Review

Es war in etwa so, als hätte man dem Delling seinen Netzer weggenommen, nur wurde hier einer ganzen Masse ein lieb gewonnener Kinoheld weggenommen: Das Gros des Kinopublikums hatte Captain Jack Sparrow im Sommer 2003 in sein Herz geschlossen. Das merkten nicht nur die Kinobetreiber, das merkten in erster Linie auch die DVD-Händler in der Zeit nach ebendiesem legendären „Summer of 2003“. Die Ankündigung zweier weiterer Teile, die aus der Welt des Captain Jack Sparrow eine der in Hollywood bei Erfolgsfilmen schon standesgemäßen Trilogien machen sollten, folgte dem Erfolg auf den Fuß und wurde von der Fangemeinde mit tosenden Hochgesängen gefeiert. Doch dann drei Jahre Wartezeit. Drei Jahre der Entbehrung. Und schließlich standen die von vielen lang ersehnten Worte in den Gazetten rund um den Erdenball:

Captain Jack is back!

Die Fortsetzung setzt fast nahtlos dort an, wo der erste Teil aufhörte: Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley) werden des Hochverrats beschuldigt, da sie Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) entkommen ließen. Kurzerhand wird Elizabeth in den Kerker geworfen, während Will aufgetragen wird, Sparrow ausfindig zu machen und dessen magischen Kompass zu beschaffen… Damit beginnt eine Odyssee, die nicht nur die Suche nach Jack Sparrow und dessen Kompass bezweckt… denn der legendäre Captain Jack Sparrow hat auch so seine Problemchen…

Klingt ein wenig verworren, ist es auch. Nicht nur, dass das Drehbuch in dem visuellen Kleid, das Gore Verbinski nach der Budgetaufstockung durch Disney seinem zweiten Piraten-Film verpasste, schon fast unterzugehen droht, es wirkt bei genauerer Betrachtung etwas unausgegoren. Schon fast, als hätte man es auf die Schnelle dahingeklatscht, um einen Rahmen für das Verprassen des Mega-Budgets zu erhalten. Dieser Aspekt ist der filmischen Gesamterscheinung „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“ keinesweges zuträglich.

Nichtsdestotrotz gilt:

Wo „Fluch der Karibik“ drauf steht, ist auch „Fluch der Karibik“ drin!

oder anders: Der Unterhaltungswert ist selbstverständlich dennoch enorm hoch! „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“ steht seinem Vorgänger in nichts nach, nein er weiss sogar durch sein bombastischeres, pompöseres Erscheinungsbild zu gefallen; man bekommt es förmlich an allen Ecken und Enden zu spüren: die Kulissen wirken aufgeblähter, die Effekte gereifter und zugleich verspielter und die Hauptdarsteller scheinen mit einer noch größeren Spiellust als im ersten Teil bei der Sache zu sein. Allen voran ist da natürlich Johnny Depp in seiner Paraderolle als Captain Jack Sparrow zu nennen, der herrlich tuntig herumstaksend sein Publikum durch das Abenteuer geleitet, für einen Lacher nach dem anderen sorgt und damit nahtlos an seine Oscar-nominierte Topleistung des ersten Teils anknüpfen kann.

Um es mittels dreier einfacher Fragen auf den Punkt zu bringen:

Kann Gore Verbinskis zweiter Piraten-Streich die Erwartungen der großen Fangemeinde erfüllen? Ist es mehr als nur ein mittelmäßiger Abklatsch des ersten Teils geworden? Können die Zuschauer auch nur annähernd den gleichen Unterhaltungsfaktor erwarten wie bei „Fluch der Karibik“? All diese Fragen können nur mit „Ja!“ beantwortet werden! „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“ ist das Popcorn-Kino-Highlight des Kinosommers 2006, ideale Unterhaltung für jeden, der sich einfach mal ohne großen Anspruch für ein paar Stunden berieseln lassen will… Was will man mehr? Der Cliffhanger am Ende dieses Filmes lässt da nur eine Antwort zu: Sofort und auf der Stelle den dritten Teil der Piraten-Trilogie, der hoffentlich den hohen Qualitäts-Standard der ersten beiden Teile halten kann… 8,5/10

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