Review

It was a major action picture with cars crashing through windows and into each other in mammoth car chases. In those days there were no digital effects to help you. If a car came out of a window, there was a man in it. After it crashed to the ground everybody waited to see if he was still alive.“ ~ Michael Winner.

Direkt zwischen Kalter Hauch und Ein Mann sieht rot angesiedelte und angesichts der beiden anderen, allen voran natürlich der nächsten Arbeit damals schon und heute immer noch etwas vernachlässigte Kollaboration von Regisseur Michael Winner und Hauptdarsteller Charles Bronson im modernen Geschehen; basierend auf einem vier Jahre zuvor veröffentlichten Roman von John Gardner, der weniger durch Cop VS Mafiaplotten wie hier bekannt geworden ist, sondern durch allerlei farbige Agentenmärchen, die teilweise selber Verfilmungen erfahren haben (L-Der Lautlose, 1965) oder Weiterführungen bekannter Figuren sind (Ian Flemings James Bond). Eine italienisch-amerikanische Co-Produktion, was damals mit der stärksten aktuellen Kombination aus dem Weltkino und dem von Europa war und speziell hier die Vereinigung von u.a. Columbia Pictures und dem Filmstudio von Dino DeLaurentiis ergibt. Gedreht innerhalb zweier Frühlingsmonate des Jahres '73, vor Ort an der jeweils Ost- und Westküste der Vereinigten Staaten, wodurch man den Handlungsschwerpunkt des Buches (das Vereinigte Königreich) komplett nach 'Hollywood' verlegt. (“His book, A Complete State of Death, dealt with the Sicilian branch of the Mafia doing a multiple bank heist in Stratford-upon-Avon in order to finance a massacre of the old Mafia in New York. By the time Gerald Wilson finished with the script Stratford-upon-Avon was gone!“)

Polizist Lou Terrey [ Charles Bronson ] wird nach einem schießwütigen Zwischenfall im Dienst von New York nach Los Angeles 'weggelobt'; muss allerdings zwei Jahre später wegen diversen Aufsehenerregenden Mafiamorden in seiner ehemaligen Heimatstadt als Allzweckwaffe wieder zurück. Der Mafiosi Al Vescari [ Martin Balsam ] plant die späte Rache für eine Bluttat Anfang der dreißiger Jahre, wofür er Vietnam-Veteranen wie die Spitzbuben Lawrence [ Stuart Margolin ], Langley [ Paul Koslo ] und Jumper [ Jack Colvin ] anheuern und in der Wüste für ein Attentat ausbilden lässt. Währenddessen zieht Terrey zusammen mit seinem Partner Mathews [ Ralph Waite ] und dem jungen Anfänger-Cop Hart [ John Ritter ] seine Kreise enger um die Kriminellen.

He's got a big gun.“ – “And a small future.
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist hier eher der Ort der kurzen Träume, wird schon in der Eingangstür des Filmes der erste (jugendliche) Kriminelle schon kurz vor der Schwelle zur Volljährigkeit vom Polizisten Bronson erledigt; in Notwehr sicherlich und nicht ohne eigenes Verschulden, hat es der Cop mit der Dienstwaffe allerdings auch mehr oder minder auf dies rabiate Eingreifen seinerseits und die Ermächtigung des schnelleren Schützen und das Können der beruflichen Profession vom Fangschuss aus nächster Nähe angelegt. Bronson als Vertreter des Gesetzes, der alleine seine Wege und dies mit knappen und dafür umso markigen Worten geht. Bronson als Dirty Harry - Verschnitt, nicht dem noch von der Kritik weitgehend verschonten ersten Teil, sondern eher der Partner von Dirty Harry II - Calahan und/oder Dirty Harry III - Der Unerbittliche, wo schon die Kolportage angreift und das Reißerisch-Triviale gewinnt. “The kid was only 17.“ – “The gun made him old.“ Später wird einer der per Motorrad flüchtenden Veteranen vom Polizisten mit dem Auto quer durch einen menschenüberfüllten Flohmarkt gejagt und dann mit der Motorhaube in eine Glasscheibe katapultiert, mit dem weiterhin ungebremsten Auto hinterher; woraufhin sich beim anschließenden Blick in den Spiegel auch zum ersten Mal so etwas wie das schlechte Gewissen rührt.

Lasche Waffengesetze werden seinerseits als Ursache für die ausschweifende Brutalität und die Antwort mit der Dienstwaffe angeführt; und die um sich grassierende Drogenwelle, später auch die Traumata von Kriegserfahrungen, gesellschaftliche Verunsicherung und ein ungestillter Blutdurst. Gefangene werden allerdings auf beiden Seiten nicht gemacht, und nur wenige Filmminuten und zwei ganze Jahre fiktive Zeit später schon der erste Spitzel im Beisein zweier Bewacher mit einem blutigen Bauchschuss massakriert. Regisseur Winner arbeitet dabei wieder mit einer Montage, die gerade anfänglich eher verwirrend, da wie mit der Axt geschnitten und hin und her springend und scheinbar völlig verschiedene Plotstränge erzählend wirkt; auch wird inmitten einer Verhaftung am Flughafen ausgeblendet und gleich zu Beginn einer Verfolgungsjagd durch ein Wohnviertel mit einem Umschnitt ausgebremst.

Sowieso ist der Film mit seinen über 70 Locations, oft nur einmal genutzt (oder in Stuntspektakeln zerstört) all over the place. Ein aufwändiges Puzzleteil aus Eindrücken, ein Kaleidoskop aus Aktion – wie die Erstürmung des paramilitärischen Hauptquartier, die bleihaltige Überraschung in der Mafiazentrale und ein zum Auto- und Menschenfriedhof verwandeltes Parkhaus im Showdown – und Reaktion, in der Winners damaliger Stamm- und Starschauspieler (und das Polizeirevier) oftmals als einziges Bindeglied der Spirale der Gewalt und dem Orchester abgefeuerter Schüsse wirkt; als Anführer eines rein maskulinen Rudels, in dem die Handvoll Szenen mit Frauen laut Winner “all utterly useless“ und “complete piffle“ und nach Meinung von Bronson sowieso zwecklos von der Anlage her schon sind. (“Listen: there was no girl in French Connection and no girl in Dirty Harry.“)

Dabei hat der Film durch seine inszenatorische Behandlung und seine thematische Konzeption und Konzentration auf ganz verschiedene Dinge, inklusive auch mehrerlei Ansprechen der Veränderungen der Menschen durch den Vietnamkrieg und gerade dem explosiv-wilden Finale durchaus seine gewisse Wirkung, scheint bis dahin phasenweise allerdings auch öfters vor sich hinbrütend und trocken und wie im Schneideraum durch das Auslassen von erklärenden oder vertiefenden Einstellungen vergaloppiert.

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