Review

„Fahrstühle töten gern Menschen! Das ist doch allgemein bekannt!? Zehn Menschen steigen ein, neun steigen wieder aus ...“

US-Produzenten machten tatsächlich 15 Mio. Dollar locker, um den niederländischen Regisseur Dick Maas („Eine Familie zum Knutschen“) mit der Neuverfilmung seines eigenen Films „Fahrstuhl des Grauens“ aus den 80ern zu betrauen, einem trashigen, kultigen B-Horrorfilm. Im Jahre 2001 kam „Down“ in die Kinos.

Im New Yorker Millennium-Tower spielt einer der Expressfahrstühle verrückt, wodurch es zu mehreren Todesfällen kommt. Nachdem zunächst alles nach bedauerlichen Unfällen aussieht, begeben sich Mechaniker Mark (James Marshall, „Eine Frage der Ehre“) und Journalistin Jennifer (Naomi Watts, „Ring“) mit dieser Erklärung nicht zufrieden und beginnen, nach den wahren Ursachen zu forschen. Dabei stoßen sie auf die Personalie Gunter Steinberg (Michael Ironside, „Das Horror-Hospital“) …

Inhaltlich orientiert sich „Down“ stark am Original, jedoch wirkt alles eine Nummer größer, aufwändiger und teurer. Geht man unvoreingenommen und vielleicht sogar in Unkenntnis des Originals an den Film heran, kommt man nicht umhin, der Geschichte – so abstrus sie auch sein mag – eine gewisse und sehr angenehme Unvorhersehbarkeit sowie Einfallsreichtum zu. Und natürlich ließ man es sich nicht nehmen, die Handlung hier und da weiter auszuschmücken. Der technophobe Unfug mit Mad-Scientist-Schlagseite wird verstärkt komödiantisch in eine etwas zu glatte, fröhliche Stimmung getaucht. Man bekommt es mit lebenslustigen Menschen zu tun, die bei strahlendem Sonnenschein Abenteuer erleben. Von echter Trauer nach Todesfällen o.ä. keine Spur, „Down“ ist ein leichtfüßiger Partyfilm ohne emotionale Tiefe.

Der hohe Unterhaltungsfaktor resultiert jedoch nicht aus Gemansche mit Innereien oder anderen blutrünstigen Übertreibungen - wenngleich natürlich dennoch der eine oder andere Spezialeffekt geboten wird und es manch Fiesheit ins Drehbuch schaffte -, sondern aus dem trotz der für einen Genrefilm leichten Überlange recht hohem Tempo, dem launigen Schnitt und den Charakteren, denen zuzusehen schlicht Spaß macht. Besonders, wie sich Mark und Jennifer einander annähern und schließlich ein schlagkräftiges Team bilden, weiß zu gefallen. Die ganze Ausstrahlung des Films ist auf spezielle Art sympathisch; er wirkt herrlich kindisch, dabei doch verhältnismäßig professionell. Natürlich hätte man noch mehr daraus machen können, z.B. das Gebäude bedrohlicher in Szene setzen oder einfach etwas Helligkeit und Frohsinn herausnehmen, jedoch wäre man dann vermutlich Gefahr gelaufen, in unfreiwillig trashige Gefilde abzudriften – ernstzunehmen ist die Geschichte so oder so natürlich zu keiner Sekunde. Dafür wird, was die schlussendliche Auflösung der eigenartigen Geschehnisse betrifft, jedoch die goldene Mitte getroffen: Man verrät genug, um zu beweisen, dass man sich ein paar Gedanken gemacht und eine mehr oder wenige originelle Idee zu bieten hat, nimmt aber nicht alles haarklein auseinander und klärt nicht jede offene Frage, um die spezielle mystische Aura, die auch „Down“ zu einem gewissen Teil umgibt, nicht zu gefährden.

Das Hauptdarsteller-Duo Marshall und Watts bringt Temperament und attraktives Äußeres mit, ein Ironside hingegen wird nicht sonderlich gefordert und bleibt unter seinen Möglichkeiten. Der eigentliche Mittelpunkt und damit Star des Films ist aber der Aufzug, den Maas versteht, als Allerweltsgegenstand unheimlich und bisweilen richtiggehend furchteinflößend – so man denn bereit und willens ist, sich voll auf den Film und seine Thematik einzulassen – ins Licht zu rücken und bei tatsächlichen Fahrstuhlphobikern damit vermutlich offene Türen einrennt.

Fazit: Für einen Klopper der Sorte „Fahrstuhl des Grauens“ beinahe überbudgetiertes Hochglanz-Remake, das aber den Esprit, Charme und Witz des Originals auch nach Hollywood herüberretten konnte und eigentlich durchgehend Spaß macht. Der Aerosmith-Hit „Love in an Elevator“ am Ende passt wie die Faust aufs Auge, ist das beste Argument, trotz allem doch nicht die Treppe zu benutzen und rundet die aus meiner Sicht positive Überraschung perfekt ab.

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