Immer etwas schwierig, wenn man einen Film quasi aufs Auge gedrückt bekommt, einen den man sich aus eigenem Antrieb niemals ansehen würde, weil man nach dem Lesen der Inhaltsangabe bereits komplett abwinkt, aber okay.
Geben wir Doris Dörrie und ihren beiden Mimen Uwe Ochsenknecht und Gustav-Peter Wöhler zumindest eine Chance, dem deutschen Alltag zu entfliehen, sich in der Metropole Tokios zu verirren, um in einem Zen-Kloster schließlich die asketischen Rituale der Mönche kennen zu lernen.
Doch bereits die ersten Minuten verursachen eine grausame Mischung aus Augenkrebs und Tinnitus: Handkamera, improvisierte Dialoge, nervige Quengelkinder (einschließlich der Ochsenknecht-Brut) und der halbdokumentarische Charakter, der sich in den folgenden knapp 109 Minuten festsetzen wird.
Worauf soll das denn bitte hinaus laufen?
Da haben wir den Uwe, Verkäufer von Einbauküchen, leidet wie ein Tier von der plötzlichen Trennung von Frau und Kindern und sucht Unterschlupf bei Bruder Gustav, einem perfektionistisch veranlagten Feng Shui Experten, der seit langem eine Reise ins fernöstliche Japan plant, um einige Zeit im Kloster zu verweilen. Gemeinsam geht es auf nach Tokio, wo man sich kurzerhand verläuft…
Sicher kann man mit zwei starken Mimen auf ein solides Fundament setzen, was der Sache deutlich zugute kommt, doch die allein tragen das konzeptlose Drehbuch beileibe nicht und auch wenn ein paar erinnerungswürdige Aufnahmen und Impressionen dabei herum kommen, - Dörrie hätte besser daran getan, Dokumentationen über Tokio/den Alltag im Zen-Kloster zu drehen.
Zu wenig Humor, zu viele banale Dialoge, zu dösiges Verhalten in prekären Situationen und am Ende weit davon entfernt, so etwas wie Erleuchtung zu verbreiten, denn auf diese Kernaussage hätte man bereits nach einer halben Stunde kommen können, anstatt immer wieder völlig selbstverliebt auf Selbstfilmungen der beiden Akteure zurückzugreifen, die außer abgehalfterte Philosophien und inhaltslosem Geplänkel kaum etwas Sinnvolles von sich geben.
Kommen wir aber zum Positiven. Das sind die dokumentarischen Eindrücke der beiden hauptsächlichen Umgebungen.
Da haucht die Handkamera der Metropole Tokios ordentlich Leben ein und ist zuweilen auch bemüht, Impressionen aus ungewöhnlichen Perspektiven festzuhalten.
Man lernt Straßenkünstler ebenso kennen, wie Spielhöllen und die hundertfachen Verbeugungen des Personal eines Kaufhauses, bekommt einen unmittelbaren Eindruck der Geräuschkulisse vermittelt und ist oft mittendrin im Trubel.
Ganz das Gegenteil bietet das Kloster mit seiner strengen Disziplin. Aufstehen halb vier, stundenlanges Putzen, genaue Einhaltung bestimmter Körperfiguren, Waschen im kalten Wasser, eiskalte Füße und exaktes Timing bei der Nahrungsaufnahme bestimmen hier den Alltag, wobei reinigende Stimmungen durchaus vermittelt werden, schon allein aufgrund der Trommeln und der Gesänge..
Nur, - dafür benötigt es keine improvisierenden Selbstdarsteller, die das Geschehen ohnehin nicht voran bringen.
Vielleicht ist das Konzept nicht ohne, zwei unterschiedliche Brüder auf eine authentisch wirkende Reise zu schicken, um sie am Ende um eine deutliche Erfahrung zu bereichern.
Doch es scheitert gnadenlos an der überladenen Improvisation, der mangelnden Dramaturgie und der phasenweise völlig öden und witzlosen Umsetzung.
Er hat seine Momente, bindet zwischenzeitlich ein paar interessante Eindrücke ein, doch im Gesamtbild brächten zwei ordentlich recherchierte Dokumentationen deutlich mehr Inhalt.
Knapp
4 von 10