Ring frei zur letzten Runde – 04.10.2007
Die Helden unserer Jugendtage zeichnen sich in heutiger Zeit zumeist durch schlechte Filme aus. Seagal produziert einen Murks nach dem anderen, van Damme und Lundgren haben ein sehr wechselhaftes Portfolio, Snipes ist weg vom Fenster, Arnold in der Politik, und Willis darf nicht mehr richtig ran. Daher waren die Vorbehalte groß, als es hieß, Rocky solle nochmals in den Ring steigen – Stallone ist sechzig, das kann doch nicht gut gehen. Und in der Tat, so richtig großes Kino ist auch das Finale um den Boxer mit dem Kämpferherzen nicht mehr geworden, obgleich der Film nicht schlecht ist und sich auf die Wurzeln der Kunstfigur Rocky bezieht. Eine Plauze hat der Mann in der Zwischenzeit nicht bekommen, aber die Gesichtszüge sind schwammig und aufgespritzt – in Würde altern sieht anders aus, nur nicht in Amerika.
Viele Jahre sind seit Teil fünf ins Land gezogen, die geliebte Adrian an Krebs gestorben, der Sohn dem Vater entfremdet – nur Paulie, der immer grummelige Sidekick, geht noch seiner Arbeit im Schlachthaus nach. Rocky fristet ein ödes Dasein in seinem eigenen Lokal – warum er das hat, wird nicht erklärt – und unterhält die Gäste mit den immer gleichen Geschichten aus der alten Zeit. Er nimmt sich eines ehemaligen Nachbarsmädchens an, hilft ihr und deren Sohn ein wenig, kauft einen Hund und redet, redet, redet…und das alles wirkt weniger wie eine stringente Geschichte denn wie eine Nummernrevue.
Da fügt es sich gut, daß der aktuelle Champion namens Dixon eine Computersimulation gegen den alten Champ verliert und sogleich ein echtes Duell im Ring fordert. Und so beginnt nach einer Stunde Laufzeit der Teil des Films, auf den wir so sehnlich gewartet haben. Rocky nimmt das Training wieder auf, rennt die Stufen von einst hinauf und steigt in Las Vegas für 10 Runden in einem Schaukampf gegen Dixon in den Ring, der jedoch schnell zu einem echten Fight wird. Und egal, wie dieser endet, Rocky wird auf alle Fälle als Sieger aus dem Ring gehen, als Mann, der sich noch einmal hat beweisen können, zu welchen Leistungen ehr fähig ist.
Leider aber kommt dem Training zu wenig Zeit zu, und obwohl der Schlußkampf wie immer packend inszeniert ist und auch der Soundtrack die Melodien der guten alten Tage hochhält, gehört die meiste Filmlaufzeit den Befindlichkeiten des alten Mannes, der seine Lebensweisheiten verbreitet und immer noch sein kleines Hütchen trägt. Stallone gibt sich nicht der Lächerlichkeit preis, und es ist gut, daß die Saga einen Schlußpunkt gefunden hat – doch brauchte es den wirklich? Wir sehen eine Familiengeschichte mit viel zu vielen Nebenhandlungen, die in der ersten Stunde nicht fesselt, sich auf konstruierte Szenen mitsamt ebensolcher Dialoge beschränkt und erst zum Schluß Fahrt aufnimmt – doch da ist es für die Höchstwertung schon lange zu spät. Ich habe mich sehr auf diesen Film gefreut und bin doch ein wenig enttäuscht – die Erwartungen waren nicht so hoch und wurden dennoch nicht erfüllt. Man darf auf Rambo 4 gespannt sein…für den alten Boxer noch wehmütige 6/10.