventionen und den gängigen Klischees, die zu einer etwas unlogischen, aber vorhersehbaren Auflösung führen. Regisseur Jean Pellerin (sagt mir auch nichts) macht seine Sache ungleich besser und versucht zumindest in dunklen Räumen und einigen spannenden Passagen so etwas wie Grusel-Atmosphäre aufkommen zu lassen, was angesichts der depperten Klischee-Dialoge der Klischee-Figuren aber äußerst gehemmt wird. Ab und zu gibt`s dann (leider viel zu selten wie oben schon kurz erwähnt) ein paar nette und für eine FSK-16 recht brutale Morde – zum Teil sogar mit gelungenen Gore-Einlagen. Immerhin ein kleiner Lichtblick im sonst so miesen Film.
Fazit:
Bei diesem langweiligen und überraschungsarmen Teenie-Grusler im Theater gehen nicht nur die Vorhänge runter, sondern auch der Daumen von mir. Einziger Lichtblick: annehmbare Versuche einer düsteren Atmosphäre und gelungene Gore-Einlagen. Der Rest ist aber überflüssig und schlecht: Miese Darsteller, klischeehafte Figuren, beschissenes Drehbuch – wäre das Theater nach der letzten Vorstellung bloß nicht wieder geöffnet worden!