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Nach drei Jahren Pause kam mit "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" 1969 der sechste Film der Bond-Reihe heraus. Sean Connery stand nicht mehr zur Verfügung, stattdessen übernahm George Lazenby die Rolle des Geheimagenten.

Einmal mehr verfolgt Bond den Superschurken Blofeld, der sich diesmal auf einem Gletscher in der Schweiz niedergelassen hat. Mit Hilfe von Hypnose will er einige Damen zu menschlichen Zeitbomben abrichten, um die Welt zu erpressen. Bond kann als Historiker getarnt in Blofelds Basis eindringen, doch fliegt er bald auf. Eine spektakuläre Jagd in den Alpen beginnt...

Nach dem schwächelnden Vorgänger "Man lebt nur zweimal" löste sich die Produktion mit diesem Film vom üblichen Bond-Schema, das seit "Goldfinger" eingefahren war. Mit dem neuen Hauptdarsteller war dazu auch ein geeigneter Zeitpunkt gegeben. "Im Auftrag Ihrer Majestät" ist bis heute ein "Liebe-ihn-oder-hasse-ihn"-Film bei den Fans geblieben.

Im Gegensatz zu den Vorgängern, die sich zunehmend auf Action-Anteile verließen, dominiert hier eine waschechte Love-Story den Film. In Portugal verliebt Bond sich diesmal ausnahmsweise ernsthaft, was im Vergleich zur bisherigen Charakterisierung der Figur als Ober-Macho doch etwas überrascht. Da der Film sehr viele Szenen mit Bond und seiner Liebe Tracy aufbietet, tritt die Handlung im ersten Drittel des Films etwas auf der Stelle. Obwohl man von einem Bond-Film sicher etwas anderes erwartet, überzeugt die Handlung bis dahin durch ruhige, schöne Szenen und besonders durch die fantastische musikalische Untermalung von Louis Armstrong.
Ob es die cleverste Idee war, Bond mal wieder gegen Blofeld antreten zu lassen, darf bezweifelt werden. Sein diesmaliger Plan hat denn auch etwas von einer "Der-gibt-keine-Ruhe"-Stehaufmännchen-Manier. Bonds Ankunft in dessen Alpenbasis beeindruckt durch prächtige Gebirgsaufnahmen, aber was nun handlungstechnisch folgt, lässt doch etwas nach. Bond wird mit einem Haufen unterbelichteter Damen konfrontiert, die natürlich alle sehr spitz sind, und seinen Aufenthalt versüßen. Schnell stellt sich heraus, dass sie von Blofeld manipuliert werden, wie wohl auch Bond selbst, der sich nicht zu doof ist, im sexy Kilt herumzustiefeln ("Du hast ja gar nichts drunter..."). Dass Bond bald auffliegt liegt ebenso auf der Hand, wie die folgende erste richtige Actionszene. Zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal präsentiert dieser Bond-Film ausgedehnte Jagden auf Skiern, mit Lawinen, Abgründen und Stunts. Das alles ist temporeich und recht spannend, andererseits stark gedoublet und leicht durchschaubar getrickst. Als wollte der Film alles nachholen, was man sich im ruhigen Beginn gespart hatte, wird Bond nun auf eine etwas zu lange Flucht vor Blofelds Schergen geschickt, wo er immerhin (welch ein Zufall) Tracy wiedertrifft, sodass zumindest die schönen lovecraft-Elemente die Handlung stützen. Dennoch geht dem Film merklich die Luft aus.
Zurück auf der Bergfestung steuert jetzt alles auf das große Finale zu, das verglichen mit "Man lebt nur zweimal" relativ unspektakulär daherkommt. Da ballern die Bösen, die Guten schießen aus ein paar Hubschraubern zurück. Bond selbst muss Blofeld durch eine Bobbahn jagen. Da weder Savalas noch Lazenby wirklich in dieser Bobbahn waren, musste wieder alles über Rückprojektionen gelöst werden, die einfach peinlich aussehen.

"Im Auftrag Ihrer Majestät" kann vor allem durch seinen schnellen Schnitt und durch mitunter extravagante Kameraeinstellungen beeindrucken. Vor allem kommt beides den Actionszenen zugute, die aber noch nie ein Problem der Filmreihe waren. Zwischen Lazenby und Connery liegen leider Welten, es verwundert nicht, dass dies sein einziger Auftritt als James Bond bleiben wird. Zumindest stimmt die Chemie zwischen ihm und Diana Rigg. Letztere darf eine endlich mal etwas anspruchsvollere Frauenrolle überzeugend ausfüllen. Savalas dagegen bleibt als Blofeld ähnlich farblos wie Pleasence im Vorgänger.

"Im Geheimdienst Ihrer Majestät" ist ein interessanter Film mit vielen neuen Ideen, die sich nicht alle unbedingt positiv auswirken. Echte Spannung kommt nur in den rasanten Actionszenen auf, die aber etwas unausgeglichen auf den Film verteilt sind. Obwohl sie für sich genommen gut gelungen ist, kann man die Love-Story mit ihrem bitteren Abschluss als gescheitertes Experiment verbuchen, doch sie verleiht dem Film einen besonderen Status in der Reihe. Letztlich passt sie trotzdem nicht so recht zu einem Bond-Film, und zu dem Charakter schon gleich gar nicht. Lazenby übrigens auch nicht. Insgesamt ein interessanter Bond-Film, der Action und Romantik nicht unter einen Hut bringen kann.
5/10

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