Der ehemalige Arzt Cleveland Heep ist Hausmeister in der Appartmentanlage "The Cove" in Philadelphia. Nach der Ermordung seiner Frau und seiner Kinder lebt er hier zurückgezogen und erfüllt seine Pflichten für die unterschiedlichen Bewohner des Komplexes. Als er eines Nachts auf der Lauer nach dem unerlaubt eingedrungenen Badegast im Anlage-eigenen Pool beinahe ertrinkt und von einer jungen Frau gerettet wird, gerät er in eine phantastische Geschichte. Das Mädchen heisst Story und ist eine Nerf - eine Wassernymphe, die zur persönlichen Inspiration eines ganz bestimmten Menschen nach "The Cove" geschickt wurde, der mit seinem schriftstellerischen Werk die Welt (zunächst nur die USA) verändern wird.
In Cleveland bekommt sie einen zuverlässigen Helfer, denn er kümmert sich um die Erfüllung der Bestimmung der jungen Frau. Doch auch ihre Feinde, gefährliche hundeähnliche Wesen sind ihr auf der Spur und darauf aus, sie zu töten und sie nicht zu ihrem Volk zurückkehren zu lassen. Heep bekommt Unterstützung von einigen der Bewohner, um seine selbst gestellte Aufgabe zu erfüllen. Doch noch jemand spielt eine Rolle in den mysteriösen Vorgängen...
M. Night Shyamalan betritt mit "Das Mädchen aus dem Wasser" neues Terrain - zwar trägt auch hier die Geschichte märchenhafte Züge und steuert unweigerlich auf ein großes Finale zu, in dem den Zuschauer allerlei Überraschungen erleben, doch sind diese dieses Mal rein menschlicher Natur. Der gewohnte Knalleffekt, seit "The Sixth Sense" ständiger Begleiter der Filme des indischstämmigen Regisseurs, Autors und Produzenten in Personalunion, bleibt dabei aus.
Doch gerät diese Tatsache dem ruhig und stetig von steigender Spannung beherrschten Filmes zum Vorteil, denn die gezielt eingestreuten Schocks sind die einzigen Ausreißer in der geradlinig erzählten Story und unterstützen sie.
Man könnte Shyamalan zwar vorwerfen, für einen Spielfilm eine alte Gute-Nacht-Geschichte gestreckt zu haben und auch keine großen Schauwerte zu bieten, doch lebt "Das Mädchen aus dem Wasser" ausschließlich durch seine Charaktere und die sind alle durchweg erfrischend unklischeehaft und sympathisch. Es gibt lange Einstellungen, teilweise auch in Unschärfe und Wasser beherrscht den Film sowohl von seiner Farbgebung als auch von seinem Einsatz im Bild her. Da regnet es, es prasselt die Dusche und plätschert der Pool - seit "The Abyss" ist das nasse Element selten so tragend in Szene gesetzt worden!
Shyamalan, der in schöner Regelmässigkeit nach einem Spannungsknaller par excellence jeweils einen etwas schwächeren Beitrag zum Genre beigetragen hat, umschifft diese Tatsache mit seinem neuen Film elegant und erzählt dabei ein wunderschönes Märchen in ungewohnter Umgebung. Er selbst ist als der wichtige Schriftsteller auch in einer größeren Rolle als Darsteller an Bord.
Die anderen Schauspieler agieren teilweise sehr zurückhaltend und ruhig - Paul Giamatti erinnert mit seinem gutmütigen und traurigen Cleveland, der immer hilfsbereit und freundlich ist, doch im Inneren von Schuldgefühlen und Verzweiflung geplagt wird, ein bißchen an seine Darstellung in "Sideways" - er erschafft den nachvollziehbartsen und sympathischsten Charakter im Film. Bryce Dallas Howard verleiht der ätherischen Story eine traumähnliche Note und wandelt zwischen glaubwürdiger Naivität und Allwissenheit. Sie perfektioniert die Person, die sowohl verletzlich und hilsbedürftig als auch geduldig und bestimmend sein kann - wobei sie mehr die Rolle der Fremden in einer ungewohnten Umgebung übernimmt.
Daneben bekommen Bob Balaban, Freddy Rodruigez und Cindy Cheung Gelegenheit für köstliche Auftritte und verleihen jeder auf seine eigene Art ihren Figuren Schrulligkeit und Einzigartigkeit. Die etwas dick aufgetragene Moral, dass jeder in seinem Leben seine eigentliche Bestimmung hat, fällt dabei nicht weiter ins Gewicht.
Die Effekte, die auf dem Weg zum Finale immer häufiger werden, sind schlichtweg ungenügend. Der Aufbau der Spannung wird nahezu von ihnen unliebsam unterbrochen, denn sowohl vom Design als auch vom Erscheinungsbild bleiben die geschaffenen Wesen weit hinter den Erwartungen zurück - dass hier eine Firma wie Industrial Light & Magic dahintersteckt, hätte man nicht gedacht. Ein Auskommen ohne die animierten Kreaturen hätte sicher viele Erwartungen enttäuscht doch wäre in meinen AUgen wesentlich konsequenter gewesen!
Was bleibt ist eine märchenhafte Atmosphäre a la "Das letzte Einhorn" und "Die unendliche Geschichte", wobei diese aus ganz anderen Mitteln entsteht als aus grandiosen Bauten und Bildern - nämlich aus der Phantasie des Zuschauers!
Alleine dafür hat M. Night Shyamalan höchstes Lob verdient, denn einen unterhaltsamen Film zu erschaffen, der unter Zuhilfenahme von ungewöhnlichen Mitteln alleine dem Betrachter zugänglich bleibt, der mitdenkt, ist ein Kunststück sondergleichen im Wust der dick auftragenden Hochglanz-Produkte aus Hollywood.
Das Wort Innovation möchte ich dabei nicht verwenden, denn dabei wandelt die Story zu sehr auf ausgetretenen Pfaden - doch die filmische Art der Umsetzung und vor allem die Verwendung der Charaktere als langer Arm des Publikums lässt hoffen, dass sich auch andere Regisseure und Autoren diese Art der Erzählung zu Herzen nehmen! Zwei enthusiastisch erhobene Daumen für diesen kleinen und feinen Beitrag zum Thema Einbruch der Phantasie in den Alltag.