Review

Wie heisst's bei Goethe (und im Grafik-Design) - "In der Reduktion liegt der Meister!". Unter diesem Aspekt hat Shyamalan seinen Status mehrfach unter Beweis gestellt: der Alien-Invasions-Film wurde unter seiner Regie in "Signs" zum Kammerspiel, der Historien-Schinken bekam in "The Village" eine neue Perspektive, "Unbreakable" ist die wohl unspektakulärste Superhelden-Verfilmung überhaupt, und in "Das Mädchen aus dem Wasser" entfernt "Night" diesmal den "Herr der Ringe" vom Bombast!
Die Fantasy-Welt ist in einen Wohnblock verfrachtet, dazu gibt's ein Sammelsorium von Freaks bzw. "Helden", deren "Gilden", "Wächter" oder "Heiler" auf den ersten Blick recht weltlich anmuten. Seiner eigentlichen Berufung wird Hausmeister Cleveland also erst nach der ominösen Bekanntschaft mit dem titelgebenden "Mädchen aus dem Wasser" nach und nach bewusst. Sobald Cleveland den gesamten Wohnblock rekrutiert, um das Mädchen in ihre Welt zurückzubringen, wird auch jedem seiner beteiligten Mitmenschen eine besondere Bedeutung zuteil.
Ein Story-Konstrukt, das bereits in "Signs" verwendet wurde und gab es damals schon bezüglich religöser-missionarischer Intentionen Unkenrufe, wird nun - fast trotzig - eine Schippe ...achwas... Baggerschaufel mehr hochmoralischer Sermon draufgekippt, die tatsächlich in Shyamalans Selbst-Besetzung als Messias gipfelt. Entweder ist der Junge größenwahnsinnig, selbstbewusst oder es ist als der beste Witz in seinem bisher humorvollsten Werk gedacht.
Predigende Elemente finden sich letztenendes in jeder Gute-Nacht-Geschichte. Ist man also dem Film und dem Regisseur diebezüglich wohlgesonnen, hat man es mit einem absolut bezaubernden Film-Märchen zu tun... Naiv, warmherzig, hoffnungsvoll und größtenteils frei von Kitsch erzählt, ist "Lady in the Water" ein weiterer Beleg von Shyamalan unbestreitbarer Film-Kunst. Wiedereinmal gibt's einfallsreich arrangierte Bilder, einen einlullenden Soundtrack und der typische gemächliche Schnitt. Auch wenn der große Plot-Twist diesmal ausbleibt und einige kleine Wendungen in der Story recht bequem bewerkstelligt werden, sind viele durchaus nette Ideen vorhanden.
Absolut großartig ist die Besetzung! Paul Giamatti spielt ohne Mühe den stotternden Hausmeister frei von irgendwelcher unfreiwilliger Komik und liefert eine absolut sehenswerte Darstellung...ein richtig, RICHTIG guter Schauspieler! Bryce Dallas Howard hat ihr Können bereits in "The Village" bewiesen. Diesmal erschöpft sich ihr Beitrag darin, die Kamera über ihr Nymphen-Antlitz schwelgen zu lassen. Ebenfalls eine äusserst sehenswerte Darstellung...
Das einzige was mich nach Ausblenden des Plot-Hintergrunds gestört hat, war die offensichtlich persönliche Abrechnung mit Filmkritikern. Sein Recht dazu in allen Ehren und rückblickend auf "Signs" und seiner ähnlichen Intention vielleicht auch verständlich, aber die Szene wirkte nicht nur deplaziert sowie ungeschickt, es wirft auch einen weiteren Schatten ausgehend von Shyamalans Egozentrik auf diesen wunderschönen Film, der nun wirklich nicht sein musste.
Sei's drum! Wenn man nicht den Fehler macht und wieder auf das irreführende Marketing eines Shyamalan-Films vertraut, das wieder irgendein Mystrie-Spektakel verspricht, wird man sich - besonders mit Kindern - wunderbar unterhalten! Vielleicht nicht Shyamalans bester Film, aber immer noch sein gefühlvollster und ich würde ihn einem "Herr der Ringe" jederzeit vorziehen... Call me Fanboy...

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