Lange war ich nicht mehr im Kino und komischer Weise lockte mich dann der sechste Teil einer Saga ins Kino, die mir ihrem vorigem Titel einen definitiven Tiefpunkt innerhalb der Reihe und der Karriere Stallones markierte. Das es noch weiter bergab mit dem Superstar gehen würde, konnte man damals nur schwer fassen.
Nach zweitklassigen Actionfilmen wie "D-Tox" oder "Judge Dredd" und bescheuerten Gastauftritten, die dafür sorgten, dass Sly sich sogar von Nichtskönner wie dem vom Untalent geschwängerten Pro-7-Elton verarschen lassen musste, kommt nun also ein Rückgriff auf Sly`s bessere Zeiten.
Mit einer Oscarnominierung als bester Darsteller und für das beste Drehbuch stieg Stallone 1976 in den Ring und schuf nebenbei einen vielzitierten Filmklassiker. So scheint es recht, sich in der Not an der selben Thematik zu vergreifen, um sich am eigenen Schopfe wieder aus dem Tief zu ziehen. Mit "Rocky Balboa" versucht Stallone dies jedoch nicht nur, er schafft es auch.
Der Film wirkt wie eine konsequente Fortsetzung der Reihe und erreicht oftmals die Qualität des Ursprungs wieder. Kritiken, Sly könne mit seiner Minimalmimik nicht ernsthaft schauspielern, verpuffen hieer angesichts seiner Verkörperung eines abgehalfterten, nich gerade vor Intelligenz strotzenden aber grundehrlichen Profiboxers. Diese Rolle passt auf ihn wie keine zweite und so kann Stallone nahezu auf ganzer Linie überzeugen und schafft es noch, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die Nebenfiguren sind ebenfalls sehr gut besetzt, besonders Burt Young alias Paulie ist in dem Film sehr gut untergebracht.
Das Drehbuch, ebenfalls Stallone, zeugt von einer Klasse, wie man sie nach dem ganzen 80/90er Jahre Actionschund nicht erwartet hätte. Es kommt perrmanent viel Herz fü die Charaktere herüber, Dialoge wirken meist passend und Übertreibungen a la Hollywoodhardcore wurden ausgelassen. Man hätte sich Balboa ja schon fast als Alkoholiker, der aus Liebe zu seinem krebskranken Sohn und für dessen Krebsstation charitativ noch einmal in den Ring steigt vorgestellt. Aber erfrischend undramatisch und normal zeigt sich einem der Boxerrentenalltag. Natürlich wird hier und da mal die Trauertrommel gerührt und an melancholischen Momenten fehlt es auch keineswegs. Aber dennoch lässt sich der Film durchaus ernst nehmen.
Der gut inszenierte Endkampf führt dann auf ein Enden hin, mit dem alle zufrieden sind. Schön ist auch, dass es einen Stallonefilm gibt, in dem der Gegner nicht unbedingt der Feind sein muss. Kein Großmaul, kein böser Russe, nein ein guter und unterforderter Boxer steht im Ring und muss sich mit Rocky messen und das erste Mal an seine Grenzen gehen. Fast zu schön...
Und wenn Rocky dann die Treppen hinaufjoggt, um anschließend tänzelnd seine Faust empor zu recken, dann ist sowieso alles egal. Gerade diese Momentet baut der Film sehr geschickt ein, ohne mit der Retrokeule zu schwingen und neben der schauspielerischen Leistung, dem guten Drehbuch und der guten Musik ist dies genau die Stärke eines Films, der genauso unterschätzt worden ist, wie Rocky Balboa im Film selbst. Großartig Stallone!
Jedoch macht der Ausbllick auf Rambo IV dann wieder Angst, weil diese Filme einfach Kinder ihrer Zeit waren und heute so unfreilwillig komisch sind, dass der Spagat zwischen Gerechtwerden für Fans und Modernisierung für alle wesentlich schwerer fallen dürfte.