Im Zuge der Wiederaufführung dieses Bond Films, zur Wiedereröffnung des Metro Kinos habe ich mich entschlossen ein weiteres Review zu diesem außergewöhnlichen James Bond Film zu verfassen.
Dies ist er nun , "der" James Bond Film , der die, bis zu der Bekanntgabe des neuen James Bond Darstellers, größte Kontroverse auslöste . Viel wurde an dem Film ausgesetzt . An erster Stelle die Nominierung des Bond Darstellers: George Lazenby.Ein bis dato unbekannter Schauspieler, dessen einzige schauspielerische Erfahrung aus einem italienischen Film aus dem Jahre 1965 stammt . Danach ist er nur noch als Model im Fernsehn aufgetreten.Der Kritik, die im Vorfeld der Dreharbeiten zum sechsten Bond aufkeimte und die bis heute noch anhält ist einerseits gerechtfertigt , andererseits finde ich sie, wie einige vorherige Verfasser es schon anmerkten, sehr überzogen. Trotz der Umgewöhnung , daß nun nicht mehr Sean Connery , sondern George Lazenby der beste Mann ihrer Majestät sein wird, kann ich die Haßtriaden gegen ihn nicht nachvollziehen.Gewiss, Lazenby ist kein so guter Schauspieler wie Connery, Moore oder Brosnan, er hat auch nicht deren Charisma, jedoch macht er seine Sache , gemessen an seiner schauspielerischen Erfahrung , außerordentlich gut und beweist zudem am Anfang des Films auch Selbstironie, wenn ihm Diana Rigg nach ihrer Rettung davonläuft(...das wäre dem anderen nicht passiert).Auch der so oft gescholtene Telly Savalas spielt routiniert , kann jedoch keine Akzente setzen.
Nun zum Film, der auch an einigen Stellen herbe Kritik einstecken mußte. Ich habe den Film, nachdem ich ihn ein paar mal im Fernsehn gesehen habe , das erste Mal im Kino bewundern dürfen und muß gestehen, daß es ein toller Bondfilm ist. Im Vergleich zu den neueren Bond Filmen räume ich ihm sogar einen höheren Stellenwert ein, da er , wie ich finde, ein richtig guter Agentfilm ist , und kein überladenes Actionkino, wie es die Pierce Brosnan Filme wurden.Womit ich nicht sagen möchte , das es keine Action in dem Film gibt , im Gegenteil, sie ist nur gut dosiert und taucht nicht, wie in den neueren Filmen an jeder Ecke auf.
Ein weiterer Reiz des Films ist die zunehmend romantische Seite , die der Zuschauer an James Bond entdecken kann. Die Liebesbeziehung im Film geht weit über die sonst so kurzen obligatorischen Affären Bonds hinaus, so weit , das er sogar bereit ist seinen Beruf zu wechseln, um Tracy , seine einzig" wahre Liebe" heiraten zu können. Die Figur der Tracy wird von der einzigartigen Diana Rigg dargestellt, die zum damaligen Zeitpunkt mit der Fernsehserie "The Avengers" einem breiten Publikum ein Begriff gewesen ist. Diana Rigg ist einer der ganz großen Pluspunkte des Films , sie brachte im Gegensatz zu vielen ihrer Vorgängerin nicht nur gutes Aussehen, sondern auch schauspielerische Erfahrung mit, was den Film bereichert.
Es ist deshalb auch nicht weiter verwunderlich, das ihre Darstellung des Bondgirl von denen der vorherigen positiv abweicht. Diana Rigg spielte schon in "The Avengers" eine emanzipierte Frau ,wovon auch einzelne Wesenszüge hier spürbar sind , etwa die eigene Befreiung aus den Klauen Blofelds Handlanger Grunther. Desweitern ist es Diana Rigg zu verdanken , das auch die sentimental anmutenden Szenen , welche mit Louis Armsrongs Interpretation des John Barry Song " We have all the time in the World" musikalisch untermalt sind, nicht lächerlich wirken.
Am Anfang meines Review habe ich auf die Außergwöhnlichkeit dieses James Bond Films hingewiesen. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Sequenz nach der Verschleppung Tracys auf Blofelds Festung. In dieser Szene sehen wir George Lazenby kontempliert und an die Verschleppung Tracys zurückdenkend hinter dem Fenster im Büro des Secret Service nach draußen blickend. Im anschließenden Gefühlsausbruch, nachdem er erfahren hat , daß keine Rettungsaktion für Tracy geplant ist , zeigt sich, daß er sie wirklich liebt, es zeigt aber auch einen sich von seinen Gefühlen leiten lassenden Menschen, vielleicht stellen sich einige einen James Bond nicht so vor , trotz allem zeigen diese Gefühlsausbrüche eine bis dato unkannte und sich nun, dem Zuschauer offenlegende verletzbare Seite die ihn auch fehlbar erscheinen läßt, da in den vorherigen Filmen solche Gefühle immer ausgespart wurden.
Zum Schluß meines Review möchte ich noch auf das ergreifende Ende, welches in der Bondgeschichte einmalig ist, zu sprechen kommen. Nach der Trauung fahren beide auf einer fast Autoleeren Straße in die Flitterwochen. James hält an einer breiteren Stelle der Straße an um die Blumendekoration vom Auto zu entfernen, während Tracy über ihr Glück spricht und James gesteht,das sie von ihm das schönste Geschenk erhalten hat; nämlich eine Zukunft. Von hinten nähert sich ein Mercedes und Schüsse peitschen an dem frischgetrauten Paar vorbei. James bemerkt, daß es Blofeld war und steigt ins Auto ein um die Verfolgung aufzunehmen.Erst jetzt realisiert er, das Tracy tödlich getroffen wurde.Ein Motorradstreife kommt vorbei und erkundigt sich , ob alles in Ordnung ist und James antwortet :" es ist alles in Ordnung , wir fahren gleich weiter, sie ruht sich nur etwas aus ,... wir haben unendlich viel Zeit".
Diese Szene läßt den Zuschauer schmerzhaft spüren, wie vergänglich Glück sein kann. Dieses tragische Ende stellt eine narrative Brechung mit dem sonst typisch ausgelassenen Bond Ende dar. Das die Szene noch lange im Gedächtnis des Zuschauers haften bleibt ist nicht nur der Tragik dieser Szene zuzuschreiben , sondern auch Diana Rigg, die trotz der Stärke ihrer Figur, auch deren Verletzlichkeit und Hoffnungen auf ein besseres Leben mit James glaubhaft darstellt.
Abschließend sei noch erwähnt, das mir das Frauenohrfeigen, welches wohl für einen neuen Bonddarsteller obligatorisch gewesen war( Sean Connery im ersten Bond , George Lazenby in seinem einzigen Auftritt und Roger Moore in Leben und Sterben lassen und Der Mann mit dem goldenen Colt) nicht so gut gefällt. Diese Umgehensweise mit Frauen dürfte heute etwas befremdlich wirken.
Deswegen nur 9/10