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3 Jahre Wartezeit – Captain Jack is back! Mit ihm die gesamte Crew des ersten Teils - Regisseur Gore Verbinski und mehr Produktionsbudget. Bei dem Erfolg, den „Fluch der Karibik“ bei der breiten Masse erzielte, war der zweite Teil aus filmwirtschaftlicher Sicht unumgänglich.

Die Rahmenbedingungen stimmen und so darf Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) wieder einmal abenteuerlich durch die Karibik steuern. Wohin die Reise führt ist zunächst nicht klar. Die erste Hälfte des Films verläuft eher nach dem Muster „Fluch der Sequels“, als überzeugend zu sein. Ein magischer Kompass, die Suche nach einem geheimnisvollen Schlüssel, das Todesurteil für Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley), weil sie Jack seinerzeit unterstützten – verschiedene Notlagen und Interessen führen die drei Hauptprotagonisten letztendlich zusammen, um gemeinsam gegen den widerwärtigen Kapitän der „Flying Dutchman“, Davy Jones (Bill Nighy), zu kämpfen. Viele Handlungsstränge, plattgewalzt auf eineinhalb Stunden, führen letztendlich zu dem entscheidenden, lang gezogenen Endduell gegen Jones und Co.

Die Story ist insofern teilweise ein wenig verworren und weniger geradlinig, aber in diesem Fall leider auch überfrachtet. Schleppende Passagen sind die logische Konsequenz. Erst als die „Flying Dutchman“ ins Spiel kommt, bekommt das Ganze die notwendige Dynamik, um seinem Ruf als spannender Abenteuerfilm gerecht zu werden.

Zweifelsohne, die Handlung ist nicht unbedingt das Wichtigste bei „Fluch der Karibik“. Der erste Teil ist auch nicht mit einer außergewöhnlichen Geschichte ausgestattet, dennoch dient die Story als Rahmen, um den Spaß am Abenteuer zu verspüren.

Wer die storytechnische Problematik verdrängt und in „Monkey Island“-Nostalgie schwelgt, stößt auf das nächste Problem, denn beim zweiten Teil wird deutlich, welchen Pionierbonus das Original innehat. Die tuntig-besoffene Art, wie Jack Sparrow rumsteuert, mag im ersten Teil noch revolutionär gewesen sein, aber beim Sequel ist das Gehabe fast vertraut - zu vertraut, um die gleiche Begeisterung auszulösen. Slapstick und Dialogwitz gibt es dennoch.
Trotzdem verfliegt die Magie und Johnny Depp kann den Verlust nicht alleine kompensieren, gleichwohl er wieder einmal sichtlich Spaß an der Arbeit hat.

Das Problem ist, dass die Piraten-Klischees und die ehemals innovativen Figuren mittlerweile altbekannt sind und beim zweiten Mal nicht mehr als Selbstläufer im Sinne von Unterhaltung funktionieren. Einzig Davy Jones und seine Crew bilden ein innovatives Gegenstück zu den Helden, als „krakenhaft“, eklige Ungeheuer. Obwohl die Kostüme optisch imposant wirken und Bill Nighy als Captain der darin eine überzeugende Leistung zeigt, passt die Figur des verfluchten Captain Barbossa (Geoffrey Rush) letztendlich besser ins Bild der Piratenabenteuer.
Bloom und Knightley komplettieren das Trio der Hautdarsteller mit einer ebenfalls ansprechenden Leistung, ohne dabei besonders in Erscheinung zu treten. Im Schatten von Sparrow bzw. Depp ist es nicht leicht zu glänzen, zumal ihre Charaktere vergleichsweise eher klischeehaft gezeichnet sind.

Das gigantische 200 Millionen Dollar Budget merkt man dem Film vor allem in punkto Optik an. Die Spezialeffekte sind erster Güte, speziell im Zusammenhang mit der „Flying Dutchman“ verschmilzt Realität und Fiktion. Ansonsten glänzen die karibischen Örtlichkeiten mit ihrem natürlich exotischen Charme.

Der Hans Zimmer Score ähnelt sehr dem des Vorgängers. Die Themen sind passend gewählt, Bild und Ton verschmelzen, insofern gibt es keinen Grund zur Beanstandung – neuartiges ist allerdings auch im musikalischen Bereich nicht zu erwarten.

Gegen Ende erlebt man noch einmal eine Überraschung, wenn ein alter Bekannter präsentiert wird. Die Wege für den dritten Teil sind mit einem gelungenen Cliffhanger geebnet. Mehr als ein Lückenfüller war der zweite Teil im Sinne der Handlung allerdings nicht. Der Eindruck vom Fluch des zweiten Teils mag auch hier nicht verpuffen.

Letztendlich mag vieles negativer wirken, als es im Endeffekt ist. Trotz storytechnischer Mängel und Verschleißerscheinungen bei der Magie um Sparrow und Co., bleibt „Fluch der Karibik 2“ eine überdurchschnittlich gute, optisch und technisch beeindruckend visualisierte Phantasie, durch die man sich in Piratennostalgie schwelgend, unterhalten lassen kann. (6/10)

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