Mit dem üblichen Asia-Horror um schwarzhaarige Gestalten und röchelnde Dämonen hinterm Spiegelschrank wird es mittlerweile schwer, sich auf dem europäischen Markt an der Spitze zu behaupten.
Und obwohl dieser Streifen der Gebrüder Pang aus Thailand genauso zu verlaufen droht, fahren sie nach einer behäbigen Vorlaufzeit erstaunliche Geschütze auf, indem sich Horror und Fantasy vermengen und eine Mischung aus „Pans Labyrinth“ und der Spielreihe „Silent Hill“ entsteht.
Im alleinigen Fokus steht Schriftstellerin Tsui Tin-Ying, die während ihres neuen Buches über Geister an einer Schreibblockade leidet. Nachdem ihr Exfreund nach acht Jahren unvermittelt wieder auftaucht und sich Dinge in ihrer Wohnung zu verändern scheinen, taucht die junge Frau in eine Alptraumwelt ein, die genau das beinhaltet, worüber sie sich Gedanken macht:
Eine trostlos verlassene Welt vom Verdrängen und Vergessen…
Nicht selten stehen Frauen im Vordergrund, die mit einem dunklen Geheimnis ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben, welches kurz vor Ende gelüftet wird und gleichermaßen offenbart, ob sie durch eben jene Konfrontation Erlösung finden mögen.
Auch hier hat es einen Grund, warum Tin-Ying vielen Situationen begegnet, die nicht nur Bestandteil ihres Romans sein könnten.
Nachdem man zu Beginn tatsächlich ein wenig abwinkt, die Erzählweise als behäbig empfindet und die dunklen Vorahnungen und angedeuteten Schockmomente als abgenutzt abtut, geht es mit Einstieg in die Traum/Zwischenwelt mitunter phantasievoll und atmosphärisch zur Sache.
Denn hier passt auf inszenatorischer Ebene vieles zusammen, von der variablen Kamera, der Sounduntermalung und vor allem der unglaublich wuchtigen Ausstattung der mannigfaltigen Kulissen.
Das geht von Bestandteilen einer großen Kirmes über eine riesige Steinbrücke überm Tal, schlängelt sich durch eine rötliche Höhle, bis zu einer Art Friedhof und lässt nicht nur diverse Untote auf den Plan rufen, sondern weitere Schreckenskreaturen erscheinen, die in ihrer Gestaltung zuweilen an erstklassig ausgestattete Blockbuster erinnern.
Da Tin-Ying diese Odyssee nicht komplett allein durchschreiten kann, begleitet sie ein kleines Mädchen und es erscheint ein alter Mann, der ein wenig über die Schleuse (den Ausgang) Bescheid weiß. In diesem Kontext lernt die junge Frau eine Menge über ihre Ängste kennen, wird jedoch auch mit verdrängten Problemen konfrontiert, die in der Realwelt unlängst der Vergangenheit angehörten.
Doch innerhalb dieser surrealen Welt erscheint ihr manches schmerzhafter als je zuvor.
In einer Welt in der Leichen von Dächern fallen und kurz darauf wieder aufstehen, in der vergessene Tote ihre Gräber verlassen und Müllberge zurückgelassener Spielzeuge zu überwinden sind, wird der Phantasie freien Lauf gelassen.
Auch wenn die verschiedenen Szenarien ab und an wie Stückwerk und vage Ideen anmuten, vergeht die Zeit im Handumdrehen, den Rest erledigt Angelica Lee in der Hauptrolle, die sie facettenreich und glaubhaft bekleidet.
So gibt es im Endeffekt keine große Geschichte zu erzählen, sondern eine Traumwelt zu erleben, die in ihrer Optik tolle Glanzpunkte setzt und eine angenehme Mischung aus morbide, apokalyptisch und unwirklich vermittelt.
Eintauchen und sich treiben lassen,
7 von 10