Review

Was sind eigentlich die Lebensinhalte eines typischen amerikanischen Durchschnittsmannes, wenn das Erwachsenenleben beginnt ? - Arbeiten bis der Arzt kommt, heiraten, Familie gründen und einmal in der Woche ein Herrenabend ?

Wenn das so ist, kann man Randolph Dupree (Owen Wilson) nur gratulieren, denn er hat völlig versagt oder besser, er ist mit 36 Jahren immer noch ein Kindskopf. Als jetzt auch noch sein bester Freund Carl (Matt Dillon) heiratet, ist er der Einzige in seinem Freundeskreis, der noch nicht den Pfad der Tugend erklommen hat.
Dumm noch dazu, daß er ausgerechnet um als Trauzeuge bei Carls Hochzeit antreten zu können bei seiner Arbeit unerlaubt fern bleibt. So steht er fast völlig mittellos ohne Arbeit und ohne Wohnung auf der Straße...

Nun ist Dupree Keiner, der sich irgendwo aufdrängt, schon gar nicht bei Carl, der soeben aus den Flitterwochen mit Molly (Kate Hudson) zurück gekehrt ist und sein trautes Glück im schönen Einfamilienhaus genießen will.
Doch als Carl seinen Freund am besagten Herrenabend trifft und erfährt, daß dieser obdachlos ist, bietet er ihm an, ein paar Tage in seinem Haus zu wohnen bis Dupree sich mit einem neuen Job wieder gefangen hat. Der nimmt das Angebot erfreut an und Molly stimmt der Unterbringung auf Zeit zähneknirschend zu.

Owen Wilson spielt Dupree sehr zurückhaltend und in seiner chaotischen Schusseligkeit geradezu unschuldig, beinahe wie ein "Parsifal" in einer amerikanischen Vorstadtsiedlung. Dabei besitzt er durchaus einige Fähigkeiten, er macht sich schnell Freunde und ist auch in der Lage, mal ein schickes Essen zu zelebrieren. Nur scheinen diese Fähigkeiten nicht auf dem Arbeitsmarkt zu fruchten, denn ihm fehlt jegliches Gefühl für Anpassung und Unterordnung. Das wirkt sich auch auf sein Verhalten als Mitbewohner aus, das ständig zwischen Mißgeschick und Wiedergutmachung pendelt. Dabei bleibt er aber immer symphatisch, eben wie ein "reiner Tor".

Carl dagegen gibt sich sehr erwachsen. Er engagiert sich als Stadtplaner in der Firma seines Schwiegervaters (Michael Douglas) und hat auch sonst vor, sich entsprechend anzupassen. Doch das wird ihm zusehends schwer gemacht, da er von zwei Seiten torpediert wird. Zum Einen von Dupree, der ihn immer wieder dazu bringt, sich einfach mal fallen zu lassen und Unsinn zu machen, zum Anderen äußerst subtil durch Schwiegervater Michael Douglas, der ihn äußerlich sogar befördert, um ihn hintenrum langsam zu demontieren, was Carl zunehmend nervös macht...

Das alles geschieht insgesamt sehr ruhig und selbst die durch Dupree entstehenden Unglücke haben nichts Extremes. Der Film gleitet trotz durchaus "gewagter" Themen nie ins primitive oder platte ab, ist auch nicht wirklich komisch, sondern seziert eher geschickt den Alltag des amerikanischen Mannes, geprägt von Arbeit und Familie, mit winzigen erlaubten Ausbrüchen. In solch einer Realität wird der gemeinsame Fernsehabend mit Zigarre und Bier schon zum gewagten Unternehmen.

Doch dann passiert Dupree ein häuslicher Unfall und wird rausgeschmissen...

Bis zu diesem Zeitpunkt und damit in seiner ersten Hälfte überzeugt der Film. Matt Dillons Zwiespalt zwischen alter Feundschaft und Jugend, dem Wunsch jetzt als Ehemann erwachsen sein zu wollen und einem Schwiegervater, der ihm Knüppel zwischen die Beine wirft, ist gut nachvollziehbar. Auseinandersetzungen zwischen ihm und seiner Frau gibt es bisher kaum und spielen auch keine große Rolle, doch dann kippt der Film komplett ab...

So als trauten die Macher dem bisherigen Tempo nicht, wird auf die Tube gedrückt. Bisher lag das Konfliktpotential ganz subtil in den diversen amerikanischen Gewohnheiten und Regeln, jetzt muß es in der Beziehung zwischen Molly und Carl plötzlich krachen und so mutiert dieser zum paranoiden Macho, während Dupree sich nur noch von seiner besten Seite zeigt.

Vielleicht war das auch notwendig, weil Molly bisher kaum eine Rolle spielte, denn in "Ich, du und der andere" ist sie im Prinzip nur der Sidekick. Wer hier eine romantische Komödie erwartet mit ordentlich Konfliktpotential zwischen Mann und Frau, wird enttäuscht, viel mehr geht es um das Erwachsenwerden und die Frage, ob das denn so eine gute Idee ist...also ein typischer "Buddy"-Stoff.

Doch das wäre wohl Kate Hudson gegenüber nicht gerecht geworden. Dabei ist sie ganz klar die schwächste Figur im Film. Natürlich ist sie sehr süß, aber bietet überhaupt keine Reibefläche und das verwundert sehr. Ihr elitärer schön arroganter Vater hat überhaupt nicht auf sie abgefärbt und auch sein Reichtum scheint ihr nichts zu bedeuten. Sie arbeitet brav als Lehrerin und lebt mit Carl in einer absolut durchschnittlichen amerikanischen Villensiedlung ohne protzige Autos oder Staffage. Molly bleibt den ganzen Film über sehr ruhig, in ihren Reaktionen nie unbeherrscht oder gar arrogant und das ist nicht nur unglaubwürdig ,sondern verschenkt eine Menge Konfliktpotential.

Fazit : Kein Liebesfilm oder romantische Komödie, sondern in der ersten Hälfte ein gelungenes "Buddy"-Movie, das an eine softe Version von Dean Martin und Jerry Lewis erinnert und durchaus überzeugend die amerikanische (und internationale ) Haltung davon, wie ein "erwachsenes" Leben so sein soll, karikiert.

Durch den Willen, etwas Drama in die Beziehung zwischen Carl und Molly zu bringen, wird der subtile Beginn verspielt und das Ganze verkommt zu einem unglaubwürdigen und auch emotional nicht authentischen Beziehungsstreit, der den Zuseher völlig kalt läßt. Zum Schluß wird "Ich, Du und der Andere" dann endgültig zum familienfreundlichen Filmchen mit Schnitzeljagd, "Fang-mich-doch" und gruppendynamischer Klatschorgie.

Zwar insgesamt unterhaltend, aber durch die miese zweite Hälfte nicht empfehlenswert, weil immer das schale Gefühl zurück bleibt, daß man mit der Grundidee und den symphatischen Schauspielern viel mehr daraus hätte machen können (4/10).

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