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Filme über die Probleme (meist amerikanischer) Jugendlicher gibt es viele. Meist als die allgemeinen Problematiken der Jugend einer zivilisierten Welt dargestellt, gehen nicht wenige dieser Filme nach hinten los. Aber es gibt auch Ausnahmen, als da wäre z. Bsp. Gus Van Sants "Elephant", der mit unglaublich viel Feingefühl, drastischer Direktheit und einer ungemein glaubwürdigen Charakterzeichnung für großes Aufsehen sorgte. Nun hat sich der australische Regisseur Murali K. Thalluri, der wohl ein großer Fan dieses Streifens ist, vorgenommen, einen ähnlichen Film zu produzieren. Den Selbstmord eines wohl ehemaligen Mitschülers vor Augen, inszenierte er mit "2:37" ein Werk, das alles in allem in die gleiche Kerbe schlägt. Doch dieses mal ist das Ganze dennoch nur von äußerst geringer Qualität.

"2:37" erzählt, wie gerade schon angeschnitten, von einem Selbstmord an einer australischen High-School und von sechs Schülern, die allen Grund gehabt haben, diesen auszuführen. Die unterschiedlichen Schicksale werden erzählt, und die Frage wer nun am Ende das Selbstmordopfer war, bleibt stetig im Raum stehen. Und dieser Rahmen wäre auch durchaus vortrefflich gewesen, für eine ernstzunehmendes und tief gehendes Schicksalsdrama, denn wirklich realitätsfern ist das Gezeigte nicht. Doch leider erlaubt sich der Film zu viele Fehler, um am Ende den Zuschauer zufriedenzustellen.

Größter Fehler ist dabei vor allem die ungemein starke Unsympathisants der Charaktere. Selten gehen einem in einem Film dieser Art die Figuren so am Allerwertesten vorbei, wie hier. Egal wenn man da auch nimmt, so wirklich interessant sind die einzelnen Vorkommnisse bei keinem. Eher im Gegenteil. Der zwingende Versuch, die Figuren nicht langweilig wirken zu lassen und sie immer wieder mit neuen Drastigkeiten in der Figurenzeichnung zu bestücken, wirkt aufgrund der dadurch aufkommenden Unglaubwürdigkeit zutiefst einschläfernd. Nicht selten sind mir persönlich die Augen zugefallen, weil wirklich so gut wie alles hier auf "Übertreibung komm raus" hochgepusht wurde. Höhepunkt bildet dabei eine Vergewaltigungsszene zwischen Bruder und Schwester, die in der hier gezeigten Variante wohl nie im wirklichen Leben vorkommen dürfte. Nein, hier wäre ein wesentlicher Ausbau der Figuren in punkto Normalität noch zwingend notwendig gewesen, damit der Zuschauer auch wirklich mit den Charakteren mitfühlen kann und sie nicht über die kalte Schulter wirft.

Doch es sind nicht nur die Figuren selbst, die den Film zerstören, auch das ganze Drumherum stößt übel auf. Z. Bsp. die unheilvoll bedeutungsschwangere Musik, die zwar durchaus aus einigen großen Kompositionen zusammengestellt wurde, aber hier als Untermalung schwer den Magen rotieren lässt und das drastische Geschehen noch zusätzlich aufplustern, sowie schlicht und ergreifend nervig wirkt. Dann der stetige Wechsel zwischen Filmszenen und pseudo-dokumentarischen Interviewszenen, bei denen man sich aber auch die ganze Zeit fragt, wen das Gequatsche eigentlich interessiert, zumal die Close-Ups wiederum total übertrieben wirken. Und auch das Ende mag nicht wirklich etwas Wahres bringen. Zwar kommt man nicht umher, von einer kleinen Überraschung zu sprechen, denn wer nun letztendlich das Selbstmordopfer ist, dürfte wohl kaum von jemanden vorausgesehen worden sein, doch letztendlich kann der Grund des Selbstmordes kaum klarer sein, und löst beim Zuschauer daher nicht die Gefühle aus, die Regisseur Thalluri wohl vorgehabt hatte. Dafür sind eben vor allem die Drumrum-Figuren zu stark mit eigenen Problemen belastet worden, als dass sie z. Bsp. den Selbstmord vielleicht sogar hätten verhindern können. Und auch der voyeuristische Blick auf die in ihrer Blutlache liegenden Leiche tut dem Streifen in keinster Weise weiterhelfen, sondern ist mitunter regelrecht respektlos. Das hätte es so nicht gebraucht.

Einzig und allein ein gewisser filmischer Kniff kann alles in allem noch als gelungen bezeichnet werden, auch wenn dieser bereits bei "Elephant" seine Wirkung gebracht hat. Und zwar erzählt Thalluri die einzelnen Szenarien nicht chronologisch, sondern stellt sie quasi nebeneinander. Sprich die gerade gezeigte Szene des einen Charakters wird in der folgenden Szene meist noch einmal im Hintergrund kurz angedeutet. Ob die Idee dabei ebenfalls eine tiefere Bedeutung haben soll oder nicht ist zwar leider nicht zu erkennen, doch wenigstens diese Kleinigkeit, lässt das Ganze nicht vollkommen im uninteressanten Nirwana verschwinden.

Und auch die Darsteller bemühen sich redlich, ihren Figuren gerecht zu werden. Zwar kennt man sie allesamt nicht, doch ihre Sache machen sie durch die Bank weg gut und jeder legt ein recht sauberes Spiel hin. Ist halt bloß schade, dass sie bei so einem überladenen Skript nicht ganz zur Geltung kommen können.

Fazit: Die Intention von Thalluri mag gut und wichtig gewesen sein, doch das Endergebnis enttäuscht. Viel zu überladene Charaktere gehen den Zuschauer auf den Geist, sowie gepflegt am Arsch vorbei, was bei der Thematik leider als größter Fehler bezeichnet werden muss. Keinerlei Mitgefühl oder Sympathie kann aufgebaut werden, nur kaltes Entsetzen, über das viel zu unlogische, viel zu klischeehafte und schlicht und ergreifend viel zu aufgeplusterte Verhalten der einzelnen Figuren. Hinzu kommt dann auch noch die eklatant bedeutungsschwangere Inszenierung des Ganzen, so das der Wille des Regisseurs vollkommen im Keim der Belanglosigkeit erstickt. Einzig und allein ein gelungener Filmkniff im Erzählfluss, sowie die guten Leistungen der Darsteller, können hier noch einiges retten, ansonsten aber muss man leider sagen, dass man noch viel üben muss, um auf die Qualität eines Gus van Sants zu kommen. Schade!

Wertung: 3/10 Punkte

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