"Tage des Ruhms - Die vergessenen Helden des Zweiten Weltkriegs" stellt als europäisch-nordafrikanische Koproduktion zweifellos eine kleine filmische Besonderheit dar. Auch auf inhaltlicher Ebene widment sich Rachid Bouchareb in seinem eher ruhig erzählten Kriegsdrama einer Thematik, die bisher kaum eine mediale Aufarbeitung erfahren hat - und auch historisch durchaus kundigen Zeitgenossen wohl eher marginal bekannt ist: Dem Einsatz französisischer Kolonialtruppen im Zweiten Weltkrieg.
Wer nun eine actionreich vorgetragene Heldenstory im Stile von "Band of Brothers" oder "James Ryan" erwartet, dürfte schnell enttäuscht sein. Zwar lässt es Rachid Bouchareb gleich im ersten Gefecht der nordafrikanischen Kolonialsoldaten mit deutschen Truppen in Italien durchaus krachen, doch erweist sich besagte Szene als Ausnahme. Im Folgenden schwenkt nämlich der Fokus des Interesses deutlich zu den einzelnen Männern der Einheit, die auf ihrem Befreiungszug durch Südfrankreich bis in das verschneite Elsass verstoßen und hierbei immer wieder in rassistisch motivierte und innereKonflikte verwickelt werden. Bald machen sich ernste Zweifel breit, ob der von der Propaganda stilisierte Einsatz für die französische Nation und für die Freiheit mit dem Gewissen und den vorgefundenen Ungleichheitszuständen zu vereinbahren ist und die Moral der Truppe beginnt zu brökeln.
Gegenüber diesem dominierenden Konfliktfeld tritt der Actionanteil von "Tage des Ruhms" merklich in den Hintergrund. Spektakuläre Schlachten gibt es nicht, einzig kleinere Gefechte auf infantristischer Ebene treten punktuell auf den Plan. Vom ausladenden Materialeinsatz eines "Band of Brothers" ist man hier fast schon Lichtjahre entfernt, ebenfalls von dessen unverhohlener Brutalität - was allerdings zunächst einmal keinesfalls zwangsläufig negative Auswirkungen auf den Film als solchen bedeuten muss. Doch leider funktioniert "Tage des Ruhms" auch auf inhaltlicher Ebene nicht ganz so perfekt, wie man sich das vielleicht von einer europäischen Produktion gewünscht hätte. Zwar ist die Thematisierung eines gemein hin eher unbekannten Mosaiksteinchens der jüngeren Weltgeschichte zweifelsohne löblich, doch macht Regisseur Rachid Bouchareb meiner Ansicht nach viel zu wenig aus dem inhatlichen Potential seiner Geschichte.
Im Grunde ist nämlich leider bereits mit den ersten 30 Minuten alles Wesentliche gesagt: Die rassistischen und religiösen Konflikte werden ebenso offenbahr wie die Heimatgebundenheit der aus einfachsten Verhältnissen stammenden Nordafrikander, und die sich zukünftigen Probleme dieser Menschen zeichnen sich recht deutlich am filmischen Horizont ab.
Und tatsächlich passiert im großen Rest des Films nicht mehr allzuviel: Auf eher unspektakuläre Art und Weise durchläuft die Kolonialeinheit Kriegsschauplatz für Kriegsschauplatz, kommt hier und da in Kontakt zu französischen Zivilisten und darf schießlich im winterlichen deutsch-französischen Grenzland seine letzten, verlustreichen Schlachten schlagen, bevor zum Ausklang - a la "James Ryan" - der gezeichnete Veteran 60 Jahre später an den Gräbern seiner Kameraden niedersinkt.
Eine wirklich greifbare handlungsseitige Entwicklung ist über alledem leider kaum festzustellen, weder auf der konkret-charakterlichen Ebene, noch auf der kriegshistorischen Metaebene. Ein Perspektivenwechsel etwa auf die Feindesseite findet ebenso nicht statt, Bouchareb verweilt - durchaus im Sinne der Intensität, wenn gekonnt umgesetzt - quasi ausschließlich bei seinen Kolonialsoldaten. Dies kommt der Atmosphäre zu Gute, dem Film leider kaum.
Generell tritt "Tage des Ruhms" unterm Strich zu oft und zu ausladend auf der Stelle, was inbesondere durch das Fehlen beeindruckender Kriegsszenen sehr deutlich zum Vorschein kommt. "James Ryan" und co. vermochten fehlenden Anspruch und mangelnde Tiefe durch eben solche plump wie wirkungsvoll zu kaschieren. Auch so lässt sich zur Not Langeweile vermeiden. "Tage des Ruhms" sitzt hier gewissermaßen zwischen den Stühlen, da auch eine tiefergehende Identifikation mit den Charakteren eines anderen Kulturkreises durchaus schwerfällt.
Ganz selbstverständlich ist "Tage des Ruhms" jetzt nicht automatisch ein schlechter Film, im Gegenteil! Allerdings vermag er aufgrund seiner dünnen Geschichte und seiner im Gegenzug recht actionarmen Inszenierung nicht in die Liga jener Kriegsfilme aufzusteigen, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Äquivalent zu seiner in jedem Falle zu würdigenden, interessanten Spezialthematik ist letztlich wohl auch der Film selbst eher an ein spezielleres Publikum gerichtet - welches sich jedoch insgesamt einem handwerklich sehr ansehlich und bodenständig umgesetzten sowie von seinen eher unbekannten Darstellern engagiert gespielten (Kriegs)Drama gegenüber sieht, das geradezu nach einer künftigen Ausstrahlung auf ARTE schreit.