Review
von Leimbacher-Mario
Incident in a Ghostland
"Re-Cycle" zerrt mich hin und her. Einerseits clever und andererseits plump. Mal beeindruckend und dann wieder zäh. Oft episch und gleichzeitig engstirnig. Nicht selten tonal wechselhaft und am Ende doch klar in seinen Gedanken. Bei "Re-Cycle" verstehe ich sowohl die Einschätzung "Gähnfest" wie "Meisterwerk" und befinde mich noch unentschlossen und zögerlich zwischen den Stühlen. Nicht unähnlich zum Film selbst. Die Handlung erzählt von einer Schriftstellerin, die in eine geheimnisvolle Welt gezogen wird, aus der sie verzweifelt einen Ausweg sucht und gleichzeitig einiges über sich selbst lernt. Eine süsse kleine Begleiterin hilft ihr auf dieser verstörenden Reise...
Im Laufe der Zeit kann sich die eigene Einstellung zu einem Film verändern, das ist weder Schande noch ungewöhnlich. "Re-Cycle" könnte ein solcher Fall sein, wo sich meine Meinung öfters ändert, am ehesten von zäh zu doch relativ begeistert. Die emotionale Geistergeschichte kann mit einigen heftigen Schocks im ersten Drittel punkten, gute Darsteller, ein epochaler Soundtrack und eine extrem emotionale (wenn auch am Ende sehr predigende) Mutter-Tochter-Beziehung runden die Sache ab. Und vom audiovisuell faszinierenden World Building habe ich da noch gar nicht gesprochen. Und dennoch hält mich eine innere Stimme (noch) zurück, um wirklich ins Schwärmen zu geraten. Genauso wenig wie es der Film schafft in mir wahre Emotionen oder gar Tränen hervorzurufen. Irgendwie war da eine Sperre. Als ob etwas sagt: "Das hat er sich nicht verdient, das ist zu plakativ, darauf fällst du nicht herein!". Doch das kann stark von der Stimmung und Situation abhängen, in der man ihn sieht. Für mich haben die Gruselstellen am besten funktioniert, fast meisterhaft, der lange Ausflug ins Fantasy-Genre war kreativ und echtes Eyecandy und die Auflösung zu aufdringlich, zu vorhersehbar, zu unambivalent. Dennoch: ein bizarrer Trip in die dunkleren Ecken des Unterbewusstseins und gleichzeitig Denkanstoß sind gegeben.
Fazit: Alice im Geisterland - visuell berauschend, spannungstechnisch wechselhaft, geschichtlich wirr und messagetechnisch fragwürdig - "Re-Cycle" muss ich nicht unbedingt wiederverwerten, selbst wenn er äußerst starke Momente hat und ein außergewöhnliches World Building. Ein Spalter!