Review
von Leimbacher-Mario
Drollige Tanten transformieren sich in tollwütige Trolle
Weder Troma noch Oma, weder Tollwut noch voll Mut - und dennoch macht „Rabid Grannies“ seinem Namen und Ruf gut Ehre. In dem belgischen Splatterunikum geht es um eine skurrile Großfamilie, die im Landsitz der beiden vermögenden, bald vererbenden Tanten zu deren Geburtstagsfeiern zusammenkommt. Jeder der seltsamen Verwandten hat dabei natürlich nur ein Ziel: die schrillen Tanten davon zu überzeugen, dass man der richtige und verdiente Erbe ist. Blöd nur, dass eine dampfende, mysteriöse Kiste am Tor als Geschenk von einem verstoßenden Satanisten-Enkel (!) abgegeben wird, die die zwei betagten Damen in reißende, blutrünstige Dämonen verwandelt, sodass am Ende vielleicht gar keiner mehr übrig bleibt, der das Vermögen erben könnte...
Natürlich erinnert dieser Tromaaufkauf an Klassiker wie „Evil Dead“, „Demons“ oder an eine wesentliche krassere Version von „Hexen, Hexen“, der mir in meiner Kindheit eigentlich schon gereicht hat. Hätte ich diese dämonischen Tantchen in meinen frühen Jahren gesehen, wäre ich wohl wahrscheinlich für immer verstört gewesen. Vor allem in der extrem rot gefärbten, ungeschnittenen Originalversion, auf die man unbedingt achten sollte, da auch eine stark geschnittene Tromaversion existiert. An den genannten Splattermeilensteinen kratzt „Rabid Grannies“ zwar nicht ganz, doch nach dreißig eher blöden als launigen Minuten geht die verfluchte Chose richtig ran. An den Speck, ans Eingemachte, an alles, was diese sinistren Schwestern in ihre langen Finger bekommen können. Sogar vor Kindern wird nicht Halt gemacht. Das Ding hat einen äußerst abgefuckten und schwarzen Humor, zudem einen heftigen Blutzoll und klasse, handgemachte Effekte. Schade, dass Belgien nicht öfter so aufgedreht hat! Kein Wunder, dass Troma sich da nicht lange hat bitten lassen. Ein aberwitziger Splatterspass, mit völlig absurden Synchros auf deutsch oder englisch fast noch mehr. „Rabid Grannies“ kann in dem, was man sich erhofft - sprich Sauce, Sauereien und Splatter - voll überzeugen. Schade nur, dass es unter den Partygästen keinen einzigen gibt, den man mag und sich merkt. Ein Lionel oder Ash sind hier leider nichtmal ansatzweise eingeladen. Sehr schade. Dass setzt dem wilden, kurzweiligen Treiben leider nichts entgegen. Keine Helden, nur Opfer.
Fazit: ein europäischer Splatterklassiker. Belgische Braindead-Gedächtnis-Blutfontänen. Besser als manch „echter“ Troma-Kracher. Saftig und spaßig. Ein Fest des Trashhorrors.