Review

Es kann auch ein Fluch sein, einen Film wie „Sixth Sense“ erschaffen zu haben, denn seitdem erwartet man von M. Night Shyamalan mindestens eine Überraschung, - in welcher Form auch immer.
„Das Mädchen aus dem Wasser“ ist auch eine Überraschung, weil er eben nicht überrascht.
Während sein „Unbreakable“ noch mit einer heftigen Auflösung punkten konnte, bei „Signs“ die Atmosphäre packte, flachte die Begeisterung bei „Village“ schon merklich ab.
Doch dieser Film ist Shyamalans bisheriger Tiefpunkt.

Man kann eine Gutenachtgeschichte erzählen, indem man den Zuschauer in eine lebendige Fabelwelt entführt und mit märchenhaftem Charme verzaubert.
Man kann aber auch eine Schlechtenachtgeschichte erzählen, indem man innerhalb eines Apartment-Komplexes eine Nymphe auftauchen lässt, die Mieter mit Fantasy-Rollen ausstattet, und dafür sorgt, dass die Kleine wieder zurück in ihre Fabelwelt kann.
Nur leider findet man keinen Zugang zu Shyamalans Fantasy-Reich.

Nach etwa einer halben Stunde hat man die Bewohner flüchtig kennen gelernt, im Vordergrund Hausmeister Heep (Paul Giamatti) und die plötzlich aus dem Swimmingpool auftauchende Lady mit dem Namen Story (Bryce Dallas Howard).
Sie will den Menschen zwar durchweg Gutes vermitteln, doch am Ende dreht sich alles um ihre Rückkehr, die von einem werwolfähnlichen Monster unterm Rasen bedroht wird.
Dazwischen muss Hausmeister Heep den Hintergrund ihrer legendenhaften Erscheinung in Erfahrung bringen, was durch eine Asiatin und deren Mutter auf unglaublich nervige Weise geschieht.

Die hochmoralischen Dialoge loten bisweilen die Grenzen des Erträglichen aus, ebenso wie das Schauspiel Shyamalans, der sich selbst eine tragische Figur auf den Leib geschrieben hat und damit viel zu viel Screentime beansprucht, denn überzeugend schauspielern kann der gebürtige Inder nicht.

Ich würde gerne Positiveres über diesen Film berichten als die ewigen Floskeln von versierter Kameraführung und weichen Schnitten, welche Shyamalan zweifelsohne beherrscht.
Doch was bringt ein pathetischer, insgesamt wohlklingender Score, wenn die Geschichte nicht lebendig ist, keine Emotionen beim Zuschauer hervorruft und man mit zahlreichen Fantasyelementen konfrontiert wird, die eher Verwirrung, als märchenhaften Zauber auslösen.
Da ist ein wenig Selbstironie durch einen Filmkritiker zwar erfrischend, aber seine Figur bleibt, wie alle anderen, zu unnahbar.

Immerhin erweist sich B.D. Howard in der Figur der Nymphe als gute Wahl, ihre faszinierenden Augen deuten tatsächlich auf ein Geschöpf aus einer anderen Welt hin, doch ein paar Close-Ups vom Gesicht, ein knappes Hemdchen und ein paar moralinsaure Sätze sind alles, was man von ihr mitbekommt.
Paul Giamatti kann zwar als traumatisierter Hausmeister mit facettenreichen Spiel punkten, doch so richtig ans Herz wächst er einem nicht.
Wie eben der komplette Film, der zu keiner Zeit ans Herz geht.

Mädchen kommt, Mieter schließen sich zusammen (und hinterfragen natürlich zu keiner Zeit den „fabelhaften“ Hintergrund der Rothaarigen) und Mädchen verschwindet mit viel Kitsch.
Wenn jetzt der Hausmeister ganz am Ende von einem feuchten Traum aufgewacht wäre, böte das zwar den ältesten Plot-Twist der Welt, aber immerhin gäbe es einen.

So haben wir eine eigenwillige Geschichte, die zu keiner Zeit anspricht oder gar fesselt.
Die Story ist im doppeldeutigem Sinne kraftlos, die Mythologie der Wasserwesen spricht nicht an und am Ende bleibt nichts haften, außer der Erkenntnis, das Shyamalan offenbar nicht mehr auf den Zuspruch der Zuschauer angewiesen ist, denn anders lässt sich dieses egozentrische Werk nicht erklären.
3,5 von 10 Punkten

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