Es ist immer wieder schön vollkommen frei von jeglicher Erwartung in einen Film zu gehen und sich überraschen zu lassen. Noch schöner ist es, wenn man hinterher wie in diesem Fall bei „Re-Cycle“ davon mehr als positiv überrascht ist. Genau so ging es mir bei diesem schönen Mix aus Grusel – Mystery – Märchen.
Der Film lässt sich schwer in ein bestimmtes Genre einordnen. Zunächst beginnt er relativ ruhig und erzählt in einem zeitlich guten Rahmen die Vorgeschichte, welche zum Teil im späteren Verlauf noch von Bedeutung sein sollte. Dann wiederum schlägt der Film eine richtig spannende und teilweise auch sehr gruselige Richtung ein, welche doch (wie so oft üblich) an „Ring“ oder „Ju On“ erinnert. Ohne Frauen in weißen Gewändern mit langen schwarzen Haaren geht halt leider zur Zeit in der fernöstlichen Grusel – Kunst rein gar nichts. Dies wird jedoch nicht bis zum erbrechen ausgereizt.
Denn ab ca. der Hälfte des Laufzeit als sich die Schriftstellerin Tsui Ting-Yin ihre für ihr Buch notwendige Phantasiewelt erschaffen hat und sich plötzlich darin wieder findet, wechselt der Film abrupt in die Mystery – Sparte. Man findet sich an einem dunklen Ort wieder, welcher mit seinem anstelle der Straße vorhandenem Abgrund sehr stark an „Silent Hill“ erinnert. Auch von der Atmosphäre her lassen sich gewisse Parallelen nicht leugnen. Von nun an geht es durch fünf (wenn ich richtig gezählt habe) verschiedene Szenarien. Diese stellen jeweils die von den Menschen vergessen, verlorenen oder verdrängten Gegenstände oder Personen wieder. Und genau hierbei trifft die sehr phantasiereiche Schriftstellerin auf etwas aus Ihrer Vergangenheit was sie wohl selbst schon fast verdrängt hatte. Nun gleicht der Film schon fast einem Märchen, mit einem sehr emotionalen Touch, ohne dabei jedoch wirklich zu übertreiben oder vollkommen auf die Tränendrüse zu drücken.
Die Inszenierung des gesamten Filmes ist meines Erachtens wirklich einwandfrei. Ob nun in der „Welt“ der roten Steine oder des farblosen Szenarios – er kann dabei genauso überzeugen wie durch die dunkle und düstere Atmosphäre gleich zu Beginn. Die Kamera (-fahrten) sind wirklich auch einwandfrei und die Darstellung gleicht zum Teil wirklich wie aus dem Märchen entsprungen. Hervorragend ergänzt wird dies alles noch durch eine hervorragend dazu passende musikalische Untermalung, welche zum Teil heroisch aber andererseits auch traurig oder schlicht und einfach nur fetzig rüberkommt.
Zu den Darstellern an sich gibt es nicht sonderlich viel zu sagen. Die Hauptdarstellerin Angelica Lee (Lee Sinje) macht in jeder Hinsicht ein sehr guten Eindruck. Sei es vom optischen als auch vom schauspielerischen Aspekt her. Aber auch die ca. achtjährige, welche sie durch die Wunderwelten führt macht ihre Sache wirklich sehr gut. Sie spielt ja immerhin einen nicht unwichtigen Part des Filmes.
Wer sich gerne unvorbereitet auf ein Film einlässt und gut und gerne damit leben kann mehrer Genres gut gemischt in einem Film zu sehen, dem könnte „Re-Cycle“ auf jeden Fall gefallen. Der Film lebt in erster Linie von einer großartigen Atmosphäre, sehr guten Bildern und einer Story welche wohl den meisten zur Zeit üblichen Themen überlegen sein dürfte. Er hat so gut wie keinerlei Längen und versteht es sehr gut den Zuschauer über die gesamte Laufzeit hinweg zu beeindrucken bzw. in seinen Bann zu ziehen.Mich jedenfalls hat dieser Film mehr als nur beeindruckt. Ein sehr guter Mix auf Grusel und Mystery mit einem leichten Anflug von etwas Märchenhaftem. Ein wirklich mehr als gelungener Film der Pang – Brüder!