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In "Barton Fink" geht es um einen Autor, der jüngst am Broadway gefeiert wurde und nun in die kapitalistische Welt Hollywoods hineingeschmissen wird. Diese Person namens Barton Fink leidet nun, da sie unter Erfolgsdruck steht, an einer Schreibblockade und verkommt zusehends im Film. Einziger Zufluchtspunkt ist sein Nachbar (John Goodman), der aber selbst ein kleines Geheimnis hat.

Der Film wird zunächst vom tollen Drehbuch getragen: Im Fokus stehen die verschiedenen Persönlichkeiten, die sich alle sehr stark voneinander unterscheiden. Der Protagonist ist hier selbstverständlich der zentrale Angelpunkt. Es ist aber festzuhalten, das es tatsächlich kaum flache Charaktere gibt.
Und obwohl die Geschichte eher von Ruhe getragen wird, kommt es nicht zu Langeweile. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Die Geschichte wird mit zunehmender Länge immer abgehobener: Allein dass es immer so tierisch heiß ist, so heiß, dass die Tapete im Hotel des Protagonisten schleimtriefend abblättert, ist ein Indiz hierfür. Später sind einige Elemente gar surrealistisch. Es ist ein ähnlicher Schnitt in die Surrealität wie ihn die Coenbrüder bei "Arizona Junior" vornahmen.

In vielen Szenen gibt es eine ganz angenehme Situationskomik. Überhaupt weiß der tiefgründige Humor, der im Untergrund des Films blubbert, mit seinen vielen Facetten zu gefallen. Ein Beispiel hierfür ist der genial dargestellte Druck, der auf dem Protagonisten lastet, und der sich stetig zu erhöhen scheint. Bartons Chef überhäuft diesen nämlich anfangs mit Vorschusslorbeeren, erklärt ihm, wie begeistert er ja von seiner Arbeit sei und dass er vollstes Vertrauen in ihn habe. Später feuert er sogar (scheinbar) einen mitleidswürdigen Angestellten für Barton, nur um ihm gleich darauf die Schuhsohle zu küssen.
Die Darstellung ist derart übertrieben, dass man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen kann.

Besonders zu erwähnen ist die Leistung der Darsteller: Alle sind durch die Bank weg ausgezeichnet, aber vor allen anderen brilliert hier John Goodman mit seiner herrlich überdrehten Spielweise. Allein seine Gestik würde schon einen ganzen Film mit Unterhaltung füllen. Aber nein, auch John Turturro, der den Protagonisten mimt, hat seine genialen Momente. Die Rolle des immer verkommen werdenden, schüchternen, introvertierten Autoren ist ihm scheinbar auf den Leib geschrieben. Aber es ist nicht nur seine persönliche Aura, die der Figur Leben einhaucht, sondern wirklich hohe Schauspielkunst. Auch Judy Davis und John Mahoney sollte man erwähnen. Bei einer derartigen Glanzleistung aller Darsteller geht sogar ein Steve Buscemi unter, der hier nicht sein ganzes Talent zeigen kann.

Des Weiteren sind viele der Kameraeinstellungen und die Sets selbst gelungen. Der Flur des Hotels selbst scheint seinen eigenen Charakter zu haben und die Aufnahmen im Zimmer des Protagonisten, gerade wenn er in Gedanken versinkt oder sich mit garstigen Mücken auseinandersetzt, strotzen nur so vor Charme. Es sind auch teilweise ganz kleine Details, die den Film so genial (an einigen Stellen) machen; so gibt Bartons Zimmertür immer einen schaurigen Luftsog preis, wenn man sie schließt oder öffnet. Man merkt, dass sich die Coenbrüder wirklich reingekniet haben und hier nicht einfach nur Geld verdienen wollten, sondern dem Film mit ihrem Ehrgeiz füllten.

Am Rande sind dann zwar noch einige Schönheitsfehler zu erwähnen, schaden tun sie dem Film aber nur geringfügig. So sind einige Szenen doch ein wenig zu ruhig. Gerade in der ersten halben Stunde kann man dies als dezent störend empfinden. Später passt das aber dann doch ganz gut. Auch verwundert es, dass der anfangs als extrem introvertiert dargestellte Barton sich gerade seinem kolossalem Nachbarn öffnet.
An einigen wirklich ernsten Szenen hat man dann auch schon eine gewisse Distanz zum Film aufgebaut, die aus dem unterschwelligen Humor und der teils übertriebenen Darstellung resultiert. Das ist zwar wirklich nicht so schlimm, doch bezweifel ich, dass es derart geplant war. Der tolle Monolog von John Goodman am Ende zündet aber wenigsten.

Ingesamt kann man also sagen, dass man sich hier mit einem wirklich tollen Film beschäftigt, dessen Qualitäten ganz klar kleinere Schwächen überwiegen. Man sollte sich darauf unbedingt einlassen, denn John Goodman hat hier vielleicht seine beste Leistung abgeliefert.

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