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Die Pressewelt ist voller Intrigen, die Modewelt noch mehr, also warum nicht eine Satire auf beides drehen? „Der Teufel trägt Prada“ konnte sogar auf eine Bestsellervorlage bauen.
Jungjournalistin Andy Sachs (Anne Hathaway) kommt nach New York mit großen Hoffnungen und muss bald merken, dass sie trotz all ihrer Qualifikationen kaum ankommt. Einer der wenigen Jobs, die sie bekommen kann, ist der einer Assistentin beim Modemagazin „Runway“. Ein begehrter Job, Standardzitat: „A lot of girls would kill for this job“, doch Andy will ihn eigentlich nur als Einstieg in die Welt des Journalismus. Durchaus ein lebensnaher Ansatz, denn der Einstieg ins Berufleben ist nie ein leichter.
Chefredakteurin Miranda Priestly (Meryl Streep) ist allerdings die Hölle auf High Heels, triezt ihre Assistentin bis aufs Letzte. Andy beißt die Zähne zusammen, aber ihr Privatleben leidet unter ihrer herrischen Chefin...

Was macht „Der Teufel trägt Prada“ nun aus dieser Prämisse? Eine knallharte Satire? Einen Film voller neuer Einblicke in die Modewelt? Nein zu beidem. Tatsächlich ist David Frankels Film über weite Strecken sogar ziemlich klischeehaft, präsentiert einem all das, was man eh schon wusste oder glaubte zu wissen. Die Modeleute sind ebenso hip wie abgehoben, Stress ist an der Tagesordnung und jeder missgönnt jedem alles. Natürlich muss man superschlank sein, sonst zählt man als fette Kuh, dafür sind diverse Beteiligte reichlich hohl und herzlos – nicht unbedingt eine neue Idee bei einer Satire auf die Welt der Reichen und Schönen.
Immerhin auf die Besetzung kann man sich vollends verlassen, gerade Anne Hathaway erweist sich als eine der talentiertesten Jungaktricen in Hollywood, die sich über Filme wie „Plötzlich Prinzessin“ hinausentwickelt hat. Als Mädchen von nebenan, das in die Gefahr gerät sich selbst zu verleugnen, überzeugt sie auf voller Linie. Mindestens genauso klasse ist Meryl Streep als dämonische Chefin mit menschlicher Seite. Diejenige, die bereits ihre Seele an die Modewelt verkauft hat, zum Preis ihres privaten Glücks. Ebenfalls toll ist Stanley Tucci als derjenige, der ebenfalls hoch im Business steht, seine Seele aber bewahrt hat. Die restlichen Männer, unter anderem Adrien Grenier und Simon Baker, sind daher eher Stichwortgeber, Cameo-Auftritte gibt es von Models und Modegrößen.

Als Satire liegt „Der Teufel trägt Prada“ nun an der Leine, doch trotz fehlender Schärfe kann das Drehbuch mit einigen ausgesprochen pointierten Dialogen aufwarten, gerade die Sprüche von Nigel (Stanley Tucci) sind urkomisch, z.B. wenn er sich Andy gegenüber auslässt, auf welche abstruse Art man ihren Style verbessern könnte. Dagegen fallen die fiesen Sprüche Mirandas teilweise harmloser als erwartet aus, da kann auch das starke Spiel Streeps nicht drüber hinwegtäuschen. Auch das Rezept der unmöglichen Aufgaben, die Andy immer wieder erfüllen muss, nutzt sich leider mit der Weile etwas ab.
So fehlt es leider ein wenig an Abwechslung, erst das Finale (natürlich auf einer großen Konferenz in Paris) bringt da einen größeren Umbruch, denn hier muss sich Andy dann entscheiden, ob sie wirklich Teil der Branche sein will – das Ergebnis kann man allerdings erahnen. Dabei überzeugen allerdings die Ansätze, welche die sonst so herrische Miranda von ihrer menschlichen, verletzlichen Seite zeigen. Zum Schluss entscheidet sie sich klar für die Karriere, zur Not auch auf Kosten des eigenen privaten Glücks und der Karriere enger Vertrauter – ein wahrhaft teuflischer Charakterzug.

„Der Teufel trägt Prada“ ist nicht schlecht, teilweise sind die Dialoge wunderbar pointiert und die Hauptdarsteller großartig – doch das Rezept des Ganzen ist recht repetitiv und als Satire ist David Frankels Film etwas zu zahm, denn wirkliche Enthüllungen zu den Themen Mode und Journalismus enthält er nicht.

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