"Hast Du denn alle umgebracht?" ... "So ziemlich alle."
Im Grenzgebiet zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten schleift Django (Franco Nero) einen Sarg hinter sich her, als er auf eine amerikanische Bande trifft, die gerade beginnt die halb mexikanische Maria (Loredana Nusciak) zu misshandeln. Kurzerhand schreitet Django ein, erschießt die Kerle und begibt sich mit Maria in die nah gelegene, annähernd verlassene Stadt Tombstone. Im dortigen Sallon lässt er sich mit ihr nieder. Dort garantiert Major Jackson (Eduardo Fajardo) dem Sallonbesitzer mit seinen Prostituierten sichere Verhältnisse und kassiert Schutzgelder. Jedoch ist die Behandllung der Mädchen von ihm und seiner Bande alles andere als menschenfreundlich. Als sich Django einmischt, kommt es zu einer Schießerei.
Nachdem Sergio Leone ("Für eine Handvoll Dollar"-Reihe, "Spiel mir das Lied vom Tod") 1964 den Italowestern als Subgenre des Westerns etablierte, gab es zahlreiche Nachahmer. Auch "Django" zählt zu diesen und bleibt vor allem wegen einer sehr brutalen und rücksichtslosen Präsentation sowie seiner einnehmenden Hauptfigur in Erinnerung. Über 50 Jahre später nagt jedoch der Zahn der Zeit enorm an dem kultigen Western.
"Django" ist einer der Filme, die eine ganz besondere Atmosphäre besitzen. Wenn der titelgebende Antiheld zu Beginn einen Sarg durch die schlammige Kulisse zieht und der einprägsame Titelsong ertönt, ist das ganz großes Western-Feeling. Die später hinzu kommenden tristen Gebäube sowie die brachialen Schießereien verdichten das Ganze noch mehr. Viel verdankt der Italowestern dieser beeindruckenden, rauen Stimmung, die sich durch den gesamten Film zieht.
Gleiches gilt für den Protagonisten. Django ist eine mystische Figur, stets in einer Grauzone aktiv und unnahbar. Schon annähernd ein comichaftes Abbild eines Westernhelden. Auch die weiteren Figuren enthalten Charakterzüge, die sehr stereotypisch und einseitig sind. Kitsch und Klischees sind hier der Standard. Sicher keine gute Ausgangssituation um eine komplexe Geschichte zu erzählen. Und tatsächlich beschränkt sich die Handlung auf ein geradliniges Konstrukt, um ordentlich Brennstoff für Gewalt zu liefern.
Der zynische Umgangston mündet obligatorischerweise in einer offensiven Auseinandersetzung. Die Actionszenen sind jedoch extrem durchchoreographiert und nicht ernstzunehmend präsentiert. Zwar ist "Django" hin und wieder recht brutal, überwiegend fallen getroffene Schurken aber mit wild in die Höhe gerissenen Armen und gekrümmten Körpern tot zu Boden. Das ermüdet auf Dauer sehr. Und auch wenn der Protagonist nicht unkaputtbar ist, so trifft er dennoch mit jedem Schuss, egal in welchem Zustand er sich befindet.
Für Franco Nero ("Stirb langsam 2") ist Django seine Paraderolle. Sein markantes, unrasiertes Gesicht brennt sich schnell ein und bleibt trotz der etwas hölzernen Darstellung erhalten. Die weiteren Darsteller bleiben weit hinter dessen Niveau.
"Django" ist der Italowestern schlechthin, wenn es um plakative Gewalt geht. Neben dieser Tatsache und der einprägsamen Atmosphäre bietet der Film jedoch nicht allzu viel. Die Geschichte ist geradlinig und die Figuren schlicht. Die Actionszenen gleichen einem durchchoreographierten Theaterstück und sind technisch wenig eindrucksvoll. Die Effekte wirken sehr künstlich. Glücklicherweise hat Quentin Tarantino mit "Django Unchained" diesem kultigen Western ein intelligenteres und zeitgemäßes Reboot spendiert, das die Musik ebenso enthält.
4 / 10