Splatter galore. Alles unter die Betten, die bösen alten Tanten sind unterwegs. Und sie haben reichlich Trash mitgebracht.
Was mich auf die Frage bringt, warum alle Welt von "Bad Taste" faselt, während "Rabid Grannies" so ziemlich die gleiche Qualität aufbietet?
Der Film startet langsam und das ist gut so, denn zu einem ordentlichen Body Count gehört auch immer die Begründung, warum die jeweiligen Figuren niedergemetzelt werden müssen. Von einem Küchenmädchen, daß auch gut die Krähen im Feld aufschrecken könnte und einer Köchin, die aussieht, als hätte man ihr ins Gesicht gekotzt (von der ich nie etwas Eßbares annehmen würde) erfahren wir, daß Neffen und Nichten von widerlicher Natur sind.
Damit setzt der Film gleich einen qualitativen Standard, offenbar in dem Bestreben, das Prinzip Denver-Clan mit Monty Python-Mitteln satirisch aufzubereiten. Da macht sich ein Sack voll geldgeiler Verwandtschaft auf den Weg zu ihren an fortschreitender Demenz leidenen Tantchen, die jedoch nie nach den 92 Jährchen aussehen, die sie vorgeben zu sein. Realismus spielt hier keine Rolle, denn wann hätte sich eine Frau schon mal älter gemacht? Die Mischpoke, die nun also in den nächsten Minuten anrollt, ist tatsächlich von der Art, die Joan Collins sofort adoptiert hätte, sähen sie nicht alle etwas abgewichst aus.
Und es ist ein buntes Sträußchen: ein überfetter Industrieller mit einer aufgebrezelten Schickse; ein Waffenproduzent, der zum Wochenendvergnügen die neueste Schrotflinte im Kofferraum mitführt; ein junger, schmieriger Playboy-Strahlemax; die übliche liebe Family mit feigem Dad, schicker Mom und zwei Kiddies, denen man gleich den Hahn zudrehen möchte; die mutterfixierte, halbvertrocknete Dörrpflaume mit dem gewissen Knacks, ein abgefuckter Priester mit Pottschnitt, der Nächstenliebe immer noch als Fremdwort einschätzt und die lesbische Nichte, die gleich noch den neuesten Aufriß mitanschleppt.
Die Klischees fliegen uns nur so um die Ohren und wer nicht gelangweilt vorspult, erlebt dann noch die kleinen Offenbarungen, die anschließend beim Hackepeter eh untergehen: unser öliger Playboy legt mal eben Kampflesbens Mitbringsel flach (bzw. sie ihn) und anschließend wird bei Tisch ordentlich gezickt, während unser übernervöser Gottesmann beinahe dem kleinsten Blag den Handrücken mit seinen Gabelzinken verschönert. Anschließend kippt sich Fettbatz' Schickschen ordentlich zu, lallt alle erst voll, um trällert dann noch ein Liedche. Ischa wie Weihnachten bei Familie Hoppenstedt.
Derweil gibt drunten vor dem Tore ein gar unheimlich Mütterlein, daß einer Drag Queen verdammt nahe kommt, das betreffende Päckchen ab, auf das hier alle warten.
Leider zieht sich der Film hier etwas, bis wir den Kompott endlich aus der Schachtel lassen, doch nachdem ordentlich Dampfschwaden aus einem hölzernen Kästelein endlich bei den Tantchen Wirkung gezeigt haben, geht die Post ab. Den Ömchen wachsen riesige Klauen und auch sonst mutieren sie fröhlich zu gummimaskierten Pizzagesichtern, die als erstes mal die Lesbe wegknurpsen. Anschließend großes Gehäcksel im restlichen Schloß, wobei die Ärmchen und Beinchen fliegen, als gäbe es kein Morgen mehr.
Allen Blut- und Eingeweidefreunden sei nun gesagt, daß für die abschließenden 55 Minuten kaum noch ein Auge trocken bleibt, die Qualität allerdings recht wechselhaft ist. Denn hier werden dem Trash-Produkt doch deutlich seine Grenzen aufgezeigt. Bisweilen ist es sehr einfallsreich und glibberig, was abgeht, mitunter sind die Effekte jedoch schön amateurhaft und auch als solche zu identifizieren. Hat ja auch seinen Charme. Das Blut ist nicht gerade überzeugend und auch Tantchens Gummigruselkrallen wippen so charmant im Schrittrhythmus, daß der große Gonzo grüßen läßt. Das trifft auch auf die mal passend, mal unpassend ausgeleuchteten Latexmasken für die alten Damen, die ihre Herkunft doch überdeutlich verraten. Als Ersatz werden aber dafür reichlich farbige Flüssigkeiten hervorgesabbert und einmal wird formschön in die Kamera gekotzt.
Sehr beachtlich die Verwandlungsszenen (die aber nicht an Ähnliches aus "Dämonen" etwa herankommen), doch was den Splatter angeht, schlägt Quantität deutlich Qualität. Reicht natürlich für den Party-Abend, doch hat man sich auf harte, schnelle Schnitte geeinigt, die den Blick aufs Detail zumindest verschleiern. Mitunter nervt dieses hastige Geruckel doch beachtlich.
Schönste Szene bleibt für mich, wenn der Familienmutti erst ein blutiges Kinderbeinchen entgegengeflogen kommt, worauf sie die Treppe im Sturm nimmt, wo oben Tantchen mit der achtjährigen Suzie wartet. Suzie war nicht nur nervig, sie endet jetzt auch von oben gesehen in Kniehöhe, während sich der Hund des Hauses, ein schwarzes Ungetüm wuscheliger Machart mit ihrer zweiten Wade verlustiert. Klar, daß Muttis Verstand darob prompt in Urlaub geht, nachdem ihr anschließend auch noch von einem Dämonenklon ihres anderen Kindes die halbe Hand weggeknusperst wird. Klavierspielen ist jetzt nicht mehr.
Die Kamera arbeitet während all dem engagiert, aber uninspirativ und bietet nur selten technische Offenbarungen, die Beleuchtung ist nicht selten mangelhaft. Hier machen technische Unfertigkeiten den satirischen Eindruck, den sämtliche Charaktere vermitteln leider oft wieder zunichte. Allerdings muß man anführen, daß alle dermaßen überzogen spielen, daß das Geschehen schon fast zur Parodie mutiert. Schauspielerisches Talent war wohl nicht zwingender Beschäftigungsgrund.
Schwachpunkt ist leider die reichlich unprofessionelle Synchro (eventuell von Astro selbst), die sich zwar redlich Mühe gibt, die aber technisch schwächelt und die Atmosphäre des Originaltons nicht halten kann. Einen Extrastern gibt's aber für das Rambozitat, wenn der Waffenproduzent magenentleert und wutentbrannt zur Schieße greift: "Jetzt reichts mir aber, ihr alten Seibertanten!" geifert er und gibt Stoff, bis ihn eine Hellebarde zerschnetzelt. Ein Augenblick der Wahrheit, einfach herrlich...
Was "Grannies" gegenüber "Bad Taste" auszeichnet, ist eine Produktion, die in sich geschlossener ist und wohl auch in einem Zug beendet wurde. Darüber hinaus gibt es wesentlich besser gestaltete Charaktere, während der Humorgehalt in Jacksons Film eindeutig höher liegt. Das technische Duell gewinnt dann aber eindeutig "Bad Taste", wo einfach mehr Einfälle untergebracht wurden.
Trotzdem kann man die Filme an langweiligen Abenden im Doppel zeigen, da sie niveautechnisch (wenn davon die Rede sein soll) etwa auf demselben Level liegen.
Die Rache der grauen Panther - splatter on! (5/10)