Review

Django betritt eine Straßenbahn. Da kommt der Fahrkartenkontrolleur auf ihn zu.
„Den Fahrschein ,bitte!“

Darauf Django mit tiefer brummiger Stimme „Django kauft keinen Fahrschein!“.............

„Django hat eine Monatskarte!“

Über diesen Witz habe ich Anfang der 70er Jahre gelacht.

Nur, ich wußte gar nicht, wer Django eigentlich war und hatte im Alter von 10 Jahren natürlich auch noch keinen „Django-Film“ gesehen.

Aber Django war ein Markenzeichen, ein Synonym für Härte und Coolness – daran kann man erkennen was Sergio Corbucci mit diesem Film erschaffen hat. Etwas, was so beeindruckt hatte, daß es tief in das Bewußtsein einer Gesellschaft eingedrungen war...

Jetzt wird auch gerne kolpoltiert, sein Film wäre eine Art Revolution gewesen, eine Abkehr vom amerikanischen Western mit seinen strahlenden sauberen Helden hin zur schäbigen Realität.

Nur weil das schon lange behauptet wird und entsprechend oft wiederholt wurde, wird diese Aussage nicht richtiger. Es ist ähnlich wie bei Erfindungen z.B. des Autos oder Telefons, es lag schon in der Luft und irgendwann hat Jemand die schon vorhandenen Puzzleteile zusammengefügt.

Auch im amerikanischen Western der späten 50er und frühen 60er Jahre, verloren die Helden langsam ihren Glorienschein. Klassiker wie „Weites Land“ , „Rio Bravo“ oder „Die 4 Söhne der Katie Elder“ vermittelten schon einen staubigen Westen, in dem der Held sich auch mit Alkoholproblemen und seiner bürgerlichen Umgebung herumschlug. Und Sergio Leone hatte schon 1964 Clint Eastwood als Helden eingeführt, der geradezu überirdisch schießen konnte und dabei auch immer an seinen eigenen Vorteil dachte.

Dagegen ist „Django“ im Prinzip eine ehrliche Haut. Seine Beweggründe sind moralisch nachvollziehbar und angesichts der verbrecherischen Übermacht wirkt er geradezu wie ein Märtyrer.

Was also hat an „Django“ so beeindruckt?

Im Grunde die völlige Vereinfachung der Symbole bis hin zur comichaften Stilisierung und die damit verbundene eindeutige Gewalt. In dieser Deutlichkeit hatte das zuvor keiner dargestellt :

- Django(gepielt von einem leicht pausbäckigen Franco Nero) ist ein wortkarger Pistolero, der zu Fuß unterwegs ist und einen Sarg hinter sich her schleift. Er wirkt dabei beinahe wie der leibhaftige Tod und ähnlichen Schrecken verbreitet er.
Jede seiner Bewegungen ist langsam und überlegt, es sei denn er muß schießen, dann ist er schneller und treffsicherer als jeder Andere.
Schon als er die gefangengenommene Maria zu Beginn befreit, wird deutlich, daß er diese Fähigkeiten nur gegen bösartige Verbrecher wendet. Er ist wesentlich eindimensionaler als die Helden der späten amerikanischen Western oder bei Sergio Leone. Ihn treibt nur ein persönliches Trauma – einziger möglicher Kritikpunkt an seinem Charakter ist, daß er die „Bösen“ meist ohne Vorwarnung killt.....
- Das aber relativiert sich durch seine Gegner, die hier als völlig sadistische Schweine dargestellt werden, die wehrlose Menschen aus Spaß in den Rücken schießen. Natürlich handelt es sich auch noch um Ku-Klux-Klan ähnliche Rassisten, die überhaupt keine menschlichen Regungen zu besitzen scheinen
- Nur in der Figur eines mexikanischen Bandenführers taucht in der zweiten Hälfte des Films eine etwas differenziertere Rolle auf, die sogar zeitweise freundschaftliche Gefühle für „Django“ hegt
- Die gesamten Gewaltdarstellungen sind für die damalige Zeit absolut deutlich und werden in keinerlei abschwächenden Konsens gebracht

Was das alles mit Realität zu tun hat ? – Natürlich nichts, sonst wäre der Film auch nicht so erfolgreich gewesen.

Filme wie Cimino’s „Heaven’s Gate”, die wirklich versuchten ein realistisches Bild des amerikanischen Westen zu schaffen, wurden dagegen Flops.

In „Django“ ist nichts realistisch, keine Figur – hier wird nur das Schema des Kampfes zwischen GUT und BÖSE in einer gesetzlosen, schmutzigen Umgebung hochstilisiert, in der jeder Mensch, der sich nicht wehren kann, schon Opfer ist. Es gilt nur das Gesetz des Stärkeren...

Beim heutigen Ansehen wirkt der Film mit diesem einfach gestrickten Muster schon unfreiwillig komisch, auch weil er sich jede Sekunde absolut ernst nimmt. Die Dialoge sind aus heutiger Sicht nach Schema F, die Abläufe immer vorhersehbar, einzig der Inhalt des Sarges bleibt eine gewisse Zeit ein Rätsel.

Corbucci gelingen durchaus beeindruckende Bilder von morbider Qualität und auch die Musik, besonders der Titelsong ,verbreitet cooles Sixty-Feeling.

Aber als Western ist er doch sehr eindimensional und kann einen objektiven Betrachter – auch wenn er Fan des Genres ist - heute nicht mehr beeindrucken.

Filmhistorisch dagegen wird der Film immer eine gewisse Rolle spielen, dafür gibt es von mir zwei Zusatzpunkte (6/10).

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