Review

Wer angesichts des Fake-Trailer-Beitrags „Werewolf Women of the S.S.“ in dem Tarantino/Rodriguez-Projekt Grindhouse (2007) dachte, die Grenze von Trash zu Parodie sei überschritten, wird durch „Der Gen Soldat“ (2006) eindeutig eines Besseren belehrt. Kaum eine Trashuntiefe wird umschifft, klischeeüberladen, ungelenk und natürlich völlig unglaubwürdig führt uns Regisseur David Flores, der es vorher mit „Boa vs. Phyton“ (2004) zu zweifelhaften Ruhm gebracht hatte, durch ein abstruses, aber immerhin atmosphärisch verschneites Szenario. Meiner Meinung nach hätte der Originaltitel „S.S. Doomtrooper“ beibehalten werden sollen, da er die Qualität des Streifens besser erahnen lässt, als der recht unverbindlich „Gen Soldat“.


Inhalt: Im letzten Kriegswinter packen die Deutschen mit dem Rücken zur Wand ihre letzten Geheimwaffen aus. Als die Amis davon Wind bekommen, schicken sie eine Kommandotruppe unter der Führung von Captain Malloy (Corin Nemec), um das Vorhaben zu stoppen. Im Auftrag der Nazis führt der wahnsinnige Dr. Ullmann (Ben Cross) Genexperimente an einheimischen Franzosen durch und schafft so einen mutierten Supersoldaten, der sich unkontrolliert durch Freund- und Feindlinien pflügt.


Ich bin leider für jeden Trash gerne zu haben, schon deshalb zogen mich der Titel „S.S. Stormtrooper“ und die miesen Bewertungen geradezu magisch an, statt mich zu verschrecken. Ich mag diese Streifen, weil dazu prädestinieren sich überheblichen Das-hätte-ja-selbst-ICH-besser-hinbekommen-Fantasien hinzugeben und sehr gut veranschaulichen, was bei einem Film so alles schief laufen kann. Indirekt lernt man durch solche Streifen B-Filme erst zu schätzen, da diese in der Regel mit einem Mindestmaß an Professionalität aufwarten können. Der vorliegende „Gen Soldat“ dagegen sieht so aus, als hätten Regisseur und Drehbuchautor einfach alle Elemente, die ihnen bei modernen und vergangener Kriegs- und Horrorfilme gefallene haben, wahllos aneiandergereiht. Zunächst zur Inszenierung: Das verschneite Szenario, die gefälligen Bauten und Kostüme sowie einige teure Kamerakranschwenks bilden exakt die einzigen Pluspunkte dieses Heulers, obwohl sämtliche Elemente natürlich gnadenlos von „Der Soldat James Ryan“ (1998) und „Band of Brothers“ (2001) abgekupfert worden sind. Überflüssig zu erwähnen, dass sowohl die körnige 15B/sek-Handkamera und die ausgeblichenen Farben in den Vorbilder wesentlicher professioneller eingesetzt worden sind. Apropos Vorbilder: Schon obligatorisch wird dem Endverbraucher als DVD-Bonusmaterial bei allen halbwegs aufwändigen Genrebeiträgen bekanntlich der Besuch der Schauspielercrew in einem Bootcamp mitserviert. Dort lernen sie dann innerhalb von ein, zwei Wochen das Soldatenleben. Von der in meinen Augen recht zweifelhaften Militärwerbung mal ganz abgesehen, scheinen diese Camps ihren Hauptzweck, nämlich die korrekte Darstellung von Soldaten, allerdings durchaus zu erfüllen. „Der Gen Soldat“ ist ein unrühmlicher Beweis für diese These, da sämtliche Darsteller garantiert noch NIEMALS ein Bootcamp besucht haben und infolgedessen als grotesk überzeichnete Karikatur eines Soldaten durch die Gegend marodieren. Wirklich übel nehmen kann man das einem Film, der im Orginal „S.S. Doomtrooper“ heißt, natürlich nicht, denn offensichtlich will der Film nichts anderes als billiger Trash sein. Bei der Figurenzeichnung türmt Regisseur David Flores dann auch genregerecht die Klischees geradezu meterhoch auf: Die Nazischergen rekrutieren sich aus dem loyal ergebenen Kommandanten, den Mengele-mäßig Mad-Scientiest-Verschnitt mit Eva-Braun-Double im Schlepptau und jeder Menge Kanonenfutter – alle grotesk hackenschlagend und bis zur Erschöpfung Sieg-Heil-brüllend. Die Szenen im bösen Führerhauptquartier scheinen dabei auf einer Theaterbühne (inklusive Mauertapete an den Wänden) entstanden zu sein. Die Guten setzen sich aus dem genretypischen dreckigem Dutzend raubeiniger GI’s, einem noch raubeinigeren Engländer, der scharfen Resistance-Mieze und einem unsymphatischem Franzosen, der kurz vorm Ableben noch einsehen darf, wie cool die Amis eigentlich sind, zusammen. Im Kreise der Soldaten findet sich der unvermeidliche Scharfschütze, Sprengmeister, Fahrer und MG-Schütze – fast könnte man meinen, der Drehbuchautor hätte zu viel Kommandos gespielt. Angeführt wird die Chaostruppe von Captain Malloy, der gespielt von Corin-Parker-Lewis-Nemec mutmaßlich das namentliche Zugpferd abgeben soll, aber genauso blass bleibt, wie der Rest des Haufens. Da Nemec wohl auf ewig Der Coole von der Schule bleiben wird, darf sein Private dann auch –Achtung Monsterinsider- naja, wie wohl heißen. Schauspielerisch in den Schatten gestellt werden alle aber vom eigentlichen Star des Films, den ominösen Gen-Soldat, der wie eine Mischung aus der Rohversion von Ang-Lees „Hulk“ (2003) und einem Quake-1-Monster daherkommt. Wer dachte, er hätte nach „Manticore“ (2005) in Bezug auf wirklich schlechte Tricks schon alles gesehen, muss diese Meinung spätestens beim Anblick dieses grobpixeligen und träge animierten CGI-Klotzes revidieren. Nach dem Genuss von „Der Gen Soldat“ habe ich mich ernsthaft gefragt, wie ich mich damals über die schlechte Tricktechnik in Herkules, mit Kevin Sorbo aufregen konnte.
Ob dem Mutantensoldat nun niemals die Munition ausgeht, sein Arm trotz seines beträchtlichem Bizeps aber ganz einfach mit einem normalen Messer abgeschlagen werden kann, ein Scharfschütze lebensmüde aus seiner Deckung springt, um einen anderen Scharfschützen auszuschalten, der ihn wohlgemerkt schon vorher ins Visier genommen hatte, die Deutschen mit einem Panzer herumdüsen, dessen Besatzung nur aus Fahrer und Kommandant zu bestehen scheint, die Amis nach dessen Kaperung Kurs auf das deutsche Hauptquartier nehmen und erst in Sichtweite runterspringen um sich zu verstecken – die Liste an Sinnlosigkeiten ließe sich noch sehr lange fortsetzen. Wer Spaß dabei haben kann, solchen Unsinn zu identifizieren, der kann mit „Der Gen Soldat“ sicherlich eine Menge Freude haben – trotzdem wird deshalb kein guter Film draus. Gnadenpunkte gibt es trotzdem für unfreiwillige Komik am Fließband und einigermaßen stimmungsvolle Sets und Kostüme (lassen wir mal die Titelfigur und das Führerhauptquartier außer Acht).

Daran werde ich mich noch lange erinnern: Der unsagbar schlechte, aber trotzdem titelgebende CGI-Klotz.

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