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Wenn man eine Aufzählung der besten Funsplatterstreifen vornehmen möchte, kann man es drehen und wenden wie man will, auf Platz 1 wird definitiv "Braindead" stehen. Ich, der ich mit diesem Film meinen Einstieg in das Genre gefunden habe, wollte schnell mehr in dieser Richtung sehen und bin dann nach einigem recherchieren auf den belgischen Low-Budget Streifen "Rabid Grannies" gestoßen. Regie führte hierbei ein Kerl namens Emmanuel Kervyn, der eine überaus seltsame Karriere hingelegt hat. "Rabid Grannies" war seine einzige Regiearbeit, und ansonsten konnte er dem Filmbusiness auch nicht mehr viel abgewinnen, von einer kleinen Nebenrolle in "Kickboxer 2" mal abgesehen. Das jedoch muss ja noch lange nicht heißen, dass der Gute mit seinem einzigen Streifen eine schlechte Arbeit abgeliefert hat, denn bei näherer Betrachtung erweist sich "Rabid Grannies" schnell als wunderbar hirn- und anspruchsloser Partysplatterfilm, der gar nicht mehr will, als die primitivsten Wünsche des Gorefreaks zu befriedigen.

Das Erfreuliche daran ist, dass die Crew scheinbar ziemlich spendierfreudige Investoren zur Hand hatten, denn mit Werken eines jungen Ittenbachs zum Beispiel, kann der Streifen nicht verglichen werden. Die Optik befindet sich auf guter Direct-to-Video Qualität und es scheint so, dass auch der Kameramann sehr gut wusste, was er da tat. Kein billiger selfmade Amateuersplatter also, sondern ein handwerklich solides Produkt aus einem Land, dass ja nun nicht gerade eine unerschöpfliche Quelle an guten Horrorfilmen darstellt.

Was einem in den ersten 20-30 Minuten präsentiert wird, dürfte allerdings bei vielen Käufern die berechtigte Frage aufwerfen, ob sie sich zufällig im Film geirrt haben. Was man nämlich als Einstieg zu sehen bekommt, hat nichts mit Splatter und Horror, sondern eher mit einer seichten Komödie gemeinsam und genau das ist es dann letztendlich auch. Emmanuel Kervyn lässt sich viel Zeit, zuerst die beiden alten Damen, und anschließend die verkorkste Verwandtschaft vorzustellen und zeigt sehr unterhaltsam ihre unterschiedlichen Macken. Ein jeder hier hat irgend einen an der Klatsche und ist letzten Endes nur hinter dem Geld der alten Schwestern her. Die doch verhältnissmäßig lange Ruhepause am Anfang hat somit den unermesslichen Vorteil, dass man später auch weiß, wer jetzt denn da gerade zerfleischt wird und in den Charakteren nicht nur 08/15 Standardklischees sieht. Symphatie für die einzelnen Rollen kommt zwar nicht auf, doch dies war vom Regisseur auch nie beabsichtigt.

Während sich das Geschehen am Anfang für viele sicherlich zu lang hinziehen dürfte, geht es dann ab einem gewissen Zeitpunkt um so abrupter und blutrünstiger zur Sache. Sobald die Ladys das Paket öffnen, fährt "Rabid Grannies" plötzlich ein ganz anderes Kaliber auf und wird vom fröhlichen Familienfest zur blutigen Schlachtpalette. Die Omis mutieren sekundenschnell, krallen sich sofort das erste Opfer und eröffnen eine groß angelegte Hetzjagd durch die langen, verwinkelten Flure ihres Hauses und die weiten Felder ihres Grundstücks. "Rabid Grannies" ist kein Non-Stop Splatterfilm, sondern legt auch Wert auf Atmosphäre, wenn die potenziellen Opfer durch dunkle Kellergewölbe schleichen und sich vor den Dämonen zu verstecken versuchen. Dabei kommt nicht selten eine gehörige Portion Spannung auf, die man dem Streifen so nicht zugetraut hätte.

Kommen wir nun aber zum Wesentlichen. Emmanuel Kervyn lässt es ordentlich krachen und eimerweise Kunstblut verspritzen, wobei ich allerdings sagen muss, dass die Effekte nicht immer als durchweg gutaussehend durchgehen. Dies ist jedoch keineswegs schlimm, dafür wird man nämlich quantitativ entschädigt. Mindestens alle 5 bis 10 Minuten werden Gliedmaße ausgerissen oder Pobacken angefressen, fröhlich gehackt und verstümmelt. Die einst so netten Damen gehen dabei überaus grausam und sadistisch vor, quälen ihre Opfer meist zuerst noch, bevor sie sie dann zerlegen. Den vor Angst zitternden Priester treiben die Beiden mit ihren fiesen Sprüchen sogar zum Selbstmord, und auch vor kleinen Kindern wird nicht halt gemacht. Einem kleinen Mädchen werden die Beine ausgerissen und anschließend der entsetzten Mutter vor die Füße geschmissen.

Eine positive Überraschung sind auch die Schauspieler. Klar, einen großen Namen findet man im Cast nicht, doch dafür durchweg zufriedenstellende Leistungen. Beinahe ein jeder hat hier die Aufgabe, einen etwas durchgeknallten Typen zu mimen, was auch allen gelingt. Die Deutsche Synchro sorgt letztendlich dafür, dass dem Ganzen eine überaus trashige Note verliehen wird, auch wenn hier und da einige bekannte Synchronsprecher am Werk waren, wie etwa Peer Augustinski.




"Rabid Grannies" ist eine kleine, feine Low-Budget Produktion aus Belgien, an der alle Beteiligten sichtlich Spaß hatten, was sich auch positiv auf das Endergebnis auswirkt. Der Film macht Spaß, ist leicht verdaulich aufbereitet und dürfte jeden Horrorfilmabend zu einer vergnüglichen Party werden lassen. Der Splatter und der Humoranteil halten sich in etwa die Waage, so dass sowohl Gorehounds, wie auch Trashfreaks auf ihre Kosten kommen. Optisch ist der Streifen ebenfalls annehmbar und alles in allem durchaus professionell inszeniert.

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