Tja, aus diesen Pang-Brüdern wird man einfach nicht schlau - sie drehen ohne Unterlass, stellen neunzig Prozent Müll her, nur um dann einen weiteren modernen Klassiker rauszuhauen.
"Re-Cycle" schlägt im großen und ganzen in die Kerbe von "The Eye", hat sich aber schon deutlicher vom "Ring"-Vorbild abgekapselt. Gemeinsam ist den Filmen ihr emotionaler Hintergrund, der immerhin wesentlich deutlicher rüberkommt als im hochgelobten Heul-Schnief-und-Bibber-Film "The Sixth Sense", der als weiterer Vergleich herhalten kann. Zugleich habe ich eigentümliche Vergleiche mit "Labyrinth"(ihr erinnert euch vielleicht: David Bowie als König von Jim-Henson-Gnomen und Jennifer Conelly muss durch ein bizarr-witziges Labyrinth, um ein Baby zu retten) wie automatisch gezogen. Der Mix aus Personality-Drama, Geister-Grusel und reinem Fantasy-Spektakel hätte ganz gehörig nach hinten losgehen können, da hätte schon ein mieser Effekt oder ein schlechter Darsteller ausgereicht, um den Monster-Budget-Film zu kippen. Ist aber nochmal gut gegangen, man kann sich zurück lehnen und sich dem massiven Einfallsreichtum und auch so manch schauriger Szenerie der Pang-Brüder hingeben und mindestens ein-einviertel Stunden einen seltsamen Traum durchleben. Wahrlich ein Verbrechen, diesen Film nicht regulär im Kino zu zeigen!
Dabei ist der Film keineswegs perfekt! Größtes Manko ist wohl, dass der Film sich zu Beginn viel zu viel Zeit mit seiner Hauptfigur nimmt, ohne dass dem Zuschauer eigentlich klar gemacht wird, in welcher Zwickmühle die Protagonistin eigentlich steckt. Nun ja, immerhin hat das auch den Effekt, dass man wirklich überrascht ist, als sich der mäßige Geistergrusel plötzlich in ein fehlerfreies Effektspektakel wandelt. Dass das Ende ein wenig arg deprimierend daherkommt liegt an der sehr düsteren Prämisse, welche die Regisseure gewählt haben, und ich müsste lügen, dass es mich nicht ganz schön mitgenommen hätte - nur ist hier natürlich nicht klar, ob das der Zuschauer bei einem so großen Film wirklich möchte - nach einer gewaltigen Tour-de-Force wird man am Ende noch zehn Minuten lang zum Heulen ermutigt! Dafür gibt es dicke Punktabzüge!
Einige der "Welten" sind wirklich brillant gruselig (z.B. der Wald der Gehängten), einige für den westlichen Geschmack vielleicht zu bizarr (die Abortions), es gibt aber auch Szenen, die direkt aus einem Terry-Gilliam-Film oder einem guten del-Toro-Film stammen könnten (z.B. die Bücherhalle, in der ein riesiger Stapel Bücher unaufhörlich anwächst).
Fazit: ein Film, der zum Philosophieren anregt, einer, den man sich mit seiner Freundin reinziehen kann, aber auch einer, der tierisch abgeht und FX-Liebhabern das Herz erweichen wird