Die Schriftstellerin Ting-Yin feiert große Erfolge mit ihren Liebes-Romanen, weshalb ihr Publikum nun nach neuem Material giert. Für ihr nächstes Buch mit dem Titel "Re-cycle" plant sie zu aller Überraschung einen Genre-Wechsel ins Grusel-Fach und so beginnt die Autorin mit den Vorbereitungen für ihre Spuk-Geschichte. Die Beschäftigung mit dem Horror-Stoff führt allerdings zu einigen merkwürdigen Phänomenen, die sich in Ting-Yins näherer Umgebung ereignen und die sie sich nicht erklären kann. Beinahe scheint es so, als würde das Geschriebene tatsächlich stattfinden und eines Tages findet sich die junge Frau schließlich sogar im Handlungs-Ort ihres Buchs wieder, einer fremdartigen Welt, in der sich sämtliche vergessenen oder nicht zu Ende geführten Ideen manifestieren und die Verstorbenen, derer nicht mehr angedacht wird, sich als Zombies herumtreiben... Was zunächst wie ein weiterer asiatischer "Ringu"-Nachzieher daherzukommen scheint, der sich zur Genüge in den bereits mächtig ausgelutschten Grusel-Set Ups rund um geisterhafte Erscheinungen und dergleichen ergeht, wandelt sich nach etwa 45 Minuten zu einem reinen Fantasyfilm für Erwachsene, der seine visuell überragende Gestaltung über solche Nebensächlichkeiten wie Plot und Story stellt. Den beiden Regisseuren Oxide Pang Chun und Danny Pang ist gerade deshalb mit "Re-cycle" ein Streifen gelungen, der als modern aufgepeppte "Alice im Wunderland"-Variation eine angenehme Ausnahmeerscheinung im Genre darstellt und sich deutlich von vergleichbaren Produktionen abhebt. Surrealistisch anmutende, groteske Szenarien stehen dabei gleichberechtigt neben einigen klassischen Horror-Motiven (Zombie-Aufmärsche etc.), der alptraumhaften Film-Logik eines "Nightmare - Mörderische Träume" und stillen Momenten purer Poesie. "Phantasmagorie" nennt man so was wohl. Das Design der Traumwelt, das irgendwo zwischen heruntergekommenen Stadt-Ruinen und naturalistischen Landschafts-Panoramen angesiedelt wurde, lässt dann auch das neo-gothische Styling eines "Dark City" weit hinter sich, was den Schauwert der reinen Bilderflut anbelangt, denn die die mittels hochwertiger CGI-Effekte kreierten Schauplätze und Hintergründe sind schlichtweg atemberaubend. Der Verzicht auf jedwede vordergründige Blut- und Gewalt-Einlagen wird durch ein hohes Maß an bizarren Make Up-Einfällen und Set-Pieces voller bedeutungsschwangerer Symbolik wettgemacht. Ein großes Problem hat "Re-cycle" allerdings, denn trotz des immensen Aufwands an Eye Candy und des beeindruckenden F/X-Bombardements bleibt letztendlich ein schaler Nachgeschmack, weil es den Pang-Brüdern wiederum nicht gelungen ist, eine grandiose Optik mit einer ebenso gehaltvollen Geschichte zu verbinden. Etwas mehr Substanz auf der inhaltlichen Ebene hätte das Ganze noch weitaus heller strahlen lassen. Und wenn sich die Chose zum Schluss dann glatt noch als moralinsaure Anti-Abtreibungs-Propaganda outet, die das vorhergehende Brimborium nur veranstaltet hat, um ihre Message an den Mann zu bringen, kommt man sich doch fast schon ein wenig verarscht vor. Da rettet auch die düstere Pointe nichts mehr. Nun ja. So kommt "Re-cycle" inhaltlich also etwas dünn daher, weiß dafür aber umso mehr mit seinen visuellen Meriten zu begeistern. Ergo Kino für die Augen, nicht fürs Hirn.
8/10