Angesichts eines Films wie "They Nest" fragt man sich, warum sich manche Horrorfilme die Mühe geben, eine schlüssige Story aufzubauen. Es genügt doch, wenn etwas in den Mittelpunkt gestellt wird, dass schon in der Realität Ekel verbreitet, und wen überkommen bei dem Anblick von Kakerlaken diese Gefühle nicht ? - Und wenn sie dann noch in den Mund hinein kriechen...
Horrorfilme haben in der Regel ein unrealistisches Szenario, auch Spielbergs "Weißer Hai" erlaubte sich Übertreibungen gegenüber der Realität, aber eine gewisse innere Logik hat einer Story deshalb nicht geschadet. Wenn zu Beginn auf einem Schiff ein Mann gefesselt und über Bord geschmissen wird, dann nimmt man das noch gelassen hin, aber wenn man die Auswirkungen dieser Tat später mitbekommen hat, fragt man sich, wie die Männer auf dem Schiff das Problem derart leicht lösen konnten. Glücklicherweise wird die Leiche dann an einer besonders kleinen Insel angeschwemmt, die zudem noch über eine sehr überschaubare Personenzahl mit den üblichen Stereotypen verfügt.
Neben Hauptdarsteller Thomas Calabro als wegen eines Alkoholproblems suspendierter Arzt Dr. Ben Cahill agieren noch Dean Stockwell als Ortssheriff und John Savage als ortsansässiger Hillbilly, der etwas gegen Städter hat. Vor allem, wenn dieser - wie in diesem Fall - sein Elternhaus erworben hat, was er und sein Bruder sich selbst nicht leisten konnten. Die Darsteller geben sich Mühe, kommen aber gegen das vorhersehbare Drehbuch nicht an, dass schnell verdeutlicht, wer in diesem Fall dran glauben muss. Und spätestens, wenn sich auf dieser einsamen Insel die Besitzerin des Handwerker-Ladens als junge, sehr hübsche und trotz Männerüberschusses allein stehende Frau (Kristen Dalton) erweist, weiß man, wohin die Reise geht. Angesichts der Eindimensionalität der Charaktere hilft auch das unglaubwürdige Drama um falsche Verdächtigungen und Selbstjustiz nichts mehr.
Aber immerhin gibt es da noch die Kakerlaken, die startend bei der angeschwemmten Leiche ihrem zerstörerischen Trieb nachgehen. Warum sie überhaupt so vorgehen, wird nicht näher erläutert, was dem Film zumindest weitere Unglaubwürdigkeiten erspart. Doch auch in diesem Zusammenhang bewahrt der Film keine Linie, in dem er sich auf eine einmal gemachte Voraussetzung einlässt. Anstatt die Gefahr der Kakerlaken in seiner schon ausreichenden Dimension zu belassen, wird je nach Gegelegenheit einer drauf gesetzt. Während Doc Ben Cahill schon mal ein Tänzchen auf dem Kellerboden zwischen den Kakerlaken wagen darf, ohne dass diese wie sonst gleich zubeißen, wachsen diesen dann plötzlich Flügel, um anderseits die Spannung wieder zu erhöhen. Durch diese Willkür, die vor Lächerlichkeiten nicht halt macht - so mögen die Kakerlaken keinen Regen, der zudem noch im richtigen Moment wieder aufhört - wird jegliche Spannung unterminiert, denn dem Film ist jederzeit anzumerken, wie konstruiert hier auf der Horrorklaviatur gespielt wird.
"They nest - tödliche Brut" wurde für das amerikanische Fernsehen gedreht, was zumindest verhindert, dass hier übertriebene blutige Szenen zu sehen sind. Doch anstatt den ruhigen Aufbau und den zu Beginn zurückhaltenden Umgang mit den Kakerlaken auszubauen, verliert sich der Film in einer kruden Geschichte mit zunehmend unlogischeren Horrorszenen, die nur mit dem Faktor "Ekel" zu punkten versuchen - für einen guten Horrorfilm zu wenig (3/10).