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Der schönste Tag, ist der, an dem du stirbst

Wenige Filme haben ohne große Kinoauswertung einen solchen Kultstatus erreicht, wie "Donnie Darko". Vor allem seit der Jahrtausendwende sind solche Fälle seltener als ein pubsendes Einhorn. Bei "Donnie Darko" versteht man allerdings sofort, wieso. Es ist ein echtes Erlebnis, diesen genresprengenden Mystery-Thriller zum ersten Mal zu sehen. Und eigentlich ist jede weitere Sichtung nicht viel weniger faszinierend. Und diesen komplexen Mindfuck will man definitiv öfters sehen. Er wird einfach nicht langweilig, gewinnt von Mal zu Mal sogar enorm dazu. Es geht um den jungen Donnie, der durch einen Zufall bzw. eine besondere Begegnung seinen Tod (durch eine in sein Zimmer fallende Flugzeugturbine!) knapp verpasst. Daraufhin nehmen seine Visionen zu und ein Mann in einem Hasenkostüm zeigt ihm, dass die Welt bald untergehen wird...

Zu sagen, dass Regisseur Richard Kelly nie mehr auch nur annähernd wieder an die Qualität seines Regiedebüts "Donnie Darko" herankam, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Der Mann ist unter dem Erfolg seines Kulthits und den damit zusammenhängenden Erwartungen nahezu zerbrochen. Zumindest (und zum Glück nur) karrieretechnisch. Nur zu gerne hätte ich von ihm einen weiteren Erguss auf diesem Level gesehen... doch "Donnie Darko" bleibt ein Unikum. Das passt zu diesem Werk voller Fragen, strangen Gefühlen und bleibenden WTF?!-Momenten. Es fängt bei der traumgleichen Atmosphäre an, geht über Gyllenhalls Performance (die ihn zurecht zum Star machte) bis hin zu den etlichen Deutungen, Theorien und einem unbeschreiblichen Gefühl, ganz tief in einem drin. Als ob man etwas Bedeutsames miterlebt hätte. Und der epische Soundtrack bleibt natürlich ebenfalls im Ohr und unterstreicht die seltsamen, fesselnden Vibes unnachahmlich.

Man spürt, dass das nicht nur warme Luft ist. Was man bei Richards Kelly darauffolgender Karriere locker meinen könnte. Doch "Donnie Darko" ist anders. Er ist einer der speziellsten, sensibelsten und einflussreichsten amerikanischen Filme seiner Dekade. Er wurde zu dem mit der Zeit. Er passt in das Jahr 2001 und konnte nur dort erscheinen. Er ist hypnotisch und unerklärlich, man muss ihn sehen, um es zu verstehen. Oder mit ihm gar nichts anfangen zu können. Was natürlich auch klar geht und hier verständlicher denn je erscheint. Mich ergreift er jedoch jedes Mal aufs Neue. Als Teenager mit der damaligen Clique auf einem Filmabend zum ersten Mal gesehen und nie mehr vergessen, verloren, verlassen. Man könnte meinen, dass gerade Teenager den damals zu lahm, zu sperrig, zu wirr und zu blöd finden könnten - doch wir waren alle wie weggeblasen und verliebt. Solche Momente hat man nur selten in seiner Filmnerd-"Laufbahn". Das war frisch, das war anders, das war gedankenerweiternd und charakterstärkend. Eines der selbstbewusstesten Regiedebüts, auf die je Kinolicht fiel. Komplex wie kaum ein anderer Film. Und das Jahr '88. Und "Evil Dead". Und Swayze.

Fazit: "Donnie Darko" ist mysteriös, unvergesslich und einer meiner ewigen Lieblingsfilme. Elegisch, melancholisch, voller Rätsel und Wunder. Ein Meisterwerk, an dem der eigene Regisseur zerschellte. Immer wieder Faszination pur. Egal ob in der Kinoversion oder dem (von mir minimal bevorzugten) Director's Cut. Für mich ist das ein waschechter Contender für den magnetischsten Film aller Zeiten. Ein absoluter Kultfilm meiner Generation. Fühlen oder weggehen.

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