Ein Mann und seine universelle Fernbedienung – 24.09.2007
Es ist leider in Hollywood üblich, eine wie auch immer geartete Moral von der Geschicht dem unbedarften Zuseher mit der Keule einzuprügeln und so lange nicht damit aufzuhören, bis es auch der allerletzte Dämlack verstanden hat. Und die universelle Moral aller Moral der Geschichten ist das ewige amerikanische Credo zur Familie, denn diese ist der Nukleus des Seins, die zentrale Basis eines jeden Menschen, und wäre die Familie nicht, wäre man ein armer Wicht. Prinzipiell ist dagegen kaum etwas zu sagen, und wer es dennoch tut, steht gerne am Rande einer Diskussion und hat bald keine Freunde mehr. Aber ich stehe gern am Rande, denn teilen kann ich diese Sichtweise nur bedingt – Rückzug ins private Kämmerlein ist bei Fixierung auf die Familie unmöglich, und wer soll dann weiterhin die Reviews schreiben, für die hier so vorzüglich Platz ist?
Man steht also in der Zwickmühle und reibt sich auf im täglichen Kampf um Selbstverwirklichung, Arbeit und die Bedürfnisse der Daheim harrenden. So geht es auch dem friedliebenden Architekten Michael, der von seinem Chef ausgebeutet wird, die Beförderung immer wie eine Möhre vor der Nase, aber das Baumhaus daheim für die lieben Kleinen seit Jahren unfertig. Man müßte ein Rezept dagegen haben, ein Heilmittel gegen die verrinnende Zeit, und dieses Rezept bekommt Michael von einem sehr merkwürdigen Verkäufer verabreicht. Ein Unikat, eine Fernbedienung fürs Leben, mit der man unangenehme Momente vorspulen kann und dabei auf Autopilot funktioniert. Wer schon mal ein langes Essen im Kreise vieler Verwandten oder eine unglaublich öde Tagung mit vielen Reden hat überstehen müssen, der weiß, wie schön so etwas sein könnte. Dumm nur, daß die Fernbedienung ein Eigenleben hat und sich nach den Vorlieben des Bedieners richtet, was dazu führt, daß Michaels gesamtes Leben im Schnellvorlauf vergeht. Sterbend liegt er auf dem Rücken, den Regen im Gesicht, die Familie um ihn herum, und schon hören wir die letzten, salbungsvollen Worte…“familiy comes first“…aber so darf naturellement kein Film aus Hollywood enden.
Statt dessen zaubert die Regie ein ganz altes Mittel aus dem Hut, und hier ist es dann wirklich vorbei mit dem Spaß, denn diese Keule ist so süßlich, so zuckrig, so widerwärtig von der Seite her sich anschleimend, daß man es kaum ertragen kann. Die Regie wiederum hat es schwer, sich zu entscheiden, denn nach der Hälfte des Films sind die komödiantischen Elemente ausgespielt und man ergeht sich in dramatischen Sequenzen rund um die Familie, wir erleben en passant Scheidung, Tod des Großvaters, Nichtbeachtung der Kinder…das alles aber ausgewalzt bis auch der letzte aufrechte Zuseher verstohlen nach dem Taschentuch greift. An der Kinokasse schlägt dergleichen sicher bombig ein, doch mir verdirbt schon die gewohnt kalauernde deutsche Synchronisation den Appetit. Die Darsteller laufen ebenfalls auf Autopilot, die Witze der ersten Hälfte sind fast alle im Trailer zu sehen und nicht immer erster Güte, während das atemnehmende Finale im Regen die Nerven auf das Ärgste strapaziert. Dennoch hat der Film zumindest eine Aussage zu bieten und hebt sich damit vom vorherrschenden Genre der romantischen Komödien ab – Herr Sandler ist eh nie schlecht, genau so wenig Herr Walken, und daher, zumal Frau Beckinsale schön anzusehen und Herr Hasselhoff einfach ein Depp ist – und für all das gönne ich mit einer sentimentalen Note 7/10.