Nach fünf Mal Connery sollte die Serie erneuert werden. Das fing beim Hauptdarsteller an; George Lazenby kam somit Ende der Sechziger zu seinem ersten und gleichfalls letzten Auftritt als 007. Der macht seine Sache im Großen und Ganzen trotz darstellerischen Defiziten nicht schlecht, kann dem charismatischen Connery aber nicht das Wasser reichen. Trotzdem spielt er sich launig durch eine Geschichte, die durchaus gefällt und neue Wege geht: Bond darf sich hier auch mal verlieben, doch glücklich sollte er nicht werden. Sein Herz eroberte Diana Rigg als wohl erstes Bond-Girl, das sich nicht als reine Staffage zufrieden gibt und sowohl austeilen als auch einstecken kann und über Charakter verfügt.
Statt der bewährten Sommer-Sonne-Meer-Kulisse gibt's dieses Mal reichlich Schnee und Eis in der Schweiz, was sich für einige rasante Actionszenen anbietet. Für die Entstehungszeit sind diese ansehnlich umgesetzt, wenn auch heute ab und an die Rückprojektionen aus dem Geschehen reißen. Gleiches gilt wieder für das von mir so ungeliebte "Schnellerdrehen". Auch ein paar schlampige Schnitte haben sich eingeschlichen, doch insgesamt ist die Inszenierung handwerklich gelungen und der Film bietet trotz seiner Laufzeit von fast 140 Minuten keinen Leerlauf.
Humor kommt immer wieder auf. Sei es in Dialogen, die schon in die Richtung der späteren Moore-Filme gehen, oder Anspielungen auf vergangene Teile der Reihe (beispielsweise wenn eine Putzkraft im Vorbeigehen die Titelmelodie aus "Goldfinger" vor sich hin pfeift). Trotz zweier Auftritte von Q gibt's diesmal keine Gadgets, doch so bleibt der Film mehr auf das Duell zwischen Bond und Blofeld (dieses Mal Telly "Kojak" Savalas) fokussiert.
Die Vorspannmusik bleibt mal instrumental, doch hat der Film mit "We have all the time in the world", welches von Louis Armstrong interpretiert wird, einen wunderbaren Song im Reportoire, der während des Films immer wieder zitiert wird und der in Verbindung mit dem Ende eine tragische Note bekommt. Überhaupt muss man den Machern zu diesem Schluss gratulieren. Ähnliches sollte es erst wieder Jahrzehnte später geben.
Auch wenn dieser Beitrag der Reihe bei einigen Fans auf nicht allzu viel Gegenliebe stößt: Ich finde ihn prima. Neue Ideen, ein brauchbarer Darsteller (wenn auch keiner meiner Top 3) und eine Geschichte, die nicht in Gigantomanie ersäuft. Und verzweifelt endet.