Review

Tja, manchmal kann es selbst einem erfahrenen Filmkritiker (egal ob nun aus dem Hobby- oder dem Profibereich) schwer fallen, zu einem Film eine geeignete Besprechung zu schreiben. Meist macht man sich ja schon beim gucken des Films so seine Gedanken, wie man das gerade Gesehene am besten in Worte fassen kann, damit es die interessierten Leser auch verstehen und nachvollziehen können, ohne ins allzu Oberflächliche zu rutschen. Als bestes persönliches Beispiel würde ich da "Uhrwerk Orange" anbringen wollen, zu dem ich bestimmt schon mindestens fünfmal versucht habe ein Review zu verfassen, mir dies aber nie wirklich geglückt ist. Ähnlich ist es mir nun auch mit "The Host" ergangen, allerdings nicht, weil ich nicht schaffen würde, irgendwelche Genialitäten des Films ordentlich zu verpacken, sondern einfach weil "The Host" ein Film ist, bei dem man einfach nicht so richtig weiß, was man damit anfangen soll.

"The Host" dürfte wohl so ziemlich der unentschlossenste Genre-Mischmasch sein, den das Kino in letzter Zeit so gezeigt hat. Das er in seinem Heimatland Südkorea ein Megaerfolg war, wird hier in westlichen Gefilden wohl nur schwer begreifbar sein. Schon die Geschichte lässt nicht so recht erahnen, worum es nun eigentlich geht. Im Grunde geht es wohl um eine Schlamperei mit Chemikalien, aus dessen Ergebnis sich eine merkwürdige Mutation bildet, die von nun im Hanfluss von Südkorea haust und die Anwohner bedroht. Immer mehr Menschen fallen dem Biest zum Opfer, welches seine Opfer aber nicht allesamt verschlingt, sondern einige von ihnen in einer Höhle aufbewahrt. Als das Biest sich dann allerdings an der Tochter eines verwahrlosten Kiosk-Besitzer vergreift, macht dieser sich, zusammen mit seinem Vater und seinen zwei Geschwistern, auf die Suche nach dem Biest. Doch nicht nur das Monster regt die Sorgen der Menschen an, auch ein angebliches Virus, verschreckt die Bevölkerung. Nun heißt es also das Biest zu bekämpfen, bevor das Virus endgültig ausbrechen kann... Horror, Trash, Drama oder Katastrophe, mit was es der Zuschauer hier zu tun bekommt, ist kaum zu ergründen, denn eigentlich hat die Geschichte wirklich von allem etwas zu bieten. Anfangs sieht alles noch nach einem mächtigen Trash-Spektakel aus, zum Ende hin wird es dann aber düster dramatisch und beinah schwappt das ganze Treiben schon in ein Katastrophenfilm um. Logik, Sinn und Verstand sind dabei kaum auszumachen, auch wenn es durchaus einige sozialkritische Untertöne gibt, welche aber meist spur- und bedeutungslos im Sande versieben. Somit sollte man sich vor allem von dieser Erwartung fernhalten und zusehen, dass man das Ganze als reinen Unterhaltungsfilm ansehen kann. Doch selbst das ist nicht wirklich leicht.

Denn hier werden nicht nur massig Genres aufeinander losgelassen, was ja nun eigentlich noch nicht wirklich schlimm sein müsste, sondern sie werden leider auch viel zu lieblos durch einander gewirbelt, ohne das der Streifen dabei so recht den passenden Rhythmus finden will. Die erste Stunde ist eigentlich fast schon Comedy pur, da viele Albernheiten ausgepackt werden, die aber durchaus Spaß machen und fast schon in Richtung Black-Comedy gehen. So ist es z. Bsp. einfach köstlich, wenn die Anwohner das merkwürdige Biest mit allerlei Dosen und Essensresten füttern, wenn die Hauptfiguren von ein Fettnäpfchen ins Nächste treten oder der Beauftragte des Seuchenkommandos plötzlich mal so mir nichts, dir nichts auf die Fresse fällt, nur um danach hübsch stramm zwischen den Trauernden zu stehen, als ob nichts gewesen wäre. Ja, in diesen Momenten lacht das ganze Publikum, selbst wenn es irgendwo naiv wirken mag. Höhepunkt des Comedy-Parts ist dabei eine Szene, in der einige Passanten an einer Bushaltestelle stehen und gerade die Nachricht durchgegeben wird, dass das Virus wohl schon an einem leichten Husten zu erkennen sei. Als dann plötzlich einer von ihnen anfängt zu husten und kurz darauf in eine Pfütze spuckt, entfernen sich die Passanten natürlich von ihm. Nur um im nächsten Moment über und über mit dem Pfützenwasser vollgespritzt zu werden, da der Bus mit Karacho durch diese hindurch brettert. Hier wird fast schon auf satirische Art und Weise die überall verbreitete Panikmache an den Pranger gestellt und man gröllt vor Lachen.

Doch nach guter einer Stunde Film ist dann langsam Schluss mit lustig und der Film verwandelt sich auf einmal in ein Drama der heftigsten Sorte, welches sogar nicht davor zurück schreckt, Katastrophenstimmung zu verbreiten. Die Lacher der ersten Hälfte blitzen nur noch ab und an durch, eine drückende Stimmung macht sich breiter, als wie es sich der Zuschauer je gewünscht hätte. Denn eigentlich hat er sich doch bis jetzt wunderbar amüsiert, doch mit einem Mal soll er nun wohl einen Druck auf die Tränendrüse verspüren, welcher aber absolut nicht wirken mag, da man einen derartigen Genre-Umschwung einfach nicht erwartet hat. Man könnte es fast mit dem Bruch zwischen Kill Bill 1 & 2 vergleichen, wobei dieser aber wunderbar die Balance zwischen den unterschiedlichen Genres halten kann und deshalb trotzdem ein genialer Film im Ganzen geworden ist. Hier nun allerdings will man sich einfach mit dem Bruch nicht anfreunden. Man will den spaßigen Teil wieder zurückhaben und nicht unbedingt in Katastrophenstimmung versetzt werden. Die Extreme der einzelnen Genres werden hier einfach viel zu stark ausgereizt, weshalb sie sich in diesem Film einfach nur beißen und gegenseitig auf die Zehen treten. Und das ist, nach dem anfänglichen Potenzial, einfach schade.

Dazu kommt zudem die Tatsache, das der Film einfach nicht genug Stoff bietet, um 120 Minuten ausreichend füllen zu können. Zwar werden durchaus viele unterschiedliche Ideen und Handlungsstränge aufgegriffen, doch kaum einer wird wirklich zu Ende geführt. An vielen Stellen, vor allem in der zweiten Filmhälfte, herrscht regelrecht Stillstand, was das Weitertreiben der Handlung angeht. Immer wieder macht sich der Eindruck breit, dass man alles möglichst schön auf Länge ziehen wollte, weil die Macher gemerkt haben, dass es einfach zu wenig ist, was das Drehbuch für zwei Stunden Film bieten könnte. Auch wenn sich wirkliche Langeweile deshalb nicht unbedingt breitmacht, so ist es aber doch immer wieder einfach zu Kaugummiartig, was sich da auf der Leinwand tut. Vor allem am Schluss wird immer wieder noch etwas drauf gelegt, damit man auch ja die Spielzeit voll kriegt. Schade eigentlich, denn hätte man sich darauf konzentriert einen 90-Minüter zu machen, dann hätte es durchaus noch klappen können, wenn auch mit Einschränkungen. So allerdings nicht!

Positiv ist hingegen allerdings die Inszenierung des ganzen "Drumherum" anzumerken, welche spürbar auf Atmosphäre gebügelt wurde. Die Kulissenauswahl ist z. Bsp. einfach wunderbar trist gehalten worden, was dem Film durchgehend eine knackige Atmosphäre verleihen kann. Die Auswahl der Farbfilter, die Arbeiten hinter der Kamera, sowie der knackige Score sind einiges wert und zeugen durchaus von Können und dem Versuch, doch noch das Beste aus dem langatmigen Mischmasch herauszuholen. Auch wenn dadurch die Fehler des Films nicht wett gemacht werden können, so ist wenigstens auf optischer und akustischer Basis einiges auf der Haben-Seite zu verbuchen. Zudem ist auch das Monster ordentlich getrickst worden. Gut so!

Zu den Darstellern selbst ist es allerdings wieder recht schwer, die passenden Worte zu finden, da man den größten Teil der Schauspieler noch nie gesehen hat und wohl auch nicht so schnell wieder sehen wird, wenn man sich jetzt nicht wirklich für das Filmland Südkorea interessiert. Meiner Meinung nach haben aber alle ihre Sache soweit ganz gut gemacht, auch wenn die Figuren selbst hier und da doch etwas farblos gezeichnet worden und deshalb nicht wirklich sonderlich schwer zu performieren sind. Für einen Film dieser Art reicht es aber durchaus aus.

Fazit: Sorgfaltslos zusammengesetzter Genre-Mix aus Comedy, Horror, Trash, Drama und Katastrophenfilm, der leider keinerlei Balance findet und einen furchtbaren Rhythmus an den Tag legt, der einfach nicht gelingen will. Lacht man sich in der ersten Hälfte noch durchaus schief, so ist der vollkommen übertriebene Drama-Katastrophen-Part in der zweiten Hälfte nicht nur völlig unpassend zum gerade Gesehenen, sondern wurde zudem auch viel zu sehr in die Länge gezogen, ohne dabei aber wirklich etwas Glaubwürdiges zu Stande zu bringen. Auch wenn die Umsetzung des Ganzen, aufgrund der wunderbar atmosphärisch wirkenden Kulissen, der tollen Auswahl der eingesetzten Farbfilter, sowie dem brachial guten Score, irgendwo noch durchgehend gefallen kann, so ist der Inhalt einfach nicht mehr wert, als ein paar gute Lacher und einem nett getricksten Monster, die aber durch den knüppeldicken Dramatikpart schnell wieder zu nichte gemacht werden. Einzeln hätten vielleicht beide Filmhälften gut funktioniert, doch aneinander getacktert, wirkt das Ganze leider ziemlich kaputt. Schade eigentlich!

Wertung: 5/10 Punkte

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