"Donnie Darko" ist einer jener Filme, die sich keiner Genre-Ordnung unterwerfen. Bezeichnete man ihn als Horrorfilm, so läge man ebenso daneben als wenn man ihn in die Schublade des Fantasyfilms, Dramas oder Mystery-Filmes stecken wollte. Im Grunde genommen handelt es sich hier um einen Mix all dieser und mehr Genres, was "Donnie Darko" zunächst ebenso einzigartig wie interessant macht.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht der psychisch gestört wirkende und schlafwandlerisch veranlagte Teenager Donnie (Donald) Darko. Eines Nachts erscheint ihm Frank, ein Mann in einem Hasenkostüm, dessen Kopf dem Totenschädel eines ebensolchen Tieres nachempfunden ist. Frank bittet Donnie, ihm zu folgen, und irgendwo draußen verkündet Frank Donnie seine Botschaft vom nahenden Ende der Welt. Gerade noch 28 Tage und ein paar zerquetschte Stunden bleiben bis zum Ende. Ganz nebenbei hat Frank aber erst einmal Donnie vor dessen eigenem Ende bewahrt, denn als Donnie zu seinem Elternhaus zurückkehrt, muß er feststellen, dass in der Nacht die Turbine eines Flugzeuges vom Himmel direkt in sein Schlafzimmer gefallen ist. Die Begegnung mit diesem unbemannten Flugobjekt hätte Donnie sicherlich das Leben gekostet.
Von nun an bestimmt Frank mehr oder weniger Donnies Leben, und außer seiner Psychiaterin vermag er sich auch niemandem anzuvertrauen. Die Uhr tickt, und bevor die Frist der 28 Tage verstrichen ist, muß Donnie noch ein paar von Franks Befehlen ausführen: So flutet er auf Franks Anweisung die Schule mit einem sabotierten Wasserrohrbruch und schlägt eine Axt in die vor der Schule stehende bronzene Statue.
Auch lässt er einen selbsternannten "Heiligen" auffliegen, in dem er dessen Haus abbrennt und die Feuerwehr in den Überresten des Hauses eine Geheimkammer voll kinderpornographischer Unterlagen vorfindet.
Und am Ende der 28-Tages-Frist offenbart sich Donnie, wie Franks Prophezeiung wirklich zu verstehen ist...
Für den Zuschauer des Filmes bleibt eine derartige Offenbarung jedoch leider aus, der Sinn des Filmes bleibt auch nach dem Ende im Verborgenen. Zwar kann der gewiefte Vielseher schon früh erahnen, dass die Auflösung nichts wirklich Auflösendes mit sich bringen wird, doch der Glaube an das Gute im Menschen und an das Gute in Drehbüchern lässt einen doch noch Gegenteiliges hoffen. Eine Hoffnung, die enttäuscht wird.
Zu früh entgleiten Drehbuchautor und Regisseur Richard Kelly die (zu zahlreichen) Handlungsstränge seines selbst erdachten Werkes, als dass er sie am Ende noch unter Kontrolle halten könnte. „Donnie Darko“ ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn ein zugegebenermaßen sehr talentierter Filmemacher zu viel auf einmal erreichen und in einem einzigen Film unterbringen will. Ständig werden neue Fragen aufgeworfen, aber nur wenige beantwortet, und manche Handlungsstränge werden einfach nicht weiter verfolgt. Beispielsweise, wenn Donnie sich in Bezug auf den Anschlag in der Schule verdächtig macht, der Film aber schon eine Szene später nicht wieder darauf zurückkommt.
Ein weiterer Schwachpunkt sind die schlecht beleuchteten Charactere. Im Film wimmelt es vor skurrilen Gestalten, aber keine wird auch nur annähernd richtig beleuchtet. Für einen solchen Film, der auf Spannung und vordergründige Effekthascherei verzichtet, ist so etwas tödlich. Man erfährt nichts darüber, warum sich Donnie schon seit längerer Zeit in psychiatrischer Behandlung befindet. Auch erfährt man nie wirklich, was nun gerade in ihm vorgeht. Glaubt er tatsächlich an das, was er sieht oder hält er sich selbst für geisteskrank?
So bleiben die Figuren – und gerade die Hauptfigur - blaß, und der Zuschauer steht verloren da auf der Suche nach einer Figur, mit der er die Geschehnisse gemeinsam verfolgen und aus dessen Sicht betrachten kann. Die Hauptfigur Donnie bleibt dem Zuschauer fern, und somit auch der gesamte Film.
Sehr schade, der mit wenig Geld gedrehte und trotzdem handwerklich sehr gut umgesetzte Film hätte das Potential zu sehr viel mehr gehabt. Doch hierzu hätte Richard Kelly einige seiner Nebenhandlungen weglassen und sich auf das Wesentliche beschränken sollen. Es reicht nicht aus, ständig neue Fragen aufzuwerfen und die Antworten irgendwie im Nirgendwo zu verbergen. Hätte Kelly nur mehr Zeit darauf verwendet, den Character Donnie eingehender herauszuarbeiten und dem Zuschauer transparenter zu machen - einfach Leben zu verleihen - was für ein Meisterwerk wäre entstanden.
Aber so bleibt der Film mit all seinen zahlreichen Ideen ständig nur an der Oberfläche und verurteilt sich selbst zur Belanglosigkeit.
Ich kann mich nur wiederholen: Sehr, wirklich sehr sehr schade, so viel Potential zu verschenken.
2/10