Vorweg muss man ein paar Dinge klarstellen. Ob man ihn nun mag oder nicht, Sasha Baron Cohen ist genial und auf gewisse Weise innovativ. Das, was er mit diesem Film abliefert, hätten sich wohl nur die Wenigsten getraut, das müssen auch Kritiker würdigen. Zu den Kritikern zähle ich nicht die Aufgebrachten aus Kasachstan oder die Studenten aus dem Film, die Sasha verklagten, (denn die sind nicht objektiv) sondern die, die den Film unter scheinbar objektiven Gesichtspunkten bewerten. Ich möchte hierbei in den meisten Fällen eine gewisse Voreingenommenheit erahnen dürfen.
Objektiv gesehen ist das Konzept neu, unterhaltsam und Borat sympathisch. Es gab Momente im Film, in denen ich vergessen habe, dass er nur eine Figur ist. Schnell soll noch ein Abriss der Story geliefert werden. Diese ist sicherlich nur Mittel zum Zweck, hätte aber viel einfallsloser ausfallen können. Borat ist ein junger Mann aus dem zurückgebliebenen Kasachstan. Er hat eine viel zu fette Frau, die ihm Angst macht, eine Schwester, die er zur Begrüßung erst einmal abknutscht, einen Nachbarn, der so sein will wie er. Nebenbei werden weitere skurrile Charaktere kurz vorgestellt, die teilweise die Grenzen des guten Geschmacks ankratzen und trotzdem einem Großteil von uns ein Grinsen abgezwungen haben dürften. Von der Regierung wurde Borat beauftragt, zusammen mit seinem Partner Azamat Bagatov (Ken Davitian) eine Reise in die Vereinigten Staaten zu unternehmen, um deren Kultur zu erforschen. Möglicherweise könne man gute Anreize zurück in die Heimat bringen. Borat ist zunächst engagiert, verliebt sich aber schnell in Pamerla Anderson, die er zufällig bei einem Auftritt in der Serie „Baywatch“ erblickt. Das bringt alles durcheinander, weil sich diese nicht in New York aufhält, sondern in Los Angeles...oder so, jedenfalls weit weg von New York, wo sie eigentlich ihre Reportage drehen sollen. Also kauft er sich ein Eismobil und macht sich auf den Weg, um seine große Liebe zu heiraten.Es gibt unzählige kleine Geschichtchen um den Film, die auch nach dessen Betrachtung amüsieren. Ich lege mal los: Der Anzug, den Borat den gesamten Film über trägt, wurde nie gewaschen. Die Grußformeln, die Borat so von sich gibt, sind nicht kasachisch, sondern polnisch. Die kasachische Regierung war alles andere als begeistert von der Nachrede im Bezug auf ihre Heimat. Die kasachischen Einwohner, die man im Film sieht, sind tatsächlich Rumänen, die für ihren Auftritt 4 Dollar erhalten haben (Borats Schwester vielleicht ein paar mehr) und dachten, dass es sich tatsächlich um eine kasachische Dokumentation handele. Überhaupt wurde das allen Akteuren im Film weis gemacht, um deren Unterschrift für das Filmen zu erhalten. Das führte auch dazu, dass mittlerweile fast jeder der Beteiligten Cohen eine Klage an den Hals gehetzt hat. Die, von denen ich gehört habe, sind die besagten Einwohner, die Studenten in ihrem Wohnmobil (sie werfen Cohen vor, er hätte sie mit Alkohol gefügig gemacht und ihnen so ihre chauvinistischen Äußerungen entlockt), das alte jüdische Ehepaar, Borats Fahrlehrer und viele weitere. Überhaupt fragte ich mich, warum eigentlich nie Gesichter verpixelt wurde und man darf gespannt sein, welchen Erfolg die Klagen erzielen werden. Nur zur Beruhigung: Von Pamela Anderson wird keine Klage kommen, die hat nämlich gewusst, dass sie gefilmt wird und dass es sich um einen Scherz handelt. Borat hat Moores 9/11 abgelöst: Der war vorher der erfolgreichste Film am ersten Wochenende unter den Filmen, die in weniger als 1000 Kinos in Amerika anliefen. Während der Produktion des Films wurde angeblich 91 mal die Polizei verständigt. Borats Schnurrbart war echt. Cohen brauchte 6 Wochen, um ihn sich wachsen zu lassen. Angeblich wurde die 8-köpfige Crew vom FBI beschattet.
Fest steht, dass Borat einen Aufschrei auf der ganzen Welt verursacht hat, den man selten bei einem Film gesehen hat. Am schlechtesten kommen dabei eigentlich die Amerikaner weg, bei denen „Borat“ ironischerweise ein riesiger Erfolg geworden ist. Das kann man ebenfalls für Europa sagen und Cohen Glückwünsche zukommen lassen. Mit seiner Satire hat er die Leute berührt, verärgert und amüsiert, alles nicht zu knapp. Sein Hauptcharakter Ali G., den er ebenfalls in einem Film verkörpert hat, war beliebter als Borat, aber nicht so skandalträchtig. Deswegen wohl auch der geringere Erfolg.
Fazit: Mit „Borat“ hat Sasha Baron Cohen die Massen erregt wie man es selten zuvor gesehen hat und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemals ein Schauspieler mehr Klagen am Hals hatte, nachdem er sein Werk vollendet hatte. Cohen erzählt eine witzige Geschichte, die die Beschränktheit der Amerikaner überdeutlich unterstreicht und den Zuschauer damit 80 Minuten unterhält. Das Konzept ist nach meiner Meinung genial und muss anerkannt werden. Auch von denen, die mit dem Niveau nicht klarkommen. Ich vergebe 7 Punkte. EuerDon