Review

Im Geheimdienst Ihrer Majestät - vielleicht DER Skandalbondfilm in der längsten und erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten.

Es ging los mit dem Ende von Vorgänger "Man lebt nur zweimal", nachdem Connery verlauten liess, er habe keine Lust mehr. Auch Regisseur Lewis Gilbert dankte ab und so stand eine Neustrukturierung von Produzent Albert R. Broccoli an.
Man zog sich schliesslich einen australischen Werbefilmakteur als neuen Bond-Darsteller heran und stiess mit der Wahl vorurteilgetreu gleich auf viel Ablehnung. Nach einigen weiteren Querelen begann das Team um Neu-Regisseur Peter Hunt, ehemals Cutter bei den vorangegangenen Klassikern.

Die Story ist schnell erzählt und reiht sich nahtlos in die Muster der damaligen Bondfilme ein: Bösewicht und 007s Erzfeind Blofeld, am Ende von "Man lebt nur zweimal" geflohen, hat sich in den Schweizer Alpen verschanzt und will von dort aus die Welt bakteriell unfruchtbar machen. James Bond, getarnt als Genialoge, schleust sich in die alpenklinik ein und rollt das Geschehen von innen auf.

Über 134, 137, bzw. 147 Minuten, je nachdem welche Fassung man vorliegen hat, erstreckt sich das zweitlängste Bond-Abenteuer nach "Casino Royale".

Die ersten Minuten des Films sind, einfach gesagt, klasse! Wie George Lazenby in die Rolle des Bond eingeführt wurde ist excellent und äusserst eindrucksvoll gelungen. Close up auf seine Zigarette, Bond-Thema im Hintergrund, er selbst im schnellen Wagen - atmosphärisch und einfach beeindruckend!
Und sogleich folgen auch ein paar faustdicke Kloppereien, für das Jahr 1969 brillant gefilmt und choreographiert. Und danach muss man zugeben, das George Lazenby bis heute der schlagfertigste James Bond ist.
Nun bringt sich auch der Co-Cast ins FIlmgeschehen ein. Da wäre zum einen Diana Rigg als Tracy die Vincenzo, ein Bondgirl, das vom äusseren her Geschmackssache sein mag, jedoch vom schauspielerichen ganz oben in der Liga mitspielt. Sie verkörpert den facettenreichen Charakter mit vollster Hingabe und bringt am Ende sicherlich den ein oder anderen Zuschauer zum Weinen. Ja, ihr habt richtig gelesen! Dieser JAMES BOND FILM gibt am Ende Anlass, in Tränen auszubrechen. Der Film ist am Ende ebenso gefühlsvoll wie eine Romanze und somit ein Novum in der Bondgeschichte. Mehr will ich dazu jetzt nicht verraten - überzeugt euch selber: das Ende ist einfach faszinierend und traurig.

Zum Mittelteil, der komplett in den Bergen spielt, kann man sagen, dass dort - obwohl sich dort der Hauptplot abspielt - die Spannungskurve zeitweise ein bisschen einbricht. Diese wird dann aber wieder jäh zum Ansteigen gebracht, sobald die beeindruckenden Ski-Verfolgungsjagden beginnen. Und spätestens mit diesen Sequenzen hätten sich der Soundtrack und die Kameraarbeit einen Oscar verdient. Eine so authentische, rasante und realistische Ski-Verfolgung hat man seitdem auf der Leinwand nicht wiedergesehen. Die Kameraperspektiven sind unglaublich variant ( z.B. Kameramann hängt unter Hubschrauber für perfekte Vogelperspektive der Verfolgung) und immer auf Höhe des Hochgeschwindigkeitsgeschehens. Von fast schon Goreszenen (Stichwort: Schneekanone ;)) bis hin zu Lawinen wird hier ein Stück Filmgeschichte geschrieben.
Das Finale ist ebenso sehr mitreissend und actionreich - auch wenn der eigentliche Höhepunkt erst danach kommt.....

Fazit:
Handwerklich sehr gut umgesetzter, jedoch aus der Geschichte heraus eigenwilliger Bondfilm mit Darstellern, deren Leistungen man nicht unterbewerten sollte. Auch wenn die Spannung in der Filmmitte etwas zu wünschen übrig lässt: bloss nicht wegschalten, denn die nachfolgende Action sprengt den Film in neue filmische Dimensionen - zumindest was die Action angeht. Aber auch die Sentimentalen unter euch bekommen einen Leckerbissen zu sehen!
Insgesamt ist der Film unter den besseren Bonds einzureihen.

8/10

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