Bernds Lieblingsbeschäftigung dürfte, ohne Frage, das Auswendiglernen des Musters seiner Raufasertapete sein. Doch er liebt es auch alle möglichen Filme durch den Kakao zu ziehen. Angefangen bei "3 für Robin Hood", Bernds ersten Spielfilm überhaupt, in dem er Robin Hood, in Gestalt von Christoph Maria Herbst, durch den Kakao zog. Danach die Attacke auf Harry Potter in "Berndi Broter und der Kasten der Katastrophen" und vor kurzem erst "Kasten", der wirklich rundum gelungenen Berndversion des Independent-Meisterwerkes "Cube". Mit seinem nächsten Berndivent nimmt er sich nun King Kong zur Brust, der erst Ende letzten Jahres von Peter Jackson neu verfilmt wurde. Aber auch die Brot-Version des Klassikers kann wieder voll auf überzeugen.
Ähnlich wie auch schon beim Vorgänger, liegt diese Tatsache vor allem daran, dass das Brot und seine Gefolgschaft gezielt auf den Humorgeschmack von größeren Kiddies, sowie den erwachsenen Freunden des Brotes abzielen. Die Story ist dabei schon mal schön schräg auf das Kastenbrot abgestimmt worden. Ein verrückter Professor hat auf einer abgelegenen Insel ein weibliches Riesenbrot gezüchtet und erhofft sich in Bernd nun ein paarungswilliges Männchen. Doch er hat natürlich die Rechnung ohne Bernds Freunde Chili und Briegel gemacht, die sich nun auf machen, um das Kastenbrot von seinem Schicksal zu befreien. Doch es kommt mal wieder alles anders, als man zunächst denkt... Spannend und mit dem richtigen Kick geschrieben, macht schon das Drehbuch zu "King Brot" wieder viel Spaß. Es hat nette Figuren, tolle Dialoge und sogar einen richtigen Spannungsbogen zu bieten. Zwar wirkt das ganze Treiben im Gesamtbild vielleicht nicht ganz so erwachsen wie der Vorgänger "Kasten", doch für Kleinere dürfte das Gezeigte sicher dennoch nicht immer ganz nachvollziehbar sein, für Erwachsene um so eher. Sprich, für Bernd-Fans der ersten Stunde ist das Märchen vom Kastenbrot Bernd und dem gigantischen King Brot wirklich ideal, für Neuankömmlinge, die nicht wenigstens 9 oder 10 Jahre alt sind, nur bedingt, was aber nicht weiter schlimm ist.
Und für richtig viel Spaß ist auch dieses mal wieder gesorgt, denn die Gags sind natürlich allesamt typisch Bernd, wenn auch nur noch selten wirklich naiv, was man aber schon seit einigen Filmen positiv beobachten kann. Kleinere Ausfälle, wie die Kotzerein auf dem Flug zur Insel, sind hier zwar wieder vorhanden (davon war im "Kasten" ja wirklich nichts zu sehen), aber alles in allem kann man damit locker leben. Zum Brüllen komisch wird es z. Bsp. wenn sich Bernd mit seinem weiblichen Gegenstück lecker eine Mehlsuppe teilt, wenn das King Brot unserem guten Bernd schöne Augen macht und "Mist" sagt, als es merkt das ihm Bernd einen Korb geben wird, oder wenn Bernd darauf besteht keine weiteren Erläuterungen abzugeben warum er sich denn nicht mit dem weiblichen Brot paaren kann, da dies eine "ganz persönliche Sache" ist. Sprich sogar der ein oder andere schlüpfrige Gag ist hier vorhanden, was bei den Minnis vor der Glotze zwar eher unverstanden bleibt, den Größeren aber umso mehr gefallen dürfte. Langsam nimmt Bernd wohl schon "Shrek"-Qualitäten an, was seinen Humor angeht.
Ebenfalls lustig zu betrachten ist zudem der Zitate-Reichtum, die in diesem 40 minütigen Berndabenteuer stecken. Nicht nur "King Kong" wird hier ausreichend zitiert, auch andere Abenteuerstreifen finden Erwähnung. So wandelt der verrückte Forscher Weizenkeim z. Bsp. in einem kurzen Flashback auf Indiana Jones Pfaden, ein Volleyball mit blutigem Handaufdruck erinnert den Zuschauer verdächtig stark an "Cast Away", ein T-Rex Marke " Jurassic Park " macht auch die Runde und die Musik erinnert einen nicht nur einmal an "Fluch der Karibik". Wie man also merkt sind Regisseur Erik Haffner & Produzent (und Bernderfinder) Tommy Krappweis wohl große Kinofreunde, die ihre Liebe zum Film hier einmal mehr unter Beweiß stellen und das auf recht gelungene Art und Weise. Gut so!
Zur Inszenierung sei noch gesagt, dass sich die Qualität auch hier auf typischen Berndniveau befindet. Sprich das Budget ist nicht gerade üppig, was man vor allem an den Computeranimationen erkennt, die natürlich keinem großen Film standhalten könnten. Vor allem die Flugzeugansicht der Insel ist doch etwas billig ausgefallen. In Sachen Kulisse sieht es dagegen aber wesentlich besser aus. Wie so oft hat sich Bummfilm hier alle Mühe gegeben und die Kulissen sehr detailverliebt und glaubwürdig aufgebaut, was sogar für ne gewisse Atmosphäre gut sein kann. Dazu eine tolle Soundumgebung und natürlich das astreine Puppenspiel von Chili, Briegel und Bernd.
In Sachen Darsteller gibt es auch dieses mal wieder nur einen wirklichen Darsteller und das ist Christian Brückner, den die Meisten wohl nur als Synchronstimme von US-Topdarstellern wie Robert De Niro oder Harvey Keitel kennen. Brückner stellt seinen Part des durchgeknallten Professors allerdings mit viel Hingabe da, was ihn doch recht glaubwürdig erscheinen lässt. Neben ihm gibt es dann noch einige Statisten zu betrachten, die allerdings allesamt so minimale Rollen haben, dass man sie kaum bewerten kann. Und natürlich Tanja Schumann, Jan Mixsa und Jörg Teichgraeber, die unserem Trio einmal mehr das Leben, durch ihre exzellente Synchronisation, einhauchen. Man kann zufrieden sein.
Fazit: Auch "King Brot" kann das hohe Niveau, welches die Berndivents (spätestens) seit "Der Mann mit den zwei Nasen" inne haben, halten. Die Story hat Spannungspotenzial und ist ideal auf Bernd und Co. zugeschnitten, die Witze sind mitunter absolute Brüller und nur noch selten wirklich naiv, der Zitatreichtum erfreut die Cineasten unter den Bernd-Freaks und die Inszenierung kann von vorne bis hinten überzeugen, sieht man vielleicht mal von den paar billigen Computereffekten ab. Hoffen wir mal, dass Krappweis und seine Kollegen noch lange nicht müde werden und uns noch des öfteren mit Berndfilmen auf diesem Niveau unterhalten werden. Dann dürfte die Erfolgswelle des ewigen Depribrotes noch lange anhalten!
Wertung: 7,5/10 Punkte