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Cleveland Heep ist der Hausmeister eines Apartmentkomplexes und als solcher zuständig für die Erledigung von Reparaturen, die Beilegung von Streitigkeiten zwischen den Bewohnern und Beseitigung von Störungen des Zusammenlebens. Eine solche Störung scheint ein unbekannter nächtlicher Nutzer des hauseigenen Swimmingpools zu sein. Zufällig entdeckt Heep den nächtlichen Störenfried. Zu seiner Überraschung stellt sich die junge Frau als eine Narf vor, ein Wesen aus der blauen, der Wasserwelt. Sie erzählt dem Hausmeister, dass sie erst wieder nach Hause zurückkehren kann, wenn sie einen bestimmten Menschen gefunden hat, der durch sie erleuchtet werden kann. Diese unglaubliche Story wird untermauert durch eine Gute-Nacht-Geschichte, die eine altere asiatische Mieterin erzählt. In dieser Geschichte gibt es aber auch unheimliche Monster, welche die Rückkehr der Narf in ihre Heimat verhindern wollen. Mit Hilfe vieler Bewohner versucht nun Heep, der Narf die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen …

Vorab eine persönliche Bemerkung:
Grundsätzlich mag ich die Filme von M. Night Shyamalan.
Der Grund dafür ist, dass die Filme alle ein ähnliches Schema haben und mir dieses Schema eben zusagt. Das gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, diese Muster wieder zu erkennen und sich daran zu erfreuen. Natürlich besteht dann die Gefahr, dass sich diese Muster abnutzen. Deshalb muss die Geschichte, die der Film erzählt, interessant genug sein und sich auch entscheidend von den anderen absetzen. Und das war bisher immer der Fall.

Wenn ein Regisseur es schafft, unterschiedliche Filme zu drehen, die aber irgendwie alle dasselbe Muster aufweisen, muss man wohl davon sprechen, dass der Regisseur einen eigenen Stil entwickelt hat. Und davon gibt es in der heutigen Zeit nicht viele. Man könnte vielleicht Jean-Pierre Jeunet und Michael Mann als weitere Beispiele nennen, denen das gelungen ist.

M. Night Shyamalan ist es darüber hinaus sogar gelungen, fast ein neues Genre zu schaffen, den Horrorfilm mit langsamem Erzähltempo, einer Botschaft und einer genialen Schlusspointe. Diese Merkmale können natürlich als Bestandteile des Schemas betrachtet werden, das alle Filme von Shyamalan gemeinsam haben. Auch Shyamalans neuster Film, „Das Mädchen aus dem Wasser“ weist fast alle diese Merkmale auf.

Ein weiteres Merkmal fast aller seiner Filme ist, dass die Welt aus einem eigenen Kosmos zu bestehen scheint, der es anderen Menschen nicht ermöglicht, dort einzudringen. Bei „Signs“ war es das Haus der Famile, in „The village“ eben das Dorf und in „Das Mädchen aus dem Wasser“ ist es der Apartment-Komplex.

Außerdem haben alle Filme Shyamalans eine Prämisse, die man als Zuschauer zu akzeptieren hat, um den Film wirklich genießen zu können.
Bei „The sixth sense“ musste man akzeptieren, dass niemand, auch nicht seine Mutter, sich für die Identität des Psychaters zu interessieren scheint, mit der der Junge seine meiste Zeit verbringt.
In „The village“ musste man schlucken, dass keiner der Dorfbewohner wirklich ernsthaft daran interessiert zu sein schien, das Dorf zu verlassen.
Und bei „Das Mädchen aus dem Wasser“ muss man akzeptieren, dass keiner der Bewohner des Apartment-Komplexes die Story, die Story, so interessanterweise der Name der Narf, erzählt, ernsthaft in Zweifel zieht. Alle glauben die Geschichte und versuchen ihren Teil zur Lösung beizutragen.
Wenn man diese Prämisse akzeptiert, kann man sich sehr leicht mit einem der Bewohner, vielleicht mit allen ein bisschen, identifizieren und man ist mitten in der Gute-Nacht-Geschichte.
Getreu der schematischen, aber damit nicht schlechten Inszenierung Shyamalans werden einzelne Bewohner zu Beginn des Films vorgestellt. Und jeder dieser Bewohner, die alle ihre persönlichen Probleme mit sich herumtragen, spielt im Verlaufe der Geschichte eine entscheidende Rolle. Die zu Beginn gebauten Zahnrädchen greifen ineinander.
So wird im Verlaufe der Handlung z. B. ein Deuter gesucht, der in der Lage ist, Vorhersagen zu machen und Wege vorzugeben. Als solcher muss er gut mit Worten umgehen können. Als dieser Deuter wird folgerichtig ein Mann auserkoren, der gut Kreuzworträtsel lösen kann. Und siehe da: Er ist tatsächlich in der Lage, anhand der gelösten Begriffe des Rätsels Vorgaben hinsichtlich des Weiteren Vorgehens zu geben.

Leider nimmt Shyamalan seine Geschichte von der ersten bis zur letzten Minute sehr ernst. Manchmal hätte in solchen Situationen etwas mehr Selbstironie nicht geschadet. Aber die Schauspieler sind gut genug, um solche vielleicht manchmal etwas unfreiwillig komisch wirkenden Szenen zu meistern. Und natürlich sind manche Schlussfolgerungen der Bewohner auch manchmal recht einfach, aber auch das muss man als Zuschauer akzeptieren.

Immer wenn die Geschichte einen Anstoß oder einen neuen Impuls braucht, steht die junge Mitbewohnerin vor Heeps Tür und erzählt im Namen ihrer Mutter ein weiteres Stück der Gute-Nacht-Geschichte, die neue Lösungsansätze bietet. Die ältere asiatische Frau ist gleichsam die Erzählerin, die im Verlaufe der Geschichte interessanterweise auch sonst keine andere Rolle hat.

An dieser Stelle sei eine weitere interessante Figur des Films erwähnt, die ähnlich der asiatischen Erzählerin etwas außerhalb der eigentlichen Geschichte steht. Dabei handelt es sich um einen Buch- bzw. Filmkritiker, der immer mal wieder die Gelegenheit bekommt, das gerade ablaufende Geschehen aus Kritikersicht zu bewerten. Er erläutert dann aus seiner Sicht, wie eine solche fantastische Geschichte im selben Moment weiter gehen sollte.
Anhand des Schicksals des Kritikers scheint Shyamalan nicht nur deutlich machen zu wollen, was er von Kritikern hält, er scheint gleichsam den vielleicht folgenden schlechten Kritiken des Films den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen.
Nur in den Szenen mit der Figur des Kritikers zeigt der Film etwas Ironie, die allerdings auf Kosten der Kritiker geht.

Die Schauspieler halten sich angesichts dieser märchenhaften Geschichte wacker, aber glänzen können sie auch nicht. Paul Giamatti als Hausmeister Heep gibt sein bestes, Bryce Dallas Howard (Sie war schon in Shyamalans Film „The Village“ mit von der Partie.) hat zu wenig Spielraum und die anderen Bewohner können nur in wenigen Szenen ihr können zeigen. Auch M. Night Shyamalan selbst ist diesmal in einer etwas größeren Rolle zu sehen. In seinem nächsten Film sollte er sich wieder nur auf Regie und Buch beschränken, das kann er besser.

„Das Mädchen aus dem Wasser“ ist, wie alle Filme Shyamalans, durch eine gruselige Grundstimmung gekennzeichnet, die neben den computer-adventure-artigen Rätseln, die die Bewohner zu lösen haben, für genügend Spannung sorgt.

Etwas zu penetrant kommt die Botschaft des Films daher. Das mag auch daran liegen, dass diese Botschaft mit dem Hauptthema des Film einhergeht: Jeder hat seine Rolle im Leben, man muss sie nur finden, jeder Mensch ist wichtig, auch wenn man „nur“ Hausmeister ist. Die Botschaft an sich ist sicher richtig, aber sie wird teilweise so aufdringlich präsentiert, als ob man sicher sein wollte, dass auch der letzte Dödel sie kapiert.

Wenn man - wie ich - die Prämisse des Films akzeptieren und sich für märchenhafte Geschichten noch begeistern kann, bekommt man mit „Das Mädchen aus dem Wasser“ eine über weite Stecken spannende, manchmal gruselige, typische Shyamalan-Geschichte zu sehen.
6/10

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