E-Mail für Dich.
Durchwachsen.
Von der Geschichte her ist BLOODY BEACH nur der 734. Aufguß von I KNOW WHAT YOU DID LAST SUMMER (der ja selbst nicht gerade ein Ausbund an Innovation war): eine Gruppe Jugendlicher verursachte den Selbstmord eines anderen Jugendlichen, weil sie ihn demütigten und allgemein niederträchtig behandelten. Seine Leiche aber wurde nie gesehen. Geraume Zeit später treffen sie sich, um gemeinsam ein paar schöne Tage am Strand zu verbringen. Doch nach und nach werden sie alle grausam ermordet. Wer ist der Killer? Haben die Morde etwas mit ihrem düsteren Geheimnis zu tun?
Ja, ich weiß, das klingt so albern klischeeüberladen, daß es eigentlich nur ein Joke sein kann, aber genau so funktioniert BLOODY BEACH! Also: gar nichts neues?
Das trifft dann zum Glück doch nicht ganz zu, denn immerhin ist der Storyrahmen recht originell: bei den Jugendlichen handelt es sich sämtlichst um regelmäßige User eines bestimmten Chatrooms. Der Selbstmörder war auch ein solcher Chatter, sein Nickname: sandmanzz. Er brachte sich offenbar deshalb um, weil keiner von ihnen etwas mit ihm zu tun haben wollte: da er ziemlich vulgär war und sich auch sonst daneben benahm, brachten sie irgendwann den Admin des Chatrooms dazu, sandmanzz permanent zu sperren, also aus dem Chatroom auszuschließen (aber nicht, ohne ihn vorher öffentlich schlecht zu machen und Lügen über ihn zu verbreiten). Da er aber in seinem ganzen Leben, abgesehen vom Chatten, nichts mehr hatte, nahmen sie ihm damit (neben seiner Würde) auch den letzten Rest Lebenssinn.
Aber nicht nur für den Hintergrund der Geschichte spielt das Internet eine zentrale Rolle, auch im weiteren Ablauf des Geschehens werden ständig alle Spielarten der E-Kommunikation genutzt. (Das kann man nun als innovativ oder als zwanghaft "modern" bewerten, angebracht oder nervig finden - hängt wohl schwer von den eigenen Internet-Nutzungsgewohnheiten ab. Jedenfalls sollte man schon mal gechattet haben, um mit dem Film überhaupt was anfangen zu können.)
So ist der Anlaß ihres Beisammenseins ein Usertreffen: die Kids (4 Frauen und 4 Männer) treffen zusammen, ohne sich jemals vorher live gesehen zu haben. Was natürlich Raum dafür gibt, festzustellen, daß nicht jeder so ist, wie man ihn sich vom Chatten her vorgestellt hatte ... Leider wird dieser Aspekt vom Film aber so gut wie gar nicht ausgenutzt, und überhaupt bewegen sich die Charakterzeichnungen hier auf einem absoluten Null-Niveau.
Aber gut, das erwartet man ja auch nicht von einem Slasher-Film. Schwerer wirkt da schon manche überdeutliche Konstruiertheit. So erfahren wir ganz am Anfang, daß eines der Mädchen sich im Chat bis zuletzt als Mann ausgegeben hatte. Alle sind völlig verblüfft. Aber keiner fragt, warum sie das denn getan hatte, und wir erfahren niemals einen Grund dafür. Doch genau diese ihre Verstellung wird später im Film sehr wichtig, als es darum geht, etwas über den Killer zu erfahren ...
Noch eine nie beantwortete Frage, die man sich nun mal von Anfang an stellt: warum bringt er sich um, nur weil er aus EINEM Chatroom fliegt? Es gibt abertausende andere!! Warum legt er sich nicht einfach einen anderen Nick zu und nervt die Leute mit diesem weiter? Warum hört er nicht einfach auf, sie zu nerven bzw. anzupöbeln, wenn er will, daß sie mit ihm chatten???
Angesichts dieser Fragen wirkt das Storygerüst von BLOODY BEACH schon oft so, als hätte man nur verkrampft nach einem "neuen" Ansatz für einen typischen Slasherfilm gesucht, um ein bißchen weniger typisch zu wirken. Aber der Internet-Hintergrund führt auch zu ein paar Momenten, die die Story sinnig vorantreiben. So zum Beispiel, daß jeder der Jugendlichen im Strandhaus mysteriöse, bedrohliche E-Mails erhält ...
Mal ganz von diesen Aspekten abgesehen, hat der Film einige Stärken und viele Schwächen. Zu letzteren gehört z.B., daß man ihm oft deutlich ansieht, daß wohl nur ein niedriges Budget zur Verfügung stand (Kameraarbeit, nicht vorhandenes Set-Design, sogar das Filmmaterial!). Das ist vor allem deshalb schade, weil der Anfang des Films anderes verspricht. Weiterhin ist leider schon ziemlich früh für den Zuschauer zu erraten, wer der Mörder sein muß. Spannend ist das alles nicht.
Positiv ist dagegen unter anderem zu vermerken, daß es ziemlich lange dauert, bis das große Schlachten beginnt, und die gesamte Gruppe das dann auch gleich mitbekommt (das wirkt doch DEUTLICH logischer als die übliche Variante: einer nach dem anderen verschwindet, aber von den noch Überlebenden scheint das keiner mitzubekommen oder sich dafür zu interessieren). Auch sind zwar keine Todesarten zu vermelden, die auch nur ansatzweise originell wären, aber dafür werden die Morde sehr intensiv und detailliert/brutal veranschaulicht; es fließt wirklich ziemlich viel Blut.
Fazit: Slasher-Routine mit ordentlich Gore, vergleichsweise originellem Storyhintergrund, teilweise sehr konstruierter Story und einigen schwerwiegenden Logikfehlern. Ganz unterhaltsam, aber nicht berauschend. Kann man sehen, wenn man gern chattet und ein Faible für Slasherfilme hat - muß man aber nicht. Durchwachsen eben.