"The greatest Underdog story of our time is back for one final round"
So hieß es bezeichnenderweise im Trailer und tatsächlich ist Rocky seit jeher das Synonym geworden, für jemanden der immer wieder Schläge einstecken muss, sein ganzes Leben lang und doch immer wieder weitermacht. Jemand der mit seiner Willenskraft alles schaffen kann.
Vor über 30 Jahren verfasste ein Mann ein Drehbuch. In den insgesamt sehr pesimischtischen 70gern wurde Rocky durch seinen unbändigen Optimismus ein Riesenerfolg und machte Stallone zum Superstar. Die Zuschauer schlossen die Filmfigur in ihr Herz und unzählige Fortsetzungen folgten. Man kann es nicht leugnen, die Figur des Rocky ist längst eine Legende und ein Teil der Filmgeschichte.
Damals im Kindheitsalter habe ich mir, bis auf den 5. Teil welchen ich nur einmal gesehen habe und seitdem boykotiert habe, jeden Rocky Teil mehr als einmal angesehen. Die Filme haben immer etwas aufbauendes und vor allem das Training und der Kampf gegen Ende haben in den ersten 4 Teilen bei mir alle für Gänsehaut gesorgt. Die Rocky FIlme sind im Grunde genommen so etwas wie Märchen, doch trotzdem wurden uns immer auch die schlechten Seiten des Lebens gezeigt. Rocky war vor allem in den ersten beiden Teilen unglaublich ehrlich. Und genau mit dieser Ehrlichkeit macht der sechste Teil nun weiter.
Wie ein jämmerlicher Versuch, mit seinen größten Erfolgen nochmal Kohle zu machen, wirkte Stallones Ankündigung einen neuen Teil zu drehen. Auch ich war zugegebener Maßen sehr skeptisch, hab mir allerdings auch gedacht das er schlechter als der 5. eigentlich gar nicht sein kann. Doch als ich den Trailer sah und die ersten guten Kritiken las, war ich auf einmal Feuer und Flamme für den Film. Einen Rocky im Kino zu sehen, das ich das noch erleben darf. Ich hab es absolut nicht bereut. Stallone setzt noch einmal sein ganzes Talent als Autor, Regisseur und Schauspieler ein und ist mit so viel Herzblut dabei, sodass es letzendlich ein wunderbarer FIlm geworden ist, ein Film vor allem wie Stallone betonte, für die Fans.
Freilich werden Leute, die noch nie was mit Rocky anfangen konnten, auch hier mit diesem Film nicht glücklich und die haben auch mit dem zugegeben etwas hanebüchenen Auslöser für Rockys letzten Entschluss einiges zu meckern. Aber die sollen in diesem Fall bleiben wo der Pfeffer wächst. Auch ein wenig enttäuscht sein könnten die Leute, die den 3. und 4. Teil ( der übrigens auch mein Lieblingsteil ist) am liebsten mögen. Denn wie bereits erwähnt geht Rocky Balboa eher in die Richtung von Teil 1 und 2. Doch ich war keineswegs gelangweilt, sondern fand es großartig den melancholischen Rocky mit Paulie bei ihren Besichtigungen und Erinnerungen zuzusehen.
Bis dahin haben wir einen tollen, berührenden Film gesehen, doch spätestens wenn die legendäre Rocky Fanfare ertönt und das Training beginnt, heißt es wieder Gänsehaut. Trotzdem gibt es daran etwas zu bemängeln, denn das Training ist für mich etwas zu kurz. Auch noch kritisieren muss ich den fehlenden Kultsoundtrack von Survivor welcher vor allem den 4. so geil machte.
Dann kommt es endlich zum Endkampf, bei dem ich anfangs auch etwas entäuscht war. Viel zu realistisch wirkte er für mich. Doch der Kampf wird immer besser und am Ende steigt die Dramatik ins unermessliche und das Schlägegewitter haut auf die Zuschauer ein, wie in besten Zeiten. Die gut eingebauten Rückblenden intensivieren das Geschehen noch mal. Auch den Ausgang des Kampfes hat Stallone ideal gewählt.
Bei den Schauspielern ist hier alles wunderbar. Stallone ist einfach in der Rolle seines Lebens und wurde mit dem Alter noch deutlich besser. Burt Young als Paulie ist wiedermal eine Klasse für sich, seine zynischen Sprüche sind genial. Boxer Antonio Tarver kommt nicht an Muskelprotze wie Ivan Drago oder Clubber Lang ran, soltle es aber auch gar nicht. Der Rest des Casts ist auch sehr gut.
Fazit: Sylvester Stallone hat es tatsächlich allen gezeigt und nach dem verkorksten 5. Teil einen absolut würdigen Abschluss seiner Rocky Reihe aufs Parkett gelegt. In seinen besten Szenen ist Rocky Balboa pures Nostalgiekino welches mit zahlreichen Errinnerungen verbunden ist. Am Ende blieb ich sitzen bis der Vorhang sich schloss und sah den wunderbaren Abspann in dem zahlreiche Fans die berühmte Museumstreppe hinaufrennen. Das Kino verlässt man schließlich absolut zufrieden, aber auch traurig das es vorbei ist. Stallone hat gezeigt das seine Geschichte einfach zeitlos ist und hat uns wieder daran errinert, das man in schweren Zeiten immer an sich glauben muss.
Danke Sly. Danke.
9/10