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Als sich der alte Haudegen Sly Stallone an den letzten Strohhalm seiner Karriere klammerte und den sechsten Teil der Reihe ankündigte, die ihn zum Weltstar machte, da wurde er nur von den Wenigsten für voll genommen. „Rocky“ ist tot – nach Teil fünf war das so sicher wie das Amen in der Kirche.
Umso unglaublicher die Auferstehung des Italion-Stalion – pünktlich zum 30-Jährigen Jubiläum. Die US-Kinogänger gaben Stallone Recht, der Film wurde zum Hit und rechtfertigt einen vierten Rambo-Teil, der im kommenden Februar die deutschen Fans in die Kinos locken soll. Auch die Kritiker lobten das Werk, das Stallone fast im Alleingang auf die Beine gestellt hat (Skript, Produktion & Regie). Und der Zuschauer lässt sich einfach fallen und genießt schweigend Kino, wie man es heutzutage kaum noch zu Gesicht bekommt.


Der Zuschauer bekommt einen Film serviert, wie er ihn sicherlich am wenigsten erwartet hätte. Die ersten gut 60 Minuten erlebt man den Menschen Rocky Balboa. Seine Familie, seine Trauer zur verstorbenen Frau, sein Restaurant, den Respekt der Menschen aus Philadelphia. Die Zeit hat sichtliche Wunden hinterlassen. Rocky ist ein gebrochener Mann, der in alten Geschichten schwälgt und an dem das Leben vorbei zieht.
Geweckt wird er von dem Streben der Manager des amtierenden Schwergewicht-Champs Mason Dixon, die ihm einen Schaukampf anbieten. Die Computersimulation eines TV-Senders sieht Rocky als den Sieger des Generationenkampfes. Rocky will es sich selbst beweisen. Dixon will sein Image aufpolieren. Unterschiedlicher könnten die Gegner nicht sein. Balboa beginnt mit dem Training, bevor in Las Vegas der letzte Fight der Legende steigt...

Flosskeln, Lebensweisheiten und starke Dialoge prägen das Bild des Films, gefolgt von Gewalt und Willenskraft im Ring. Rockys baden in Sehnsüchten der Vergangenheit haben enorm viel Tiefgang, Stallone brilliert in seiner Rolle wie in Teil eins. Der Kampf an sich gerät dabei schon fast zur Nebensache, ist aber dennoch perfekt und emotional inszeniert. Die Stimmung, die Atmosphäre, die Aussage – hier stimmt alles. One-Liner sorgen für zwischenzeitliches Schmunzeln. Die Schläge, die Rocky einstecken muss, spürt der Zuschauer förmlich mit. Stallone wusste genau was er wollte und setzte dies so um, wie man es kaum besser machen kann.
Das sein Gegner Dixon ein absolut großkotziger und unsympathischer Kerl ist, ist vielleicht das einzige nervige Klischee in einem Film voller Klischees. Dies ist absolut positiv gemeint. Der Zuschauer fühlt mit, er leidet mit, und am Ende darf jeder selbst entscheiden, wer der wirkliche Sieger ist. Ein großes, typisch amerikanisches Spektakel. Besser kann man einen Boxkampf nicht inszenieren.

Die Darsteller um Zugpferd Stallone machen allesamt ihre Sache gut. Angefangen vom Sohnemann, der unter der Bekanntheit seines Vaters leidet, bis hin zu bekannten Gesichtern wie Burt Young und Tony Burton. Stallone’s Mimik ist zwar immer noch die Alte, aber was er sagt hat Hand und Fuß und ist glaubwürdig bis zum Schluss. Antonio Tarver bleibt leider ein klischeehafter und selbstverliebter Boxgegner ohne tieferes Profil, was jedoch mehr an der Rolle als an der Darstellung liegt. Der Soundtrack ist ebenfalls exzellent aus Klassikern und dem Hymnen-artigen „It’s a fight“ gewählt. Die Kamera liefert im ersten Teil bedrückende Bilder und erzeugt eine beklemmende Atmosphäre. Am Ende geben dann schnelle und hecktische Schnitte den Ton an.

Alles in allem ein Film über Mut und Wille. Ein Film der in alten Geschichten schwelgt und sich dennoch vor der Zukunft nicht versteckt. Ein Film mit einem starken Hauptdarsteller und einer Inszenierung der alten Schule. Ein Film für jedermann.

Fazit:
Its not over until its over.
Rocky Balboa ist lebendiger, mutiger und willensstärker denn je. Ein Wunder, wie man es nur in Hollywood erlebt. Da möge man von Stallone halten was man mag – dieser Film ist eine Homage an die Vergangenheit. Wir sind gespannt was „Rambo“ bringt, aber „Rocky“ hat mit diesem Werk den Status der Unsterblichkeit erreicht. Respekt dafür, hätte ich einen Hut wie Rocky – ich würde ihn ziehen.

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