Endlich. Ein Silberstreif am Horizont. Martial Arts und B-Action haben sich in den letzten Jahren meist nicht besonders gut ergänzt, umso erfreulicher fällt daher die aktuelle Regiearbeit von David Worth („Chain of Command“, „Power Force“) auf. Nachdem er seinen Ruf in den letzten Jahren als Studiohure von Nu Image tüchtig ramponierte, vermag er mit „Honor“ an bessere Zeiten anzuknüpfen.
In Zusammenarbeit mit Martial Arts – Choreograph Peter Malota („Double Impact“, „The Quest“) liefert er einen soliden Genrefilm ab, der sehr unter seiner offensichtlichen Budgetknappheit leidet und auch nicht über das beste Drehbuch verfügt, wenigstens aber eine Riege engagierte Darsteller aufbietet, die so ziemlich alle jede Menge Kampfsporterfahrung auf unterschiedlichen Gebieten vorweisen können.
Auch die Tatsache, dass der Film in Los Angeles gedreht wurde und somit ein bisschen Lokalkolorit schnuppern kann, soll nicht unerwähnt bleiben. Besser als alle abgenudelten Kulissen in Bulgarien gefallen die hässlichen Viertel von L.A. allemal. So viel Flair wie „The Honorable“ kann „Honor“ allerdings nicht aufbauen.
Roddy Piper („They Live“, „Back in Action“), mit nunmehr über 50 auch nicht mehr ganz taufrisch und ohne das gewinnende Wesen früherer Auftritte, mimt hier den altgedienten Streifencop LT Tyrell, der die Straßen der Metropole nach 25 Dienstjahren wie seine Westentasche kennt und seinen Ruhestand geradezu durch seine Unbeherrschtheit provoziert. Nun möchte er eine kleine Bar eröffnen und seinen ruhigen Lebensabend genießen, doch die Vergangenheit holt ihn unerwartet ein. Sein Adoptivsohn Gabriel (zu verkniffen: Jason Barry, „MirrorMask“, „Bog Body“) taucht plötzlich halb verwahrlost wieder auf, nachdem er als Elitesoldat jahrelang auf der ganzen Welt unterwegs war und der Kontakt zu ihm abriss. Außerdem regiert mit Ray (Russell Wong, „Romeo Must Die“, „Undoing“) nun ein Gangster das heimische Viertel, der von allen Geschäftsinhabern Schutzgeld erpresst und jeden gnadenlos zusammendrischt, der sich ihm in den Weg stellt oder die Knete nicht rüberwachsen lässt. Tyrell kennt Ray schon von klein auf und Gabriel ebenso. Zudem verbindet das Trio ein Vorfall, der die Ermordung von Tyrells leiblichen Filius betrifft. Der dramatische Konflikt ist vorprogrammiert.
Die auffallend spartanisch ausgestatteten Kulissen (Ray wohnt trotz seiner lukrativen Schutzgelderpressung wohl in einer Ruine?!) und die bisweilen zu sterile Optik sprechen eine deutliche Sprache. Worth musste mit seinem Budget kräftig haushalten, konnte sich aber gleichzeitig auch auf eine Crew verlassen, die Willens war trotz der wideren Umstände ihr Bestes zu geben.
Nach bewährtem Prinzip schaut sich Gabriel nach seiner Rückkehr die Situation daher genau unbemerkt an, verhält sich zunächst unauffällig und entschließt sich dann dazu Ray und seinen Gangstern Einhalt zu gebieten, weil irgendwann auch LT in Mitleidenschaft gezogen wird.
Das relativ schwache, spannungsarme Drehbuch gleichen die vielen guten Fights aus, die den Zuschauern immer wieder vor Augen führen, dass hier echte Profis am Werk sind. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass die Macher mit mehr Zeit und Geld viel bessere Kämpfe abliefern hätten können. In einigen Aktionen blitzt nämlich sehr viel mehr Potential auf, als Worth durchschnittlich zu zeigen vermag. Die unterschiedlichen Kampfstile und die charismatischen Fighter tun ihr Bestes, aber der letzte Kick fehlt leider.
Im Vergleich mit aktuellen, ähnlich gelagerten Filmen hat „Honor“ trotzdem die Nase vorn und zwar nicht nur weil die Kämpfe brutal und blutig sind, sondern auch optisch überzeugen. Offene Knochenbrüche und jeder Menge rote Tunke resultieren nämlich schon einmal aus spektakulären Kicks. Final finden als Höhepunkt dann parallel gleich vier Duelle in einem einzigen Raum statt.
Die schauspielerischen Qualitäten sind allesamt eher durchwachsen. Man findet aber keine Totalausfälle und Mühe geben sich selbst die Laiendarsteller. Worth verstrickt sich geschickterweise auch nicht in unendlichen Dialogen, sondern bemüht sich möglichst direkt ohne Verzögerungen zum nächsten Kampf überzuleiten. So beinhaltet „Honor“ auch viele dramatische Elemente, die soweit glaubwürdig eingeflochten, von Worth aber an der kurzen Leine gehalten werden. Die Laufzeit von 77 Minuten spricht für sich.
Ganz amüsant für den Insider ist bestimmt die „They Live“ - Anspielung an der besprayten Mauer. Auch die eingängigen Songs leisten ihren Beitrag und fallen immer wieder positiv auf.
Fazit:
Grundsolider, unorigineller B-Actioner bei dem man das Gefühl nicht los wird, dass die Macher mit mehr Zeit und Kohle einen wirklich sehenswerten B-Actioner abgeliefert hätten. So reicht es für „Honor“ nur zum guten Durchschnitt, da er eine Vielzahl an Fights mit erfahrenen Kämpfern vorzuweisen hat, die sich auch tüchtig ins Zeug legen. Schauspielerisch glänzt hier hingegen niemand, auch Piper nicht, und das tragisch angehauchte Drama wird ebenso keine Tränenbäche auslösen, wenigstens wurde aber in Los Angeles gedreht. Ein bisschen mehr Drive hätte das Drehbuch trotzdem vertragen, zumal es nicht sonderlich einfallsreich bekannte Genreversatzstücke addiert. Mühe haben sich hier trotzdem alle Beteiligten gegeben, aber Budget und Zeitplan standen im Weg. Ein bisschen schade, denn sympathisch ist „Honor“ auf seine altmodische Art allemal. Traditionsbewusst, hart und simpel gestrickt. War auch mal wieder an der Zeit.