Als ich vor ein paar Wochen einen ersten Teaser sah, in dem wirklich deutlich wurde, dass Stallone höchstpersönlich noch einmal als Rocky Balboa in den Ring steigen wird, wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Es kam einfach nur peinlich rüber. Wie will er plausibel erklären, dass ein 60 jähriger Boxer noch einmal in den Ring steigt. Ich war also auf´s Schlimmste vorbereitet, zugleich weckte es aber auch meine Neugier.
Der Inhalt ist schnell erzählt :
Rocky, inzwischen Witwer und Restaurantbesitzer, hat sich vom Boxgeschäft komplett zurückgezogen und lebt einsam und bescheiden vor sich hin. Das Verhältnis zu seinem Sohn ist gespannt und sein ehemaliges Box-Gym gammelt langsam vor sich hin. Die Trauer um den Krebstod seiner Adrian hat ihn in einen permanten Zustand aus Lethargie und Melancholie versetzt. Doch dann, eines Tages, reisst ihn ein Fernsehbericht aus seiner Trostlosigkeit. Es wird ein fiktiver, computeranimierter Kampf zwischen Rocky Balboa und dem amtierenden Heavyweight Champion Mason Dixon inszeniert, in dem die Stärken und Schwächen der beiden Boxer miteinander abgeglichen werden. Und, welch Überraschung, Rocky hat natürlich die Nase vorn. Wie man sich denken kann ist Dixon von dieser Prognose alles andere als begeistert und fürchtet einen Imageverlust. Dies wiederum bringt seine Agenten auf die Idee ein Exhibition Fight in Las Vegas auf die Beine zu stellen. Aber wird Rocky da auch mitmachen ? Was für eine Frage. In der Zwischenzeit hat nämlich auch er Blut geleckt und sich bereits um eine neue Boxlizenz gekümmert. Somit steht dem ultimativen Finalkampf also nichts mehr im Wege.
So so, ein computeranimierter Kampf als Auslöser eines Mini Comebacks. Klingt genauso albern wie es ist, aber ganz ehrlich :
Auf so eine bescheuerte Idee muss man auch erst mal kommen. Ausserdem hat intelligente Unterhaltung in Verbindung mit einem Stallone Film ungefähr so viel zu tun wie Steven Seagal mit Method Acting. Die Betonung liegt einzig und allein auf Unterhaltung und ich muss bei aller Ironie zugeben, dass mich der Film durchaus unterhalten hat. Ich fand ihn kurzweilig, schön melancholisch und nett inszeniert. Hinzu kommt, dass sich Bill Conti - bis auf wenige Ausnahmen - mit allzu pathetischer Musikuntermalung zurückhielt. Natürlich hat der Film ganz abgesehen von der Story elementare Schwächen, wie z.B. Stallone´s mimische Darstellung von Trauer. Da kommen Freunde der unfreiwilligen Komik voll auf ihre Kosten. Spannung kommt eigentlich auch nicht wirklich auf und Gegner Mason Dixon wird recht ärmlich und unspektakulär von Antonio Tarver verkörpert. Die Trainingsphase wirkt wie im Zeitraffer dargestellt und nimmt nicht mal 10 Minuten des Films in Anspruch. Da hätte man lieber Teile der ersten Stunde weggelassen und hierfür etwas mehr Zeit für´s Training investiert, aber spätestens da merkt man Stallone die 60 Lenze halt an.
Nichstdestotrotz komme ich - unter Berücksichtigung meiner Erwartungshaltung - zu einem recht postiven Fazit. Als Milieustudie funktioniert der Streifen auf jeden Fall besser als die Teile 3 - 5 und orientiert sich weitestgehend am ersten und besten Teil der Reihe, ohne dabei wie ein Remake auszusehen. Mir persönlich ist auch kein übertriebener Pathos, sowie allzu offensichtliche Gut / Böse Trennung aufgefallen. Der Kampf fängt richtig beschissen an, ist ab Runde 3 aber mit interessanten und optisch gelungenen Ideen ( wie z.B. Sin City-artige Farbspielereien ) bestückt.
Bleibt als Fazit eigentlich nur : Weitaus besser als ich dachte.
Durchaus gelungen Hommage an sich selbst und für Rocky Fans ( zu denen ich mich nicht zählen würde ) definitiv empfehlenswert und mit Sicherheit ein weitaus stilvollerer Abschluss als es Teil 5 ursprünglich war !!!