Der Fluch einer Fortsetzung ist, dass sie immer pompöser und besser als das Original ausfallen, Ersteres ist den Machern ja gelungen, doch mir fehlt hier einfach der Charme. Walt Disney und Jerry Bruckheimer ließen sich hier nicht lumpen und schmissen sagenhafte 225 Millionen für das Sequel heraus. Schon der Erstling aus dem Jahre 2003 war so erfolgreich, doch "Fluch der Karibik 2" toppte diese Einspielergebnisse locker. Regisseur Gore Verbinski bleibt der Reihe treu, direkt im Anschluss inszenierte er auch den dritten Teil. Verbinski machte damals mit Filmen wie "Mäusejagd" oder "Mexican" auf sich aufmerksam, für das Remake "The Time Mashine" stand er später heftig in der Kritik. Doch Bruckheimer, sowie Disney gaben ihm trotzdem die Chance sich bei diesem Großprojekt zu rehabilitieren und das hat Verbinski mit Bravur getan. Das Drehbuch zum Sequel stammt erneut von Ted Elliot (Shrek, Die Maske des Zorro) und und Terry Rossio (Shrek, Deja Vu), hat aber leider seinen Reiz verloren.
Will Turner (Orlando Bloom) will endlich seine Elizabeth (Keira Knightley) heiraten, doch Beide werden wegen Beihilfe zu Jack Sparrows Flucht zum Tode verurteilt. Doch man bietet Will einen Deal an, er soll Jack Sparrow (Johnny Depp) aufspüren und ihm seinen Kompass klauen. Dieser soll zu einer großen Schatztruhe führen, mit deren Besitz man die Macht über alle Meere hätte. Leider ist Jack gerade beschäftigt, denn er schuldet dem krakenähnlichen Davey Jones (Bill Nighy) eine Seele. So opfert er ihm Will, der auf Jones Boot, der Flying Dutchman, seinen totgeglaubten Vater wiederfindet. Währenddessen konnte Elizabeth aus ihrer Gefangenschaft fliehen und sich an Jacks Fersen heften. Jack will die Truhe um jeden Preis, leider hat Jones den Schlüssel und so kommt es bald zum Showdown auf dem offenen Meer.
Gerade Johnny Depps Charakter Jack Sparrow trug das Original auf seinen Schultern. So eine Figur hat es zuvor nie gegeben, zudem brillierte Depp in dieser Rolle. Aber hier hat auch Sparrow seinen Glanz verloren und seine Aktionen verlaufen lang nicht so humorvoll wie im Erstling. Er ist teils richtig hinterhältig geworden, verkauft den armen Will Turner als Sklave an Davey Jones und seine defomierte Mannschaft. Jeder legt hier Jeden über das Kreuz, doch letztenendlich wollen alle nur die Truhe. Die meisten Figuren behält man aus dem Erstling bei, Keira Knightley, Orlando Bloom, Jack Davenport, sowie die Mannschaft der Black Pearl. Die Darsteller hatten auch sichtlich Spass an ihrer Arbeit, denn die Auftritte fallen glaubwürdig, locker und sehr humorvoll aus. Auch Johnny Depp macht seine Sache klasse, aber seinen Charakter kennt der Zuschauer schon, daher kann man in einigen Szenen schon überhaupt nicht mehr lachen. Das Selbe gilt auch für die Kulisse. Exakt die gleichen exotischen Bilder wie im Vorgänger. Schöne Strände, das blaue Meer, grüne Inseln, das kennen wir aber alle schon, da kann Verbinski noch so schöne Aufnahmen auf die Leinwand zaubern. Und außerdem frage ich mich wofür Hans Zimmer hier bezahlt wurde. Der komplette Score aus dem Original wird hier wieder verwertet. Zugegeben, die Musikuntermalung könnte passender und auch besser nicht sein, jedoch wünscht man sich hier und da mal neue Sounds und kommt sich auch leicht veralbert vor. Für so eine Großproduktion schon ein wenig schwach.
Die Story an sich ist ziemlich einfach konstruiert und nimmt sich viel Zeit für die Charaktere. Und das sind verdammt Viele, daher hat die erste Filmhälfte einige Durchhänger, wenn man mal von der tollen Szene mit den Eingeborenen absieht. Richtig Action gibt es erst im langen Finale, da wird mit Waffengekämpft, Schiffe geentert und ein überdimensionaler Krake treibt auch noch sein Umwesen. Das Vieh wurde sehr gut animiert, hier und auch an den großen Schlachten oder besser gesagt Zerstörungsorgien, merkt man, was für ein dickes Budget dahinterstand. Aber nicht nur Krawumm steht im Vordergrund, sondern auch die Figuren entwickeln sich weiter. Will trifft seinen totgeglaubten Vater "Stiefelriehmen Bill" und versöhnt sich mit ihm, in Jack siegt gegen Ende natürlich das Gute und Elizabeth wird dem Zuschauer gegen Ende sogar unsympathisch. Das Ende bietet zwar das Wiedersehen mit einem alten Bekannten, dürfte Vielen aber zu offen sein.
Eigentlich habe ich jetzt fast nur gemeckert, aber "Fluch der Karibik 2" ist trotz aller Kritikpunkte sehr amüsantes Entertainment. Gute Darsteller, eine großartige Ausstattung inklusive Maske und Make up und selbst die vielen CGI Effekte machen Einiges her. Jack Sparrow selbst hat leider viel an Reiz verloren, obwohl Johnny Depp alles gibt. Die erste Filmhälfte ist mir zu actionarm, aber in der zweiten Halbzeit lässt es Verbinski ordentlich krachen. Der Score klingt toll, ist aber ein kleines Ärgernis, da er keine neuen Melodien bietet. Auch die karibische Kulisse hat ein wenig ihren Glanz verloren. Auf jeden Fall vergehen die 145 Minuten wie im Fluge, aber im Bezug auf das Original ist dieses Sequel ein wenig enttäuschend.